Borussia Dortmund

BVB: Chefkritiker Mats Hummels drängt ins WM-Aufgebot

| Lesedauer: 4 Minuten
Remis gegen ManCity: BVB im Achtelfinale

Remis gegen ManCity: BVB im Achtelfinale

Borussia Dortmund hat dem englischen Fußballmeister Manchester City in der Champions League am vorletzten Spieltag der Gruppenphase einen Punkt abgetrotzt und vorzeitig das Achtelfinale erreicht. Beim Wiedersehen mit seinem früheren Stürmer Erling Haaland kam der BVB im eigenen Stadion zu einem torlosen Remis, damit ist dem Bundesligisten Platz zwei in Gruppe G sicher.

Video: Sport
Beschreibung anzeigen

Dortmund.  Abwehrchef Mats Hummels ist bester BVB-Spieler gegen Manchester City. Mit zuletzt starken Leistungen macht er Druck auf den Bundestrainer.

Ganz am Ende war Mats Hummels dann doch kurzzeitig überfordert. Beim Verlassen des Feldes hatte ihm ein Uefa-Mitarbeiter eine kleine Trophäe in die Hand gedrückt, einen aus glänzenden Sternen zusammengesetzten Ball, auf dessen Sockel „Player of the match“ stand, also: Spieler des Spiels. Und nun sollte Hummels sich für ein Foto aufstellen. „Wie steht man damit, ich habe noch nie so ein Ding geholt“, witzelte der Abwehrchef von Borussia Dortmund, da erschien Jude Bellingham in seinem Rücken. „Gut so, Bruder“, lobte er mit einem Schulterklopfen.

Der 19-jährige Bellingham hat Erfahrung mit solchen Auszeichnungen, er hat sie zuletzt meist erhalten – aber nach dem 0:0 im Champions-League-Spiel gegen Manchester City, das dem BVB den Einzug ins Achtelfinale sicherte, konnte niemand anders als der 33-jährige Mats Hummels gewählt werden.

BVB-Abwehrchef Mats Hummels schaltet Erling Haaland aus

Er war hauptverantwortlich dafür gewesen, dass der BVB die aktuell wohl beste Mannschaft der Welt in Schach gehalten hatte. Citys Offensive ist für den Gegner ein vielköpfiges Monster, man weiß nie genau, wer als nächstes zubeißt – und die schärfsten Zähne hat Erling Haaland. Der Norweger, der im Sommer vom BVB nach Manchester übersiedelte und in 16 Pflichtspielen schon 22 Tore erzielt hat. Auf ihn richten sich die Blicke bei der Rückkehr nach Dortmund, insbesondere die Blicke des Abwehrchefs. „Mats war extrem heiß, das hat man gesehen“, verriet BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl.

Hummels hatte einiges zu beweisen, nachdem er zuletzt mehrfach mit Generalkritik an der Mannschaft aufgefallen war. „Wenn ich so kritisiere, muss man auch erwarten, dass ich leistungstechnisch und von der Art her vorangehe“, sagte der Innenverteidiger nun selbst.

BVB: Diesmal gab es ganz viel Lob von Mats Hummels

Und das tat er mit Zweikampfstärke, Timing und hervorragendem Stellungsspiel: Nur 13 Ballkontakte und ein harmloses Torschüsschen konnte Haaland zur Pause vorweisen, danach blieb er draußen – und Hummels bremste auch dessen Kollegen ein. „Er hat Erling gar nicht zur Entfaltung kommen lassen“, lobte Kehl. Auch Hummels verteilte reichlich Lob: an Gregor Kobel, der einen Elfmeter von Riyad Mahrez und noch einiges mehr hielt, an Emre Can, der sich in jeden Zweikampf warf und an Karim Adeyemi, der „70 Minuten ackerte wie ein Stier“.

Adeyemi war zuletzt ein Hauptadressat gewesen, als Hummels die Entscheidungsfindung seiner Kollegen scharf kritisierte. Das kam nicht überall im Klub gut an: Einige Mitspieler meinten, man solle das doch lieber intern behandeln und ähnliches vermittelte auch die sportliche Führung um Kehl und Trainer Edin Terzic dem Vizekapitän. Andererseits sind Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Berater Matthias Sammer große Freunde von Hummels’ direkter Art.

Mehr BVB-News lesen Sie hier

Vor allem aber sind sie Freunde des Abwehrspiels des Routiniers, der alle Abgesänge nach den Verpflichtungen von Niklas Süle und Nico Schlotterbeck Lügen gestraft hat. Einen derart fitten, konstanten Hummels hat man lange nicht gesehen – das dürfte auch Nationaltrainer Hansi Flick nicht verborgen bleiben. Der plant für die Weltmeisterschaft eigentlich mit Süle und Antonio Rüdiger im Abwehrzentrum sowie Schlotterbeck als erstem Ersatzmann. Die Tür für Hummels schien zu, aber er rennt beharrlich dagegen an. Ins maximal 55 Mann starke vorläufige Aufgebot hat er es geschafft – aber geht da noch mehr?

Comeback von BVB-Star Mats Hummels? Schwierige Entscheidung für Flick

Der 33-Jährige ist nicht der Schnellste, das ist sein größtes Manko. Aber das konnte er mit seinem Spielgefühl auch gegen den Topsprinter Haaland kompensieren. „Ich muss logischerweise einen Schritt früher loslaufen als andere gegen ihn“, erklärte er.

Kann der Bundestrainer wirklich auf diese Klasse und Routine verzichten? „Die Entscheidung wird Hansi Flick treffen müssen“, sagte Kehl. „Aber Mats macht sie ihm richtig schwer.“ Und den Umgang mit individuellen Auszeichnungen wird er sicher auch noch lernen.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: BVB