Der Sturm auf das Kapitol jährt sich zum ersten Mal. Doch die Gefahr eines Wiederholungsfalls ist weiterhin hoch, meint Dirk Hautkapp.
Die friedliche Übergabe der Macht gehört zum Fundament eines jeden zivilen Staates. Der 6. Januar 2021 hat alle Illusionen darüber zerstört, dass Amerika, einst „Leuchtturm“ der Demokratie mit globaler Ausstrahlung, diesen Anspruch noch erfüllt.
Die Rekonstruktion des beispiellosen Eklats, den Donald Trump orchestriert hat, ist zwar parlamentarisch noch in vollem Gange. Aber schon jetzt steht fest: Die USA sind vor einem Jahr haarscharf an einem politischen Super-GAU vorbeigeschlittert.
Hätten einige wenige Schlüsselfiguren in Regierung, Militär, Justiz und an der Spitze mancher Bundesstaaten im Sinne Trumps gehandelt, Amerika wäre heute ein anderes Land.
Allein, das allgemeine Bewusstsein, einem Beinahe-Staatsstreich in letzter Minute entkommen zu sein, ist trotz überwältigender Beweise nicht vorhanden.
Donald Trump will wieder ins Weiße Haus
Weite Teile der Bevölkerung verweigern sich den gerichtlich bestätigten Tatsachen: Joe Biden hat „fair and square“ gewonnen – anständig und ehrlich. Millionen folgen stattdessen weiter einem Rattenfänger mit hoher krimineller Energie. Weil die parteipolitischen Gräben in den USA unüberwindbar und viele Menschen noch dazu unverhohlen gewaltbereit sind, ist die Gefahr des Wiederholungsfalls 2024 enorm.
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Donald Trump wird aller Voraussicht nach erneut antreten. Einen zweiten Angriff auf die Grundfesten des Gemeinwesens würden die Vereinigten Staaten nicht überleben.
Darum ist es von existenzieller Bedeutung, dass die Biden-Regierung die Wahlrechtsreform im Senat durchboxt. So könnte wenigstens der Coup im Zeitlupentempo verhindert werden, den die Republikaner gerade inszenieren, um Trump ins Weiße Haus zu bugsieren, auch wenn er wieder an der Wahlurne verlieren würde.
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