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Steuerunterlagen: Donald Trump als Pleitegeier enttarnt

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Trump muss Steuererklärungen aus sechs Jahren offenlegen

Trump muss Steuererklärungen aus sechs Jahren offenlegen

Ein US-Kongressausschuss hat am Dienstag für die Veröffentlichung der Steuererklärungen von Ex-Präsident Donald Trump aus sechs Jahren gestimmt. Der für Steuerpolitik zuständige Ausschuss des Repräsentantenhauses sprach sich mit 24 zu 16 Stimmen dafür aus, Trumps Steuererklärungen aus den Jahren 2015 bis 2020 zu veröffentlichen. of the US Capitol building

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Washington.  Der Ex-Präsident hat laut den nun veröffentlichten Steuerunterlagen in vier Jahren mehr als viele Millionen Dollar Verlust eingefahren.

Pünktlich zu Silvester muss Donald Trump eine weitere Blamage einstecken: Seit Jahrzehnten prahlt der ehemalige US-Präsident mit seinem angeblichen Milliardenvermögen und unfehlbaren Geschäftssinn. Nun scheinen seine Steuererklärungen Trump als Pleitegeier zu enttarnen.

Wie aus seinen Steuererklärungen von 2015 bis 2020 hervorgeht, hat Trump in vier der Jahre hohe Geschäftsverluste angegeben und praktisch keine Steuern gezahlt. Auch hatte er Auslandskonten in China, Großbritannien, Irland und auf den Jungferninseln." Wegen der tiefroten Zahlen ließ er sich von der Bundesfinanzbehörde Internal Revenue Service (IRS) 2020 sogar 5,5 Millionen Dollar an Rückerstattungen auszahlen.

Das geht aus einem Bericht hervor, der die Steuererklärungen enthält und den nun ein von Demokraten geleiteter Sonderausschuss des Repräsentantenhauses veröffentlicht hat. Trumps Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: "Die linksradikalen Demokraten haben alles zu einer Waffe gemacht, die große Spaltung der USA wird jetzt noch größer werden."

Steuerunterlagen von Donald Trump: Erfolge wie auch Vermögen übertrieben

Seit über drei Jahren hatte das verbissene Tauziehen zwischen den Anwälten des ehemaligen US-Präsidenten, der um jeden Preis die Veröffentlichung seiner Steuerunterlagen verhindern wollte, und den Demokraten im Repräsentantenhaus angedauert. Dabei sind die Enthüllungen kaum überraschend. Schließlich ist Trump dafür bekannt, dass er die eigenen Erfolge als Geschäftsmann ebenso wie sein Privatvermögen übertreibt.

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Nachdem Trump 2016 seine Präsidentschaftskandidatur bekannt gegeben hatte, zauberte er bei einer Wahlkampfveranstaltung ein Papier hervor, das angeblich von seinen Finanzberatern stammte.

Unterm Strich: Trumps Vermögen, das sich zusammensetzte aus zahlreichen Immobilien, Wertpapieren und Bankguthaben, würde sich auf über 10 Milliarden Dollar belaufen, hieß es laut dem einseitigen Dokument. Konkrete Einzelheiten hatte er für das Publikum aus teilweise begeisterten, teilweise skeptischen Anhängern und Reportern zwar keine. Gleichwohl kommentierte er das hauseigene Papier mit den Worten: "Wie Ihr seht, bin ich reich, wirklich verdammt reich!"

Donald Trump: Verluste von fast 63 Millionen Dollar in zwei Jahren

Die Effekthascherei setzte sich während seiner Präsidentschaft fort. So stand Trump 2017 deswegen im Kreuzfeuer der Kritik, weil er sich als erster US-Präsident in der jüngeren Geschichte weigerte, seine Steuererklärungen zu veröffentlichen. Dann aber wurde von einer angeblich anonymen Quelle plötzlich eine Steuerklärung aus dem Jahr 2005 an die Medien lanciert.

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Demnach hatte er in jenem Steuerjahr 150 Millionen Dollar verdient und 38 Millionen an das Finanzamt abgeführt. Das Problem dabei: Das Dokument war mit dem Stempel "Client Copy" versehen. Das ist exakt jener Stempel, den Steuerberater auf jene Kopie drücken, die an den Kunden geht. Ergo muss Trump selbst dahinter gesteckt haben, waren Experten überzeugt.

Also hatte er 2005 womöglich ein gutes Jahr. Anders aber als von 2015 bis 2020. Diese Jahre sind Gegenstand des nunmehr veröffentlichten Berichts. So gab er an, 2015 und 2016 jeweils mehr als 31 Millionen Dollar an "negativem Einkommen" gehabt zu haben. Im Klartext: Verluste von fast 63 Millionen Dollar in zwei Jahren.

"Leaks" zählten im Weißen Haus zur Tagesordnung

2017 und 2020 fielen die Miesen mit insgesamt 17 Millionen nicht ganz so hoch aus, auch blieben der Präsident und First Lady Melania steuerfrei. Lediglich in den beiden dazwischen liegenden Jahren soll Trump seinen Steuererklärungen zufolge schwarze Zahlen geschrieben haben.

Während seiner vier Jahre hatten sich Experten gewundert, dass mit der Ausnahme des mysteriösen Dokuments aus dem Jahr 2005 keine anderen Steuerunterlagen des Präsidenten an die Öffentlichkeit kamen. Schließlich zählten in Trumps Weißen Haus Enthüllungen und sogenannte "leaks" also "Informations-Lecks" praktisch zur Tagesordnung.

Immer wieder gaben ehemalige Mitarbeiter, die entweder zurückgetreten oder von Trump entlassen worden waren, peinliche Informationen an die Medien weiter. Irgendwann müssten auch Einzelheiten zu seinen Finanzen und seiner Steuerehrlichkeit durchsickern, wurde in Washington spekuliert.

Mit der Veröffentlichung der Kongressbericht scheint nun auch der Grund dafür klar zu sein: Obwohl die Steuerbehörde IRS gesetzlich verpflichtet ist, jedes Jahr die Unterlagen eines amtierenden Präsidenten zu prüfen, wurden die Erklärungen der Trumps nur einmal, nämlich im Jahr 2020, zum Gegenstand eines sogenannten "Audit". Das wiederum könnte die Vermutungen vieler Experten bestätigen, die überzeugt sind, dass der ehemalige Präsident den Direktor des IRS unter Druck gesetzt hat, dafür Sorge zu tragen, dass seine Steuerunterlagen streng geheim bleiben.

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