Essen. „Wii Sports“ für die alte Nintendo-Konsole war ein Riesenerfolg. Nun erscheint der Nachfolger – mit neuen Sportarten und alten Stärken.
Mario, Zelda, Pokémon, Metroid und viele mehr: An prominenten, regelmäßig neu aufgelegten Verkaufsschlagern mangelt es Nintendo wahrlich nicht. Hier und da gelingt dem japanischen Hersteller zusätzlich noch ein Überraschungserfolg. „Wii Sports“ war beim Erscheinen 2006 so einer. Dabei bestand das Spiel nur aus Technikdemos, die ursprünglich angefertigt wurden, um die Bewegungssensoren des damals neuartigen Controllers der Wii-Konsole zu testen.
Anstatt wie bei regulären Videospielen Knöpfe zu drücken, versammelten sich ganze Familien plötzlich regelmäßig vor dem Fernseher und turnten beim Bowling, Boxen oder Tennis wild herum – mit dem Controller in der Hand, der die echten, zumeist schwingenden Bewegungen direkt in die virtuelle Welt übertrug. In den USA und Europa lag das Spiel seinerzeit zum Verkaufsstart der Wii-Konsole kostenlos bei. Das ist beim Nachfolger „Switch Sports“ nicht mehr der Fall. Verständlich, geht das System doch schon in sein sechstes Jahr.
„Switch Sports“: Bloß Platz schaffen vor der Glotze
Der große Vorteil der Nintendo Switch, Spiele auch hochauflösend unterwegs zocken zu können, geht hier flöten. Für „Switch Sports“ braucht man einen Fernseher und möglichst viel Platz vor diesem. Denn ohne Bewegungsdrang und weites Ausholen mit den Gliedmaßen funktioniert hier nichts.
Sechs Disziplinen stehen aktuell zur Auswahl bereit (eine Erweiterung ist geplant, siehe Infokasten), auf Baseball und Boxen haben die Entwickler diesmal verzichtet. Zu Tennis und Bowling gesellen sich diesmal Fußball, Volleyball, Badminton und Chanbara. Bei letzterem handelt es sich um einen Schwertkampf, bei dem der Kontrahent mit gezielten Hieben von einer Plattform ins Wasser geschubst werden muss.
Bedienung nur per Joy-Con-Controller
Der klassische „Pro Controller“ wird von „Switch Sports“ nicht unterstützt, für die Steuerung jeder Disziplin sind die Joy-Cons entscheidend. Die beiden abnehmbaren, normalerweise an den Seiten der Konsole angebrachten Bedienelemente sind wie damals bei der Wii mit Bewegungssensoren ausgestattet. Für die meisten Sportarten reicht einer der beiden Joy-Cons, Links- wie Rechtshänder können sich ihre bevorzugte Seite dann aussuchen.
Zu den etwas komplexer zu kontrollierenden Volleyball, Fußball und Chanbara gibt es gar ein Tutorial. Wer das Spiel im Handel kauft, statt es im Nintendo eShop herunterzuladen, erhält zusätzlich einen Beingurt, der für den „Shootout“, einem an ein Elfmeterschießen angelehnten Untermodus der Fußball-Disziplin, erforderlich ist. Er ermöglicht gar Schüsse durch Bewegungen des rechten oder linken Beins. Präzise Tritte erwiesen sich im Test aber als schwierig.
Muskelkater droht
Erfreulich genau funktionierte hingegen die reguläre Steuerung mit dem Joy-Con in der Hand. Wichtig ist das vor allem beim Bowling. Hier besteht die Möglichkeit, auch auf speziellen Bahnen zu spielen. Diese sind mit Hindernissen wie Bumpern und Löchern ausgestattet, was exakte Schwingungen des Joy-Cons nötig macht, um einen Strike nach dem nächsten einzufahren.
Generell ist vor allem unsportlichen Spielerinnen und Spielern zu empfehlen, zumindest den „starken Arm“ vor Beginn mit einigen Aufwärmübungen zu lockern. Da Schläge, Schüsse und Blocks bei fast allen Sportarten dadurch entstehen, dass man den Joy-Con ruckartig rauf und runter bewegt, droht je nach Spieldauer Muskelkater – manche mögen es je nach bevorzugter Sportart auch „Bowling-Arm“ oder „Tennis-Arm“ nennen. Ja, „Switch Sports“ strengt an, läuft aber gerade im Wettkampf mit menschlichen Mitspielern zur Höchstform auf und ist wie der Wii-Vorgänger bestens für Partys und gesellige Abende geeignet. Einzelgänger können sich zudem in drei Schwierigkeitsgraden mit dem Computer oder im Online-Modus mit Gegnern aus aller Welt messen. Dort sammelt man Punkte, mit denen Klamotten für die eigene, frei gestaltbare Figur gekauft werden.
Vorsicht vor fliegenden Joy-Cons
Technisch liefert Nintendo auf erwartbarem Niveau ab. Die Charaktere sind in knuffiger Comic-Optik gehalten, knallige Farben prägen die Spielfelder, Musik und Klänge erinnern an „Wii Sports“. Alles zweckerfüllend, mit einer Simulation hat das Game sowieso nichts zu tun. „Switch Sports“ will jeden abholen, egal ob Profi-Zocker oder Anfänger.
Ein letzter Hinweis, den Nintendo auch während des Spiels wiederholt einblendet, sei aber Veteranen wie Einsteigern ausdrücklich ans Herz gelegt: Die Joy-Cons sollten mit der beim Konsolenkauf mitgelieferten Schlaufe am Handgelenk befestigt werden. Sonst pfeffert man den Controller im Eifer beim Schwingen womöglich versehentlich gen Fernseher. Erste Geschichten von Spielerinnen und Spielern, die mit derartigen Bewegungen nicht nur die Joy-Cons, sondern auch ihr TV-Gerät zerstörten, verbreiten sich aktuell im Internet – und das würde den kurzweiligen Spaß doch auf unnötige wie schmerzhafte Art und Weise zunichtemachen.
>>> INFO: „Switch Sports“
„Switch Sports“ von Nintendo ist exklusiv für die Nintendo Switch erschienen. Das Spiel ist inklusive Beingurt im Handel für ca. 50 € erhältlich und wurde von der USK ab sechs Jahren freigegeben.
Im Herbst will Nintendo dem Spiel eine kostenlose Erweiterung hinzufügen: Zu den sechs Sportarten gesellt sich dann per Download ein Golf-Modus.
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