Berlin. Der Spruch „Freie Fahrt für freie Bürger“ ist längst nicht aus der Zeit gefallen. Man muss ihn nur umdeuten, meint Christian Unger.
Es gibt diesen sehr deutschen Spruch: Freie Fahrt für freie Bürger. Aus der Zeit der Ölkrise der 1970er-Jahre, herausposaunt von der Auto-Lobby. Der Spruch ist aus der Zeit gefallen, selbst die Lobbyisten haben sich distanziert. Doch eigentlich muss man ihn nur umdeuten. Freie Fahrt für freie Bürger … mit Bus und Bahn!
Es sind erst Krisen und Notfälle, die Innovation und neue Wege denkbar und möglich machen. Die Politik hat es gewagt: das 9-Euro-Experiment. Aus der Not der Energiekrise heraus, unter dem Druck der Klimakrise. Lesen Sie auch: Nach 9-Euro-Ticket: Das ist das neue Egal-Wohin-Ticket
Klimaschutz mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Es ist ein Erfolg. Allein der Bahnverkehr im Juni ging mit dem günstigen Ticket um mehr als 40 Prozent hoch. Zugleich sank der Verkehr auf den Straßen immerhin leicht. Die Folgen liegen auf der Hand: Kostenlose (oder fast kostenlose) öffentliche Verkehrsmittel schützen das Klima.
Langfristig sind Bus und Bahn der einzig ernstzunehmende Weg hin zu einer Mobilitätswende – und nicht die Tausenden E-Roller, die Städte fluten und über die Fußgänger auf Bürgersteigen stolpern.
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Ausdruck einer gerechteren Gesellschaft
Zugleich ist kostenloser Personennahverkehr sozial. Eine Studie aus Hamburg zeigt, dass Menschen in Stadtteilen mit wenig Geld nicht unbedingt weniger Bus und Bahn fahren. Aber sie nutzen diese Verkehrswege meist nur im Alltag, zum Einkaufen, zur Fahrt zum Amt oder Arzt. Auch interessant: Deutsche Bahn: Wann das 9-Euro-Ticket für den ICE gilt
Mobilitätsgerechtigkeit ist auch eine Frage dessen, was ein Mensch sich vorstellen kann. Eine günstige Fahrt an die Ostsee, einen Ausflug in die Alpen – all das ist in diesem Sommer möglich.
Und am Ende sind Punks auf Sylt lustig, für manche ein Ärgernis – aber vor allem Ausdruck einer gerechteren Gesellschaft, in der Chancen und Möglichkeiten nicht vom Gehaltszettel abhängen.
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