Berlin 10.000 russische Soldaten laufen Gefahr, in Cherson vom Nachschub abgeschnitten zu werden. Ein Lehrstück über ukrainische Kriegslist.
Während die russischen Truppen im Donbass auf dem Vormarsch sind und Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew seine Bürger zum Verlassen des Kriegsgebiets aufgefordert hat, gelang der Ukraine im Großraum Cherson an der Mündung des Dnipro ins Schwarze Meer ein militärischer Coup.
Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums laufen die Russen dort Gefahr, vom Nachschub abgeschnitten zu werden. Cherson ist einerseits die einzige Provinzhauptstadt, die Russland im Ukraine-Krieg erobern konnte, andererseits aber schwer zu halten. Weil: Waffen, Munition und Lebensmittel müssen über eine längere Distanz und über den Dnipro und seinen Nebenflüssen transportiert werden.
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Offenbar hat die Ukraine wichtige Brücken unpassierbar gemacht, Straßen und Eisenbahnlinien zerstört. Dazu sind die ukrainischen Militärs fähig seit die USA sie mit modernsten Raketenwerfern des Typs Himars ausgerüstet haben. Seither können sie punktgenau mit gesteuerter Munition eine Brücke nach der anderen zerstören.
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Die Russen haben schätzungsweise 10.000 Soldaten in der Region Cherson stationiert, logistisch: eine riesige Herausforderung. Nach britischen Angaben behelfen sie sich aktuelll mit Pontonbrücken. Die Strategie der Ukraine besteht darin, sich gerade nicht auf Gefechte einzulassen, sondern den Gegner zum Rückzug zu zwingen.
Ukraine-Krieg: Werden die Russen zum Rückzug genötigt?
Es geht um ein recht großes Gebiet mit einer Fläche von über 5.000 Quadratkilometern. Aktuell haben die Russen nur die Wahl zwischen verschiedenen Übeln: Große Umwege für den Nachschub oder große Risiken, denn die Pontonbrücken sind ein leichtes Ziel für die Ukraine.
Die neue Lage ist ein Lehrbeispiel dafür, wie die Lieferungen von westlichen Waffen mit längerer Reichweite und größerer Präzision die Kräfteverhältnisse in diesem Krieg verändert haben – zumindest im Süden. Das ist strategisch deswegen relevant, weil viele Fachleute davon ausgehen, dass Russland womöglich schon im August den gesamten Donbass unter seiner Kontrolle bringen wird. Es gilt als das Minimalziel für Kremlchef Wladimir Putin. Da stellt sich die Frage, worauf er sich danach fokussieren will.
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Die naheliegende Stoßrichtung für die nächste Angriffswelle wären dann Odessa und der gesamte Süden, um die Ukraine vom schwarzen Meer abzuschneiden und einen Korridor bis zur Grenze nach Moldawien zu schaffen. Das aber würde voraussetzen, dass sie eben Cherson halten und den Nachschub sichern können.
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