Ennepe-Süd. Die Bezirksliga-Saison in der Gruppe 6 ist was für die Geschichtsbücher. Wir werfen einen Blick auf eine wilde Saison der drei Südkreis-Vertreter
Die Saison in der Fußball-Bezirksliga, Gruppe 6, ist aus Südkreis-Sicht überaus erfolgreich verlaufen. Die drei heimischen Vertreter belegten allesamt einstellige Tabellenplätze. Dabei gab es für sie durchaus auch schwierige Phasen zu überstehen. Wir ziehen die Saison-Bilanz.
FSV Gevelsberg
Die Bachtaler feierten die erfolgreichste Saison ihrer Vereinsgeschichte. Auch wenn sie nachträglich noch durch ein Spruchkammerurteil wegen des Abbruchs der Partie zwischen den SF Hüingsen und TuS Neuenrade um die Vizemeisterschaft gebracht wurden (wir berichteten), beendeten sie eine Spielzeit noch nie mit Platz drei oder besser. Dem Erfolg tut das keinen Abbruch. „Ich bin soooo wahnsinnig stolz auf die Jungs“, freute sich auch Trainer Wolfgang Hamann, der die letzten beiden Spiele wegen eines Unfalls nicht miterleben konnte, in einer WhatsApp-Message.
Dabei hatten die Gevelsberger eine recht konstante Saison gespielt, waren in der Tabelle nie unter Rang sechs gerutscht und hatten seit dem 18. Spieltag den dritten Platz „gepachtet“. Erfolgsgarant war zweifellos die FSV-Offensive, die mit 87 Treffern nach Meister Kiersper SC (99 Tore) die torhungrigste der Liga war. Nicht umsonst ging die Torjägerkrone auch an einen Gevelsberger: Mathias Schoger. Aber auch die Abwehr machte bei 45 Gegentreffern in 28 Spielen wahrlich keinen schlechten Job.
Blau-Weiß Voerde
Zum ersten mal seit dem Aufstieg 2017 musste in dieser Saison am Tanneneck um den Klassenverbleib gebangt werden. Nach dem ersten, fünften und 13. Spieltag fanden sich die Höhendörfler auf einem Abstiegsplatz wieder. Danach ging es aber stetig bergauf. Bis auf den 27. Spieltag belegte die Mannschaft um Top-Torjäger Nico Hryn, der mit 18 ein Viertel der 72 Voerder Treffer erzielte, seit dem 21. Spieltag den siebten Tabellenplatz.
Viele Verletzungen prägten die Saison für die Voerder, die immer wieder auch auf Akteure aus der zweiten Mannschaft zurückgreifen und sogar die beiden Trainer Marco Polo und Dimitrios Ropkas einsetzen mussten. Schmerzhaft waren vor allem die länger dauernden Ausfälle von „Korsettstangen“ des Teams wie Marc Kiewitt, Flemming Monse oder Tobias Schipnik. Einmal mehr zeigte sich hier als Pluspunkt aber der Zusammenhalt, der das Team seit jeher auszeichnet. Das Motto „einer für alle, alle für einen“ wird am Tanneneck mit Leben gefüllt.
VfB Schwelm
Für die Kreisstädter gab es am Ende einer Zittersaison ein Happy-End. Trainer Markus Dönninghaus, der schon nach dem Weggang von Marco Menge in der vorherigen Spielzeit, die nach sechs Partien abgebrochen worden war, eine Art „Himmelfahrtskommando“ übernommen hatte, startete mit einem knappen Kader in die Saison. 18 Namen standen auf seiner Spielerliste. „Wir wollen guten, attraktiven Fußball spielen“, gab er dennoch selbstbewusst. Doch zahlreiche Verletzungen, die dafür sorgten, dass nicht die Trainingsleistung die Aufstellung bestimmte, sondern die Frage „Wer kann überhaupt spielen?“, raubte Dönninghaus, der immerhin schon in der Oberliga trainiert hat, am Ende den Nerv. Er warf hin, sein zum Nachfolger beförderter Co-Trainer Biniam Ghebremeskalnutzte die Winterpause, um den Kader quantitativ und qualitativ aufzurüsten. Am Tabellenstand änderte sich nicht viel, das Abstiegsgespenst schwebte weiter über der Brunnen-Arena.
Die vielen neuen Veränderungen im Kader, zehn Zugängen standen sieben Abgänge gegenüber, mussten erst integriert werden. Doch dem VfB-Vorstand riss Ende März der Geduldsfaden, er holte den nächsten Coach. Und Sascha Odina sorgte, wie Steffen Baumgart beim 1. FC Köln mit viel Bewegung und Zurufen von der Seitenlinie endlich für den erhofften Aufschwung. Zwar schwankten die Leistungen zunächst stark, doch am Ende stabilisierte sich das Team – nicht zuletzt durch die Reaktivierung der Routiniers Deniz Temel und Nermin Jonuzi. Der Lohn: der achte Rang im Endklassement – besser hatte der VfB im gesamten Saisonverlauf nie gestanden.
Das Trainerkarussell
Mit jeweils drei verantwortlichen Trainern haben VfB Schwelm und FSV Gevelsberg die Spielzeit bestritten. Bei den Kreisstädtern gab Markus Dönninghaus nach dem 13. Spieltag und permanenter Personalnot ausgelaugt und entnervt auf. Beerbt wurde er von seinem Co-Trainer Biniam Ghebremeskal, dem es letztlich zu verdanken war, dass es am Brunnen überhaupt weitergehen konnte. Er sorgte in der Winterpause für Blutauffrischung durch die Verpflichtung von zehn Akteuren aus seiner Wuppertaler Heimat und damit für die dringend benötigte Aufstockung des Mini-Kaders.
Ghebremeskal hatte zweifellos großen Anteil daran, dass die Schwelmer am Ende im gesicherten Mittelfeld gelandet sind. Ein Insider, der nicht genannt werden will, meint sogar: „Mindestens 50 Prozent des Erfolges gehen auf Biniams Konto.“ Indes erhielt Ghebremeskal nach dem 21. Spieltag, die Mannschaft lag wie bei der Übernahme durch ihn auf dem letzten Nichtabstiegsplatz, vom Verein den Laufpass. Der VfB engagierte mit Sascha Odina den Coach, der die Saison schließlich in trockene Tücher brachte.
Auch beim FSV Gevelsberg entschied sich der Vorstand für einen Trainerwechsel. Ende November musste Uwe Jöns den Platz für seinen Vorgänger Wolfgang Hamann räumen. „Wir mussten uns von Uwe Jöns trennen, weil er zu der Zeit nicht mehr den Draht zu gewissen Spielern hatte“, erläuterte FSV-Vorsitzender Roberto Buchholz.
Beim dritten Südkreisverein, Blau-Weiß Voerde, brachte der Cheftrainer die Spielzeit ebenfalls nicht ins Ziel. Marco Polo hatte drei Spieltage vor Schluss um seine Freistellung gebeten, um seinem künftigen Verein, SV Hohenlimburg 1910, beim Kampf um den Verbleib in der Westfalenliga zu helfen. Das gelang jedoch nicht.
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