Berlin. Doppelbesteuerung bei der Rente? Das will die Ampel verhindern. Unsere Tabelle zeigt, wer von der Neuregelung am meisten profitiert.
- Um die Doppelbesteuerung bei der Rente gab es lange Diskussionen
- Nun will die Ampel-Koalition das Problem lösen
- Das könnte dazu führen, dass einige Rentner weniger Steuern zahlen
Die Ampel-Partner SPD, Grüne und FDP wollen etwas gegen eine künftig drohende Doppelbesteuerung der Renten tun. Das haben die drei Regierungsparteien im Koalitionsvertrag festgehalten. „Eine doppelte Rentenbesteuerung werden wir auch in Zukunft vermeiden“, stellen die Ampel-Partner dort klar. Lesen Sie hier: Die Steuererklärung für Rentner ist jetzt stark vereinfacht.
Was die geplanten Änderungen nun konkret bedeuten könnten, hat der Rentenexperte und Finanzmathematiker Werner Siepe in einer Fall-Studie aufgezeigt, über die zuerst die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete. Demnach kann eine entsprechend ausgestaltete Neuregelung der Rentenbesteuerung bei einzelnen Steuerzahlern künftig zu einer Entlastung von insgesamt bis zu etwa 23.500 Euro führen.
Der Steuervorteil bei der Rente hängt vom Geburtsjahrgang ab
Es ist gewissermaßen Geld, das Versicherte ohne die vorgeschlagenen Regeländerungen an den Staat abführen müssten. Den größten Vorteil hat nach der Beispielrechnung der Jahrgang 1975: für Durchschnittsverdiener aus diesem Geburtsjahrgang, die gegenwärtig monatlich etwa 3250 Euro brutto verdienen, führen die Änderungen zu einer potenziellen Steuerentlastung von knapp 12.500 Euro.
Bei Topverdienern, die stets über der Beitragsbemessungsgrenze der Rentenbeiträge liegen (derzeit monatlich 7050 Euro im Westen und 6700 Euro in Ostdeutschland), ergibt sich mit etwa 23.500 Euro ein annähernd doppelt so hoher Steuervorteil.
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Größte Steuervorteil für den Rentenjahrgänge 1975 und 1980
Am zweitbesten schneidet der Jahrgang 1980 ab, mit einem Steuervorteil von etwa 9950 Euro für Durchschnittsverdiener und etwa 18.800 Euro bei Topverdienern. Den geringsten Vorteil haben Angehörigen des Jahrgangs 1960.
Sie haben nach dem Berechnungsmodell einen Vorteil von rund 1500 Euro als Durchschnittsverdiener und von knapp 3000 Euro, wenn sie in der höchsten Gehaltsklasse liegen. Am zweitwenigsten profitieren gesetzlich Rentenversicherte, die 1990 zur Welt kamen. Sie können je nach Verdiensthöhe mit einer Steuerersparnis von 2800 Euro beziehungsweise rund 5300 Euro rechnen.
Jahrgang | Steuervorteil Durchschnittseinkommen | Steuervorteil Spitzeneinkommen |
1960 | 1538 Euro | 2937 Euro |
1965 | 4537 Euro | 8339 Euro |
1970 | 8149 Euro | 15.210 Euro |
1975 | 12.482 Euro | 23.522 Euro |
1980 | 9952 Euro | 18.819 Euro |
1985 | 6762 Euro | 12.727 Euro |
1990 | 2800 Euro | 5259 Euro |
Quelle: Süddeutsche Zeitung/ Werner Siepe
Rente und Doppelbesteuerung: Lindner muss noch liefern
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat zwar noch kein entsprechendes Gesetz vorgelegt. Doch Eckpunkte zur Verhinderung von Doppelbesteuerung stehen fest. So soll etwa der zeitliche Korridor für den Übergang weg von der Besteuerung der Beiträge, hin zu eine Besteuerung der Bezüge, um insgesamt zwei Jahrzehnte gestreckt werden.
Die Renten sollen demnach nicht im Jahr 2040, sondern erst 2060 zu 100 Prozent belastet werden. Heißt: die jährliche Steigerung der Besteuerung wird sich verlangsamen. Es steht aber noch nicht fest, in welcher Höhe die jährlichen Schritte ausfallen werden. Finanzmathematiker Siepe hat für seine Berechnungen eine geschätzte Steigerungsrate von 0,5 Prozent pro Jahr angenommen.
Fest steht hingegen schon, wie die geplanten Steuererleichterung ür die Beiträge aussehen sollen. Lindner plant, dass die Beiträge von Arbeitnehmern an die gesetzliche Rentenversicherung zwei Jahre früher voll steuerlich absetzbar sein, also im Jahr 2023 statt 2025.
System | Die gesetzliche Rente funktioniert nach dem Äquvivalenz- und dem Solidarprinzip. |
Renten-Arten | Grund-, Erwerbsminderungs- und Hinterbliebenenrente |
Ausnahmen | Selbstständige und Freiberufler sind in der Regel von der Versicherungspflicht befreit. |
Finanzierung | Die gesetzliche Rente in Deutschland ist grundsätzlich umlagenfinanziert. |
Probleme | Die Unterfinanzierung resultiert hauptsächlich aus der zunehmend älter werdenden Bevölkerung in Deutschland. |
Drei Säulen | Die Altersvorsorge in Deutschland umfasst die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge. |
Ursprung | Die gesetzliche Rente wurde am 22. Juli 1889 unter Reichskanzler Otto von Bismarck offiziell eingeführt. |
Die Ampel-Koalition orientiert sich an einem Urteil des Bundesfinanzhofs
Die Ampel will verhindern, dass es zu Doppelbesteuerungen kommt, indem Beschäftigte erst Abgaben auf ihre Versicherungsbeiträge und später noch einmal auf ihre ausbezahlte Rente entrichten. Genau eine solche Gefahr für zukünftige Rentenjahrgänge hatte der Bundesfinanzhof im vergangenen Mai in einem viel beachteten Urteil angemahnt.
Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.
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