Westfalenliga

Lennestadt überrollt: Erndtebrück nicht wiederzuerkennen

| Lesedauer: 4 Minuten
Komm lass dich drücken: Are Wolzenburg und Clemens Tartan (rechts) wollen sich mit Shion Ueno über Erndtebrücks 2:0 freuen.

Komm lass dich drücken: Are Wolzenburg und Clemens Tartan (rechts) wollen sich mit Shion Ueno über Erndtebrücks 2:0 freuen.

Foto: Carsten Loos

Erndtebrück.  Nach drei Ligapleiten in Folge hat der TuS die Misere gegen die Kellerkinder beendet – und das auf eindrucksvolle Weise.

Sie ließen ihre Mannschaft im VIP-Raum des TuS Erndtebrück lautstark hochleben. „Nur der SVS, nur der SVS“, sangen die Fußballer. Die Nachbarn vom B-Kreisligisten SV Schameder waren nach ihrem 4:3-Sieg gegen die SF Birkelbach II an den „Pulverwald“ gekommen, um Westfalenliga-Fußball schauen. Und sie wurden nicht enttäuscht: Als die Erndtebrücker Kicker nach ihrem 8:0 (2:0)-Erfolg gegen den FC Lennestadt in der 1. Etage des Vereinshauses einliefen, gratulierten die Gäste aus Schameder mit tosendem Applaus.

Den hatte sich die Mannschaft von Trainer Michael Müller am 8. Spieltag wahrlich verdient. Nach drei Niederlagen in Serie seit dem 5:0-Coup beim Großkreutz-Club Wacker Obercastrop schossen sich die Erndtebrücker mit acht Treffern aus der Krise. Die TuS-Elf verbesserte sich mit ihrem höchsten Sieg in einem Meisterschaftsspiel (laut dem digitalen Erinnerungsvermögen des Internet-Portals „fussball.de“) vor an die sechste Position des Klassements, liegt nun nur drei Punkte hinter dem neuen Tabellenführer.

Schon nach zehn Minuten hatte Erndtebrück gegen den Tabellenletzten aus dem Sauerland die Weichen gestellt. Elmin Heric erreichte einen Pass in den Raum am Rand des Strafraums, lief noch ein paar Schritte und schoss zum 1:0 in die lange Ecke. In der 18. Minute fast eine Kopie des Führungstreffers, nur diesmal war Rechtsverteidiger Shion Ueno mit dem 2:0 zur Stelle. Kurz darauf zielte Elvin Tricic den Ball knapp am hinteren Pfosten vorbei. Und in der 34. Minute traf Ahmad Ibrahim nach einer feinen Kombination, die er selbst mit einem Diagonalpass auf die rechte Seite eingeleitet hatte, an den Pfosten.

Dennoch hatte Michael Müller nach dem Abpfiff das Eine oder Andere an der ersten Hälfte zu bemängeln. Das Positionsspiel in seiner Mannschaft habe noch nicht so geklappt, erklärte er: „Wir haben Lennestadt noch zu viel spielen lassen.“ Und so kam das Gäste-Team von Trainer Martin Funke zu Chancen: Erst trat Laurits Strotmann den Ball nach einem ungenauen Zuspiel von Jonas Brammen über das Tor des Erndtebrücker Keepers. Dann war Brammen rechtzeitig am Boden und konnte den Ball zur Ecke abwehren, als Christian Schmidt nach einem Ballverlust der Wittgensteiner vom Strafraum aus abgezogen hatte.

Trainer stellt in der Pause um

In der Pause stellten Michael Müller und Co-Trainer Julian Kaiser ihre Mannschaft um. Womöglich der entscheidende taktische Kniff: der Wechsel vom 4-4-2-System zu einem 4-2-3-1. William Wolzenburg, der zuletzt an einer Knöchelverletzung laborierte, kam für den jungen Clemens Tartan ins Spiel, gab fortan gemeinsam mit Benedikt Brusch den Takt von der „Doppel-Sechs“ aus. Schon vier Minuten nach dem Wiederanpfiff sorgte Ahmad Ibrahim mit dem 3:0 für die Vorentscheidung.

Elmin Heric (60.) mit seinem bereits fünften Saisontor, Elvin Tricic (66.), Benedikt Brusch (70.) und der kurz zuvor eingewechselte Fuad Dodic (80.) schraubten das Ergebnis auf 7:0. Und dann kam noch der große Auftritt von Ahmad Ibrahim (85.): Der „Ballverteiler“, so TuS-Coach Michael Müller, erlief eine Steilvorlage, suchte das Laufduell mit einem Gegenspieler, ließ den aussteigen, wartete noch den Bruchteil einer Sekunde und passte zum mitgelaufenen William Wolzenburg vors Tor – 8:0.

Elvin Tricic freute sich auf dem Weg in die Kabine nicht nur über seinen zweiten Treffer in dieser Saison. „Ich habe lange gebraucht, bis ich wieder gekommen bin“, sagte der Angreifer, „ich habe Verletzungspech gehabt.“ Diesmal wehrte ein Lennestädter einen Schuss auf der Linie ab, zudem bereitete er die Tore von Benedikt Brusch und Fuad Dodic vor. Und auch mit dem Auftritt der Mannschaft zeigte sich Elvin Tricic einverstanden: „Wir haben haben es endlich gerafft, dass wir Fußballspielen können.“

„Nicht überbewerten“

„Wir dürfen den Sieg nicht überbewerten“, betonte Michael Müller, „aber es tut gut, dass wie jetzt zweimal hoch gewonnen haben (am Mittwoch im Kreispokal mit 9:2 in Birkelbach, Anm. d. Red.).“ Er habe keine Angst, dass seine Mannschaft in die alten Fehlermuster aus den drei verlorenen Spielen zuletzt zurückfällt.

Den Spaß scheint das Team zumindest wieder gefunden zu haben. Mit dem Abpfiff rannte Elmin Tricic zu den Erndtebrücker Anhängern auf der Tribüne – und verpasste um ein Haar die Team-Besprechung im Mannschaftskreis auf dem Platz.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Siegen-Wittgenstein