Berlin. Bisher können sich nur bestimmte Personengruppen ein viertes Mal gegen Corona impfen lassen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Bislang ist nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung zweifach geboostert, die meisten Deutschen sind nur dreimal gegen das Coronavirus geimpft. Doch laut Experten könnte schon diesen Sommer eine neue Welle an Infektionen drohen. Damit würde sich die Pandemie-Lage noch vor den kälteren Monaten deutlich verschärfen. Ist deshalb eine vierte Impfung für alle notwendig?
Die Bundesregierung will zumindest allen Bürgerinnen und Bürgern ein Angebot über eine vierte Impfung gegen das Coronavirus machen. Das kündigte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bereits im Mai an. Aktuell ist der zweite Booster aber nur für bestimmte Gruppen zugelassen. Wer ihn jetzt benötigt, welcher Impfstoff verwendet wird und wie gut alle anderen noch geschützt sind – die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
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Corona-Impfung: Wem wird aktuell der vierte Piks empfohlen?
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweite Auffrischimpfung für folgende Gruppen:
- Menschen ab 70 Jahren
- Menschen, die in Alten- und Pflegeheimen leben
- Personen in Einrichtungen der Eingliederungshilfe, die ein Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben
- Menschen, die unter einer Immunschwäche leiden und mindestens fünf Jahre alt sind
- Angestellte in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen, vor allem bei direktem Patientenkontakt
Bei Letzteren gilt die Voraussetzung, dass seit der dritten Impfung mindestens sechs Monate vergangen sind. In begründeten Einzelfällen kann die vierte Impfung aber auch, wie bei allen anderen genannten Personengruppen mit drei Monaten Abstand erfolgen. Gehört man einer dieser Gruppen an, war aber mindestens drei Monate nach dem ersten Booster mit dem Coronavirus infiziert, benötigt man vorerst keine zusätzliche Immunisierung.
Vierte Impfung: Welcher Impfstoff wird verwendet?
Für die zweite Auffrischung werden so wie bei der ersten die mRNA-Impfstoffe empfohlen. Konkret bedeutet das, dass bei der vierten Impfung entweder das Vakzin von Biontech oder von Moderna in der Spritze steckt. Derzeit arbeiten die Unternehmen auch an Impfstoffen, die gezielt gegen die Omikron-Varianten wirken sollen. Diese werden wahrscheinlich im frühen Herbst zugelassen.
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Corona-Impfung: Wo erhält man den zweiten Booster?
Gehört man zu einer der Gruppen, für die die vierte Corona-Impfung empfohlen wird, kann man sich entweder beim Hausarzt oder an zentralen Impfstellen immunisieren lassen. Die Bundesregierung hat zudem beschlossen, dass die Impfzentren am Leben erhalten werden sollen. Dafür stelle der Bund bis zu 100 Millionen Euro monatlich zur Verfügung, erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Zudem solle es im Herbst eine neue Impfkampagne geben.
Geplant sei, dass sich interessierte Bürgerinnen und Bürger bis zum Herbst mit einem Impfstoff ihrer Wahl zum vierten Mal impfen lassen können. Dieses Versprechen der freien Auswahl solle auch gelten, wenn sich alle Interessierten mit demselben Impfstoff impfen lassen wollen - und andere Impfstoffe dann verfallen. „Wenn neue Varianten kommen und neue Impfstoffe, muss man neue Impfstoffe beschaffen, derweil ein Teil der alten Impfstoffe verfällt“, sagte der Minister.
Lauterbach sagte, er halte eine generelle Empfehlung der Ständigen Impfkommission für eine vierte Impfung für „wünschenswert“; allerdings fehle für eine solche Empfehlung derzeit die medizinische Grundlage, da noch lange nicht klar sei, mit welchen Varianten es das Land im Herbst zu tun haben werde.
Vierte Impfung nur für bestimmte Gruppen: Schützt die Impfung noch?
Ein Grund dafür, dass die Fallzahlen derzeit wieder steigen, ist die starke Mutation des Virus. Impfungen, die auf die erste Virusvariante, den sogenannten Wildtyp entwickelt wurden, schützen daher nicht mehr so gut wie früher. Die Antikörper, die nach den Impfungen mit diesen Vakzinen entwickelt wurden, erkennen die neuen Varianten des Coronavirus schlichtweg nicht so gut wie die älteren.
Durchbruchsinfektionen können deshalb häufiger auftreten. Einen schweren Verlauf verhindert die Immunisierung aber immer noch. Gerade bei älteren Menschen reagiert das Immunsystem insgesamt weniger stark auf eine Impfung. Deshalb sind sie nun mit die ersten, die eine vierte Impfung erhalten sollen. Bei Jüngeren hat das Immunsystem meist so gut auf die dritte Impfung reagiert, dass der zweite Booster keine große Veränderung bei der Zahl der Antikörper bringt. (fmg mit dpa/afp)
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Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen.
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