Der plötzliche Herztod ist besonders im Fußball ein akutes Thema. Vor allem im Amateurbereich muss gehandelt werden, meint unser Kolumnist.
Peu à peu kehren die Amateurligen zurück in den Pflichtspielmodus. Der ganze Fokus richtet sich dabei auf den sportlichen Erfolg. Zur Wahrheit des Fußballs, die bekanntlich auf dem Platz liegt, gehört aber seit Jahren auch ein Thema abseits von Toren und Punkten: der plötzliche Herztod.
Dabei muss man sich darüber im Klaren sein, dass mittelfristig keine bahnbrechenden Erkenntnisse zu erwarten sind, die das Warum erklären. Wird auch viel und breit geforscht, so steckt die Wissenschaft diesbezüglich noch in den Kinderschuhen. Erst 2014 wurde von der Universität des Saarlandes im Auftrag der FIFA ein Register erstellt, dass Fälle weltweit festhält. Die Auswertung der ersten fünf Jahre: 617 Fälle in 67 Ländern, 142 Mal überlebte ein kollabierter Spieler dank Reanimationsmaßnahmen. Das Durchschnittsalter lag bei 34 Jahren, von den 96 Prozent Männerquote kickten 95 Prozent (!) auf Amateurlevel.
Dunkelziffer deutlich höher
Die Dunkelziffer liegt sicher höher, da von vielen nicht gemeldeten Fällen auszugehen ist. Dass auf den Amateurbereich ein so hoher Anteil zukommt, ist wenig überraschend und besonders bedenklich. Viele Vereine verfügen immer noch nicht über einen Defibrillator, ist doch einer vorhanden, weiß ihn kaum jemand zu bedienen. Das ist derart fahrlässig, dass es wütend macht. Denn was nutzen all die Studien, wenn am Ende der Pipeline Vereine sitzen, die getreu dem Motto „Es wird schon gutgehen!“ die 1200 bis 2000 Euro Anschaffungskosten lieber in die nächste Kabinenbank investieren. Es geht um Leben und Tod, Ende der Diskussion!
In der Kolumne „Pass in die Gasse“ befasst sich der freie Journalist Heiko Rothenpieler mit Entwicklungen in der Welt des „großen“ und „kleinen“ Fußballs.
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