Halver. Suche nach einem Grab für hochradioaktiven Atommüll. Klaus Brunsmeier aus Halver, BUND-Vorstandsmitglied, gehört dem Nationalen Begleitgremium an
Ende März will der Bundestag die Novelle des Gesetzes zur Suche eines Standortes für ein Endlager hochradioaktiven Atommülls verabschieden. Klaus Brunsmeier aus Halver, Mitglied im Bundesvorstand des Bundes für Umwelt und Naturschutzes (BUND), gehört auf Berufung von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) dem neunköpfigen Nationalen Begleitgremium an. Es soll die Standortsuche unabhängig begleiten und die Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Umsetzung des Verfahrens sichern.
Welche Voraussetzungen muss der Standort erfüllen?
Klaus Brunsmeier: Wir brauchen eine Lagerstätte, die für einen Zeitraum von einer Million Jahren die bestmögliche Sicherheit gewährleistet.
Ein unvorstellbarer Zeitraum...
Ja. Deshalb schlagen wir ein sich selbst hinterfragendes reversibles Verfahren mit der Möglichkeit von Rücksprungen und einer Rückholbarkeit in den ersten 500 Jahren vor. Die notwendige Technik muss ständig auf den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik überprüft werden. Es darf nicht sein, dass die Kontrolle über den Standort wie in Morsleben oder in der Asse entgleitet.
Nicht die einzige Bedingung?
Nein. Es ist auch ein gesellschaftliches Problem. Der Standort muss sicherer sein als die Gesellschaft. Schauen wir uns die politische Lage in der Welt an. Hier ist viel in Bewegung. Das Atommülllager darf nicht instrumentalisiert werden.
Wo gehen die Vorstellungen hin?
Der Vorschlag ist ein tiefengeologisches Lager in Ton-, Salz- oder Kristallingestein, wenn es sich in den vergangenen eine Million Jahren nicht verändert hat. Das lässt sich wissenschaftlich nachweisen.
Über welche Mengen reden wir?
Die Suche konzentriert sich auf die hoch radioaktiven Abfälle, die 27 000 Kubikmeter in 2000 Castoren betragen. Es fehlt nach wie vor ein geordnetes Verfahren, wie mit den schwach und mittel radioaktiven Abfällen umgegangen wird. Dabei geht es um weitere 300 000 Kubikmeter, die nicht im Schacht Konrad in Salzgitter gelagert werden können. Das sind derzeit 100 000 Kubikmeter abgereichertes Uran aus Gronau und geschätzte 200 000 aus der erforderlichen Räumung der havarierten Asse in Niedersachsen. Auch ist der Verbleib des radioaktiven Mülls, der im Forschungszentrum Jülich angefallen ist, bislang nicht geklärt.
Gorleben als Endlager spielt keine Rolle mehr?
Aus meiner Sicht funktioniert es nicht, den Standort Gorleben im Verfahren zu lassen, ohne dass dies eine massive Belastung darstellt. Ein sauberes Verfahren ist so nicht möglich. Das Festhalten daran hat das Verfahren jetzt schon erheblich verzögert. Auch wird der angestrebte gesellschaftliche Konsens mit Gorleben nicht möglich sein.
Wer will Atommüll vor Tür?
Niemand. Ganz gleich wo, Widerstand wird es geben. Es muss möglicherweise am Ende auch gegen die Menschen durchgesetzt werden, die da wohnen. Die ersten Landräte in Bayern und Sachsen formieren sich jetzt schon. Ziel muss es sein, dass Kommune und Kreis am Standort profitieren, weil sie eine große gesamtgesellschaftliche Verantwortung tragen. Sie dürfen niemals als die Deppen der Nation dastehen, sondern müssen eine hohe Anerkennung erhalten.
Wie soll das erreicht werden?
Die Bürgerinnen und Bürger dürfen bei der Suche nicht ausgeschlossen werden. Ohne Transparenz und Offenheit kann das Verfahren nicht gelingen. Auch muss jeder die Chance einer gerichtlichen Überprüfung haben. Deshalb habe ich mich zum Beispiel für eine Bremse für den Streitwert bei 30 000 Euro eingesetzt. Wenn es um 100 Milliarden Euro für ein Endlager geht, kann kein Normalsterblicher klagen.
Werden Sie das Ende der Suche des Standortes erleben?
Ich wage die Behauptung, ich werde die Entscheidung nicht erleben, dafür viele Schritte auf dem Weg dahin. Bundesumweltministerin Hendricks geht von einer Inbetriebnahme 2050 aus. Das ist nicht so weit weg, wenn man sich vor Augen führt, dass das Endlager auf Ewigkeit angelegt werden soll.
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