Essen. Mit Gaunerzinken markieren Einbrecher potenzielle Ziele. Auch neue Formen haben sie entwickelt. Wie diese aussehen und wo sie gefunden wurden.
- Gaunerzinken sind Symbole, mit denen sich Einbrecher Hinweise über Wohnungen und Häuser geben.
- Die Zeichen werden unauffällig an Hauswänden, dem Gartenzaun, Garagen oder in der Umgebung angebracht.
- Entdeckt ein Anwohner einen Gaunerzinken, sollte er die Polizei rufen, rät Polizeioberkommissar Matthias Werk
Ein Kreuz an der Wand, eine gezackte Linie am Briefkasten oder ein Dreieck am Zaun. All diese Symbole können darauf hinweisen, dass das Haus eventuell von Einbrechern beobachtet wurde. Denn: Es kann sich dabei um sogenannte Gaunerzinken handeln.
Gaunerzinken sind eine Geheimsprache unter Einbrechern. Mit Hilfe von aufgemalten oder eingeritzten Symbolen am Haus oder in der Umgebung verständigen sich diese untereinander und geben sich Hinweise. Oftmals sind die Zeichen unauffällig angebracht.
Gaunerzinken: So sehen Sie aus und das bedeuten sie
Eine genaue Leitlinie, welches Zeichen was bedeutet, gebe es aber nicht, erklärt Matthias Werk, Polizeioberkommissar aus Essen. Es sei auch möglich, dass sich Tätergruppen eigene Symbole und Bedeutungen überlegen.
Neue Formen der Gaunerzinken im Ruhrgebiet gefunden
Mittlerweile gebe es aber nicht mehr nur die klassischen Zeichen, die aufgemalt oder eingeritzt werden. So werde beispielsweise Klebeband genutzt, um zu prüfen, ob in den letzten Tagen jemand zuhause war. Dieses wird über das Schlüsselloch geklebt, heißt es auf dem Vergleichsportal Verivox. Ist dies auch noch nach wenigen Tagen unbeschädigt, weiß der Einbrecher, dass länger niemand mehr die Tür geöffnet hat.
Genauso verhält es sich mit einem Plastikstreifen, der zwischen die Haustür und den Türrahmen geklemmt wird. Schon 2015 warnte die Polizei Mainz vor dieser Methode.
In Mülheim an der Ruhr kam es in jüngster Vergangenheit zu Einbrüchen. Die Polizei fand an beiden Einbruchszielen in Menden-Holthausen Hinweise auf zuvor platzierte moderne Gaunerzinken, teilt die Behörde mit. Auch in Mülheim-Speldorf wurden solche Markierungen gefunden. Unbekannte haben Zahnstocher oder Blätter von Bäumen in die Rolläden oder zwischen Zarge und Tür geklemmt sowie in Papier gewickelte Steine vor die Haustür gelegt.
Moderne Gaunerzinken: Neue Zeichen und ihre Bedeutung
Das ist aber noch längst nicht alles: Auch andere Tricks haben sich Einbrecher überlegt. Zum Beispiel das Verrücken von Mülltonnen oder Gartenmöbeln. Das sei eine Methode, die vor allem bei Einfamilienhäusern angewandt wird, erklärt Werk. Sind die Gegenstände auch am nächsten Tag noch an dieser Stelle, kann das ein Hinweis sein, dass niemand zuhause ist.
Auch das Hinlegen von Gegenständen, wie Steinen, Blumen oder Ästen vor die Haustür, nutzen Personen, die ein Haus auskundschaften, heißt es bei Verivox. Viele Einbrecher würden sich aber vermutlich eher über moderne Kommunikationsmittel untereinander verständigen, meint der Essener Polizeioberkommissar Werk.
Gaunerzinken am Haus: Was ist zu tun?
Werk gibt Tipps, was zu tun, ist, sollte ein Symbol gefunden werden: „Wenn Anwohner verdächtige Zeichen oder Markierungen feststellen, sollten sie umgehend Kontakt zur Polizei aufnehmen.“ Die Beamten bewerten den jeweiligen Einzelfall sowie die Symbole.
Für das eigene Sicherheitsgefühl können die Zeichen anschließend entfernt werden. Auch Fotos von den Symbolen können sinnvoll sein, heißt es auf dem Präventionsportal der Gewerkschaft der Polizei.
"Warchalking" als neues Symbol für digitalen Einbruch
Aber nicht nur einen Einstieg in Wohnungen oder Häuser streben Einbrecher an. Mit Hilfe des sogenannten Warchalkings kennzeichnen Personen öffentliche oder geschlossene WLAN-Netzwerke, um digital einzubrechen, heißt es auf der Internetseite Heim und Haus.
Zwei entgegengesetzte Halbkreise bedeuten, dass es einen offenen Internetzugang gibt. Ist der Kreis geschlossen, ist das WLAN gesichert. Oftmals wird dann auch das Passwort in einer Geheimsprache übermittelt. So können Täter die mobilen Geräte ausspionieren und persönliche Daten abgreifen.
Haus absichern: Darauf sollte geachtet werden
Wer in den Urlaub fährt, sollte sein zuhause im Voraus absichern. Die Nachbarn sollten über den Urlaub informiert und, wenn möglich, gebeten werden, den Briefkasten regelmäßig zu leeren, heißt es auf der Internetseite der Polizei des Kreis Viersen. Denn: Ein voller Briefkasten ist für potenzielle Einbrecher ein Hinweis, dass niemand zuhause ist.
Außerdem sollten die Rollladen nicht dauerhaft unten sein. Mit Hilfe von Zeitschaltuhren können elektrische Rollläden programmiert werden. Diese können auch genutzt werden, um Lichter zu steuern. Sind diese abends an, wird einem möglichen Einbrecher ebenfalls signalisiert, dass jemand zuhause sei.
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