Essen. „Call of the Wild: The Angler“ ist eine Angel-Simulation mit Kinderkrankheiten. Doch das Videospiel hat Potenzial und lohnt sich zum Entspannen.
Leise zwitschern die Vögel, Schmetterlinge flattern vorbei und kugelige Pollen flirren im satten Licht der tiefstehenden Sonne. Sanfte Wellen schwappen ans Ufer des großen Sees. Mit einem Plopp landet der Köder am Ende der Angel im kühlen Nass. Lange dauert es nicht, da beißt der erste Fisch an. Ja, es gibt einen neuen Angel-Simulator im großen Teich der Videospiele. Die Macher von „theHunter: Call of the Wild“ wagen sich ans Wasser und wollen mit „Call of the Wild: The Angler“ Fisch-Fans ködern.
Auf den ersten Blick gelingt das ganz gut. Wie bei den „theHunter“-Teilen startet das Spiel mit einem kleinen Rundflug über die Karte und ersten Impressionen vom Angel-Abenteuer. Das „Golden Ridge Reserve“ ist an den amerikanischen Yellowstone-Nationalpark angelehnt, den ältesten der Welt. Saftig grüne Ebenen werden von steilen Felshängen und dichten Wäldern abgelöst. Durchzogen ist die Landschaft von Flüssen, großen Seen und kleinen Teichen. Das Schönste an der abwechslungsreichen Landschaft ist, dass alles erkundet werden kann und soll. „Call of the Wild: The Angler“ nimmt die Spielerinnen und Spieler nämlich mit in eine offene Welt.
Nebenaufgaben halten einen bei „The Angler“ auf Trab
Die gilt es auf verschiedene Art und Weise zu entdecken. Allem voran beim Angeln natürlich. Aber Park-Aufseher Clayton Johnson versorgt Spieler mit Aufgaben. Mal müssen wir ihm helfen, von Käfern befallene Bäume zu entdecken, mal gilt es Aussichtstürme zu erklimmen und mal sollen wir Touristen-Attraktionen wie zum Beispiel Dino-Knochen ausfindig machen.
Solche Aufgaben kennen Spielerinnen und Spieler schon aus „theHunter“. Sie sollen Anreize schaffen, die großzügige Karte zu erkunden und Angler von ihren Stammteichen weglocken.
Hübsche leere Welt
Allerdings – und auch das wissen Kenner des „Call of the Wild“-Universums – sind die Laufwege zu den einzelnen Missionspunkten weit. In „theHunter“ trifft man beim Spaziergang durch die Wildnis immer wieder auf Hirsche, Bison-Herden & Co. Bei „The Angler“ begegnen Spielende jenseits von Gewässern niemandem.
Bei der Testspiel-Session ist nicht ein einziges Wildtier aufgetaucht. Natürlich geht es ums Fischen und um die zu fangenden Fische, aber zumindest Hasen dürften wohl jedem Angler und jeder Anglerin beim Warten auf den nächsten Biss schon mal begegnet sein. Zumal der eine oder andere röhrende Hirsch im Spiel zu hören ist und Schilder am Wegesrand auf freilaufende Bisons aufmerksam machen. Es wäre wirklich toll gewesen, wenn diese Tiere zumindest manchmal auch einen kleinen Gastauftritt in der Landschaft hätten. Bisher wirkt die liebevoll gestaltete Welt oftmals ziemlich leer.
Fische haben eigene Vorlieben und Eigenheiten
Zum Glück für „Call of the Wild: The Angler“ schlummern viele schuppige Schätze unter der Wasseroberfläche. Zwölf verschiedene Fischarten gibt es bisher, angefangen vom blauen Sonnenbarsch über den getüpfelten Gabelwels bis hin zum feuerroten Kokanee-Lachs. Sie alle haben – wie im echten Leben jenseits des Computerbildschirms auch – ihre Vorlieben, Eigenheiten und Lebensräume.
Der Wels ist zum Beispiel eine Nachteule, die sich gern am Grund von Teichen aufhält und mit Vorliebe Brot frisst. Werfen Spielerinnen und Spieler ihre Rute mit Gummi-Köder am Haken bei strahlendem Sonnenschein in der Mitte einer Sees aus, werden sie keine Welse fangen. Dafür wird das Schnappen von Kokanee-Lachsen umso wahrscheinlicher. Nicht nur der Köder und der Ort, an dem die Angel ausgeworfen wird, sind entscheidend, auch die Rute und Schnur. Das leichte Start-Equipment gibt schon beim Sprung einer Regenbogen-Forelle den Geist auf. Doch je mehr kleine Fische wir fangen, desto mehr Münzen bekommen wir und leisten uns schließlich die bessere Ausrüstung bei Sophia Taylor im Laden.
Nach und nach können Nachwuchsangler so größere Fische fangen und damit weitere Missionen erfüllen. Doch nicht nur das: Klingelt die Kasse, rückt auch die Erfüllung des Traums vom eigenen Boot immer näher. Das Freischalten braucht zwar etwas Geduld, bereitet aber keinen allzu großen Aufwand. Zumal das Angeln selbst recht simpel gehalten ist und mit wenigen Mausklicks funktioniert – sprich, wer eine Hardcore-Simulation erwartet, ist hier falsch. Wer sich nach einem langen Arbeitstag entspannen möchte, ist hingegen genau richtig. Übrigens geht das auch mit Freunden zusammen im Multiplayer.
Updates sollen folgen
Alles in allem ist „Call of the Wild: The Angler“ jetzt schon einen Blick wert, obwohl sich viele eingefleischte Fans von „theHunter“ wohl gewünscht hätten, dass man im erfolgreichen Jagd-Spiel einfach zur Angel greifen könnte. In den nächsten Wochen und Monaten wird sich sicherlich noch einiges tun, da auch „theHunter“ stets mit Updates und Erweiterungen versorgt wird. Auf der Agenda der Entwickler steht zum Beispiel die Überarbeitung der Wasserflächen, da diese optisch eher hinterher hinken. Wünschenswert wären außerdem eine lebendige Fauna jenseits des Gewässers und ein Trophäen-System, das uns Fische ausstellen lässt – ähnlich wie es auch in „theHunter“ der Fall ist. Bis dahin, Petri Heil!
>>> INFO: „Call Of The Wild: The Angler“
„Call of the Wild: The Angler“wurde von Expansive Worlds entwickelt und herausgegeben. Erschienen ist es vorerst nur für den PC, Konsolen sollen folgen. Erhältlich ist das Spiel für ca. 30 € und von der USK ab sechs Jahren freigegeben.
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