Berlin. Der Raketeneinschlag hat Ängste vor einer Ausweitung des Krieges wach werden lassen. Diese Lehren kann man aus dem Vorfall ziehen.
Die Angst vor einer Ausweitung des Krieges in der Ukraine begleitet viele Menschen seit Beginn des russischen Überfalls. Nie schien eine Eskalation so nah wie in den ersten Stunden nach dem Raketeneinschlag in Polen. Ein gezielter russischer Angriff auf den osteuropäischen Nato-Staat hätte nicht umgehend zu einem militärischen Gegenschlag des Militärbündnisses geführt. Die Gefahr einer Eskalation der Lage über die Ukraine hinaus wäre aber enorm gewesen.
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Inzwischen zeichnet sich ab, dass vermutlich eine ukrainische Luftabwehrrakete kurz hinter der polnischen Grenze einschlug und zwei Menschen tötete. Es handelt sich wohl um einen Unfall. Das ist bei all der Tragik und trotz des unverändert großen Leids in der Ukraine eine Nachricht, die durchatmen lässt. Vier Lehren lassen sich zum jetzigen Zeitpunkt aus den Ereignissen ziehen.
Raketeneinschlag in Polen: Das sind die vier Lehren aus dem Vorfall
Besonnenheit ist Pflicht: In den westlichen Staaten hat Russlands Machthaber und oberster Kriegsherr durch seine Lügen und seine Skrupellosigkeit jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Jede Aussage des Kremls wird mit einem Fragezeichen versehen. Auch militärisch ist Putin alles zuzutrauen: Das beweisen die entdeckten Massaker in befreiten Gebieten, die Kampfhandlungen nahe der ukrainischen Atomkraftwerke oder die Attacken auf Wohngebiete.
Vor diesem Hintergrund ist der polnischen Regierung ihre Besonnenheit hoch anzurechnen, mit der sie nach Bekanntwerden des Beschusses reagierte. Die Führung in Warschau hielt sich mit Schuldzuweisungen ebenso zurück wie mit voreiligen und ungesicherten Darstellungen des Vorgangs nahe der Grenze zur Ukraine. Die bisherigen Erkenntnisse zeigen, wie richtig sie damit lag.
Ukraine beschuldigte schnell Russland
Vorsicht muss auch für die Ukraine gelten: Das gegenteilige Bild gaben die Verantwortlichen in Kiew ab. Präsident Wolodymyr Selenskyj beschuldigte Russland schnell eines Raketenangriffs. Auch der frühere Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk war mit dem Vorwurf eines „gezielten“ russischen Angriffs in Polen rasch bei der Sache.
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Nach all dem Terror, mit dem Russland die Ukraine überzogen hat, sind solche Reaktionen verständlich. Ebenso die Forderung nach einer stärkeren militärischen Unterstützung. Der ukrainischen Führung muss aber bewusst sein, wie gefährlich solche unbewiesenen Schuldzuweisungen sind.
Russland trägt die Verantwortung
Russlands Mitschuld muss klar benannt werden: Auch wenn weitere Untersuchungen die Annahme bestätigen, dass eine ukrainische Rakete in Polen einschlug, trägt nur ein Akteur die Verantwortung für die Ereignisse: Russland – und niemand sonst. Vor dem Vorfall in Polen feuerte Russland an die 100 Raketen auf die Ukraine ab. Putin führt einen Krieg gegen zivile Ziele, er will die Strom- und Gasversorgung vor dem Winter zerstören. Dieser Terror gegen die Menschen in der Ukraine zwingt das Land nicht nur zur Selbstverteidigung, Putins Krieg bringt auch angrenzende Staaten in Gefahr.
Geschlossenheit macht stark: Nach den beunruhigenden Nachrichten aus Polen blieb die internationale Reaktion ruhig und abgestimmt. Staatschef Andrzej Duda telefonierte umgehend mit US-Präsident Joe Biden, der sich beim G20-Gipfel in Bali aufhielt und dort die Verbündeten informierte. Die einstimmige Botschaft war: Ruhe bewahren, Fakten schaffen. Dieses Zeichen der Stärke beruhigte die Lage schnell.
Geschlossenheit macht stark
Auf der anderen Seite gelang es den westlichen Staaten, dass der G20-Gipfel mit einer klaren Verurteilung der russischen Aggression gegen die Ukraine endete. Das Zusammenstehen der Weltgemeinschaft hilft der Ukraine – und isoliert Russland.
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Dieser Artikel erschien zuerst bei morgenpost.de.
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