Der VTV Freier Grund hat einen Ehrenkodex formuliert. Warum der so wichtig und wegweisend ist, erklärt unser Kolumnist.
Es sind nicht nur Studien, die im Laufe der letzten Jahre über sexualisierte Gewalt im Sport berichteten. Auch immer mehr Opfer brechen das Schweigen über das, was ihnen in Vereinen – oftmals im Kindesalter – angetan wurde. Unterscheiden sich die Fälle zwar in Ausmaß und Schwere, so sind die Dynamiken und Narrative doch oftmals die gleichen.
Die Erzählungen verdeutlichen, dass die Übergriffe prozesshaft und nicht plötzlich passierten. Dass es mit Gesten und Sprüchen anfing. Dass es selten einmal passierte, sondern mit dem ersten Mal zur Regel wurde. Dass die Opfer zwar von vielen umgeben waren, aber niemand genauer hinschaute. Und immer wieder geistert hinterher die Frage durch Kabinen, Turnhallen oder Vorstandssitzungen, was man hätte tun müssen.
Dass man sehr wohl präventiv agieren kann, zeigt nun der VTV Freier Grund. Der Verein hat einen Ehrenkodex für Mitarbeitende geschaffen, der explizit das Thema sexualisierte Gewalt aufgreift. Zudem gibt es ab jetzt zwei Ansprechpersonen im Verein, die diskret und vertrauensvoll zur Verfügung stehen.
Ob ein solcher Kodex Gewalt abwenden kann, ist dabei die falsche, weil auch nicht beantwortbare Frage. Es geht vor allem um die Sichtbarkeit des Themas und eine Sensibilisierung in den eigenen Reihen. In einer Gesellschaft, in der drei Viertel der Mädchen und 87 Prozent der Jungen zwischen 9 und 18 Jahren in Deutschland regelmäßig Sport treiben, sollten Vereine solche schützenden Schritte als Selbstverständlichkeit betrachten.
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