Berlin Eine ukrainische Offensive rückt näher. Der "Tag des Sieges" am 9. Mai kommt für Russland ungelegen und fällt eine Nummer kleiner aus.
Ukraine-Krieg, Tag 415. Nichts läuft nach Plan. Kremlchef Wladimir Putin gilt als gesundheitlich angeschlagen; Putschgerüchte aus den innersten Machtzirkeln machen die Runde; in der Ukraine verhärten sich die Fronten: hohe materielle und menschliche Verluste, geringe Geländegewinne. Lesen Sie auch: Wladimir Putin – Neue Spekulationen um Gesundheitszustand
Kein Wunder, dass dem Präsidenten nicht zum Feiern zumute ist: Der 9. Mai – der Tag des Sieges über Nazi-Deutschland – fällt diesmal offenbar eine Nummer kleiner aus. Die amerikanische Denkfabrik Atlantic Council geht von einer Reihe von Absagen aus:
- Keine pompösen Militärparaden in Kursk und Belgorodin;
- ebenso wenig Feierlichkeiten auf der Krim.
Putin: Paraden am 9. Mai sicherheitshalber abgesagt
Über die Gründe wird international viel spekuliert. Offiziell werden aus Russland Sicherheitsbedenken gemeldet. Der Blick auf die Landkarte lässt es plausibel erscheinen. Schließlich liegen Kursk und Belgorod nördlich von Charkiw – also grenznah – und sind damit potenzielle Ziele für die Ukraine.
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Viele Militärexperten rechnen im Frühjahr mit einer Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte. Der Militärökonom Marcus Keupp erwartet sie für Mitte April. Er vermutet, dass die Ukrainer von Saporischja via Melitopol an die Schwarzmeerküste vorstoßen werden. Auf der Krim hat man gute Gründe, statt zu feiern die Verteidigungsstellungen anzugehen.
Dem Kreml fällt es zunehmend schwer, den Krieg zu rechtfertigen
Bedingungslose Zustimmung zur militärischen Spezialoperation ist anders als vor einem Jahr nicht mehr selbstverständlich. Die Rückschläge sind erklärungsbedürftig, erst recht die deutlichen Verluste im Ukraine-Krieg.
Dem britischen Geheimdienst zufolge hat die russische Führung zunehmend Probleme, der eigenen Bevölkerung die militärische Auseinandersetzung zu vermitteln. Zumal am 9. Mai, wenn traditionell der Gefallener gedacht wird. Das könnte Sie auch interessieren: Ukraine-Krieg – Nato-General schockiert mit Opferzahlen
Natürlich hält Putin an der zentralen Parade in Moskau fest. Aufschlussreich wird sein, wie viele Soldaten aufmarschieren und welche Waffen gezeigt werden. Westliche Fachleute gehen davon aus, dass die Russen schon rund 1850 Panzer verloren haben, fast fünf pro Kriegstag. Hinzu kommt der Technologieeffekt, zuletzt mobilisierte man ältere Panzer. Lesen Sie dazu: Putin sorgt mit Sperrmüll-Panzern für Lacher im Netz
Fazit: Nicht alles ist noch vorzeigbar. Von einer Demonstration neuer Stärke kann keine Rede sein. Die ernüchternde Szenerie hat allerdings einen Haken: Den Russen wird am 9. Mai die wachsende Schwäche nicht verborgen bleiben.
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