Am Wochenende hat Wladimir Putin Mariupol und die Krim besucht. Das soll wohl als Signal der Stärke verstanden werden.
Eigentlich hätte Wladimir Putin auch gleich mit nacktem Oberkörper auf einem Pferd durch die von seinen Soldaten zerschossene Stadt Mariupol traben können. Selten wagt sich der Kremlchef noch aus seinen sicheren Palästen in Moskau heraus – und bei diesem Überraschungsbesuch ging es ihm allein um die durch russische Nachrichtensender transportierte Botschaft: „Ich bin stark. Ich bin nicht isoliert.“ Der 70-Jährige ließ sich dabei filmen, wie er selbst am Steuer den Wagen durch die Straßen lenkte. Und auf der Krim eröffnete er eine Kunstschule für Kinder.
Das war eine groteske Macho-Show, weil sie zu übertünchen versuchte, dass Putin aus eigener Schwäche und ideologischer, weil menschenrechtsferner Unterlegenheit, Russlands Heil in ebenso verantwortungsloser wie brutaler Aggression suchte.
Und das ist an Zynismus nicht zu überbieten, weil sich Putin für den Wiederaufbau feiern lässt, während seine Soldaten anderswo ganze Städte in Schutt und Asche legen. Und er zeigt sich als Freund der Kinder, während er russische Raketen auf ukrainische Familien abfeuern lässt.
Putin wurde per Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen zur Fahndung ausgeschrieben
Am Freitag wurde er per Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen in der Ukraine vom Internationalen Strafgericht zur Fahndung ausgeschrieben. Wenn Putin deutschen Boden betreten würde, müsste er nun festgenommen werden. Das ist unsere Sicht. Die Sicht des Westens, der sich an die Seite der überfallenen Ukrainer gestellt hat. Zur Wahrheit gehört auch, dass es andere Sichtweisen auf der Welt gibt. Auch das müssen wir berücksichtigen, wenn es darum geht, einen Ausweg aus diesem Krieg zu finden.
Heute kommt Chinas Partei- und Staatschef Xi Jinping zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach Moskau. Da treffen sich zwei, die die Menschenrechte mit Füßen treten, die Meinungsfreiheit unterdrücken und bereit sind und scheinen, territoriale Ansprüche mit Kriegen durchzusetzen. Putin erhofft sich von den Chinesen Waffen. Der Westen erhofft sich einen deeskalierenden Einfluss. Auch China spürt inzwischen den wirtschaftlichen Schaden, den dieser Krieg verursacht. Um Demokratie und Freiheit in Europa geht es Xi Jinping sicher nicht. Um Frieden als Grundlage für bessere Geschäfte schon eher.
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