Hagen. Was eine Spannung. Was für ein Spiel: Handball-Zweitligst Eintracht Hagen erkämpft sich gegen die Eulen Ludwigshafen einen 34:33-Sieg.
Hätte man im Vorfeld ein Drehbuch für eine besonders spannende Schlussphase schreiben müssen, hätte es so aussehen können: Weniger als eine Minute Restspielzeit auf der Uhr, einen knappen Vorsprung von einem Tor und doppelte Unterzahl durch Zeitstrafen. Und Handball-Zweitligist Eintracht Hagen entschied sich als Regisseur für genau diese Handlung. Im Heimspiel gegen die Eulen Ludwigshafen mussten die Volmestädter und ihre 834 Zuschauer lange zittern, bevor sich die Mannschaft von Trainer Stefan Neff mit 34:33 (16:15) gegen die Gäste aus Rheinland-Pfalz durchsetzte.
Der zweite Teil der englischen Woche war von Beginn an ein umkämpftes Duell. Den besseren Start in die Partie erwischten allerdings die Eulen, die sich leicht absetzten, während den Hausherren für lange sechs Minuten kein Tor gelingen wollte. Erst Kim-Voss Fels brach den Fluch, als er einen langen Ball von Rechtsaußen abfing, schnell schaltete und den Gegenstoß an Torwart Ziga Urbic vorbei zum 3:4-Anschlusstreffer (9.) im Tor unterbrachte. Es war ein sinnbildlicher Treffer für die Aufmerksamkeit, aber auch den Kampfgeist, mit welchem sich die Hagener in die Partie stürzten.
Lichtblick im Lager der Verletzten
Und das, obwohl wieder einmal einige Spieler ausfielen. Einen Lichtblick gab es jedoch aus personeller Sicht: Philipp Vorlicek kehrte für Kurzeinsätze zurück und gab dem Neff-Team gleich wichtige Impulse. In der Offensive fand die Eintracht dann auch ihren Schwung und in der Abwehr packten Alexander Becker und Co. nun besser zu, erkämpften sich Bälle und sorgten so dafür, dass der schnelle Theo Bürgin per Gegenstoß auf 11:8 (16.) zur ersten Drei-Tore-Führung traf, die allerdings bis zur Halbzeit auf 16:15 schmolz. „Wir haben es in der ersten Halbzeit verpasst, noch höher zu führen, obwohl wir uns enorm viele Torchancen erspielt haben“, sagte Eintracht-Coach Neff.
Die zweite Halbzeit wurde zu einem Wechselbad der Gefühle. Kein Team konnte sich absetzen, das Momentum pendelte hin und her. Doch in der Schlussphase folgten die stärksten zwei Minuten der Gastgeber: Mats Grzesinski wurde im Tor zu einem unüberwindbaren Hindernis und in der Offensive überzeugte die Eintracht nicht nur mit gut ausgespielten Zügen, sondern vor allem mit Treffern. Aus einem 27:27 wurde so ein 30:27 (52.) für die Volmestädter. Eulen-Coach Michel Abt die Notbremse und bat seine Spieler zur Auszeit. Sollte das die Vorentscheidung sein? Nein. Denn der langjährige Erstligist dachte nicht daran, die Nerven der Zuschauer und Spieler zu schonen und kämpfte sich – wie so oft in der Partie – wieder zurück. Nur die starken Paraden von Grzesinski und eine kämpferische Glanzleistung der Hagener, die sich in jeden Zweikampf mit vollem Elan schmissen, verhinderte den erneuten Führungswechsel.
Parierter Siebenmeter
Und als der Eintracht-Keeper 80 Sekunden vor der Schlusssirene einen Siebenmeter von Eulen-Spieler Marc-Robin Eisel, der bis dahin beide Siebenmeter getroffen hatte, an die Decke der Krollmann Arena abwehrte, schien der Sieg zum Greifen nahe. Doch eine Sache lief deutlich gegen die Hausherren: Mit 9:1 Zeitstrafen gegen sich gingen die Hagener am Ende vom Feld.
Nachdem schon Theo Bürgin kurz zuvor auf der Bank Platz nehmen musste, wurde auch Pouya Norouzi nach zu hartem Einsteigen vom Feld verwiesen. Die Dramatik für die Schlussminute war perfekt. Es war Kapitän Valentin Schmidt, der in dieser Situation für seine Mannschaft übernahm und vor allem auch die Nerven behielt. Mit seinem zweiten Treffer der Partie erhöhte er den Vorsprung 30 Sekunden vor dem Ende auf zwei Tore und sicherte damit den Hausherren den so wichtigen Sieg.
„Es war ein Kraftakt der Jungs. Sie haben um jeden Ball gekämpft. Ich bin so stolz auf diesen Einsatz“, lobte ein emotionaler Eintracht-Trainer seine Mannschaft. Und Neff ergänzte: „Wir haben heute den Tank wirklich noch einmal leer gequetscht.“ Und wie es sich für ein gutes Drehbuch gehört, belohnte die Eintracht ihre Anhänger am Ende mit einem Happy End und durfte sich dafür den Applaus von den Rängen abholen.
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