Nord. Kombination

„So gut wie nie“ So lief der Alpencup für Sean Steenbakkers

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Gut durch den Spätsommer gekommen: Sean Steenbakkers vom SC Rückershausen

Gut durch den Spätsommer gekommen: Sean Steenbakkers vom SC Rückershausen

Foto: Jan Simon Schäfer

Rückershausen.  Technik, Absprung und mehr: Er hat vieles umgestellt. Neu ist für Sean Steenbakkers auch: Er ist dicht dran an den internationalen Top Ten.

Auch wenn die Athletenschar aus dem Süden Wittgensteins sich etwas rarer gemacht hat bei den Wettkämpfen: Der SC Rückershausen ist noch da und mischt auch auf internationalem Parkett in der Nordischen Kombination mit. Sean Steenbakkers ist derzeit das Aushängeschild und macht schon gute Fortschritte im Kampf um Konstanz. Marcel Dickhaut geht derweil den nächsten Entwicklungsschritt und vertritt die heimischen Farben seit Anfang September am Ski-Internat in Hinterzarten.

In Oberwiesenthal startete Marcel erstmals im Deutschlandpokal und behauptete sich gut im kleinen Teilnehmerfeld – die 95-Meter-Schanze beherrschen viele in den Schülerklassen noch nicht. Die Plätze fünf und acht in der Tageswertung – die Punkte fließen in den Schüler-Cup ein – waren ein guter Einstand für Marcel, der am Stützpunkt im Schwarzwald unter anderem wieder von seinem ehemaligen Trainer Marius Kappes trainiert wird, der bis zu diesem Frühjahr noch WSV-Landestrainer war.

Ein besonderes Erfolgserlebnis

Für Sean Steenbakkers, der am Ski-Internet in Winterberg lebt, war der Deutschlandpokal wichtig als Qualifikationswettkampf für den Alpencup, zumal er nicht in einen der DSV-Kader aufgenommen wurde. „Die offizielle Begründung dafür war, dass Sean kein Deutscher ist“, erklärte Holger Parzinski aus dem Vorstand des SC Rückershausen. Das Ziel Alpencup erreichte der Niederländer aber auf Anhieb. Obwohl an allen drei Tagen ordentlich Rückenwind an der Fichtelbergschanze blies, verzeichnete WSV-Landestrainer Jens Gneckow einen guten Leistungssprung bei Sean Steenbakkers, für den der erste Vergleich mit den Gleichaltrigen auch läuferisch gut war.

Am letzten Tag in Oberwiesenthal hatte Sean mit 97 Metern im Probedurchgang ein besonderes Erfolgserlebnis – es war der weiteste Sprung der Konkurrenz. Im Wettkampf war ihm der Wind nicht mehr so hold, aber 88,5 Meter waren ebenfalls in die Kategorie gut einzuordnen.

Unterm Strich standen am Samstag Platz fünf und am Sonntag Platz sieben zu Buche, womit der SCR-Athlet sein Ticket für den Alpencup gebuchte hatte. „Ein guter Einstieg in die Wettkampfsaison. Wichtig war vor allem, dass Sean beim Springen mithalten konnte“, bilanzierte Gneckow.

Der nach Hinterzarten gewechselte Marcel Dickhaut überzeugte beim beim Deutschlandpokal in Oberwiesenthal. Eitel Sonnenschein auch beim diesmal für die Niederlande an den Start gehenden Sean Steenbakkers. Der erste Wettkampftag bescherte dem 17-Jährigen das mit Abstand beste Ergebnis im international besetzten Alpencup. Er nutzte die mit besten Bedingungen zu Platz sechs nach dem Springen (zwei Sprünge) und verlor auch in der Loipe nicht viel, wenngleich auf der engen Spur die Positionskämpfe sehr kräftezehrend waren.

Nach zehn Kilometer lag Sean in 23:50,5 Minuten als Zwölfter rund 1:35 Minuten hinter dem deutschen Sieger Richard Stenzel und ließ weitere neun Deutsche hinter sich – in einer Konkurrenz mit 50 Athleten, darunter zum Teil zwei Jahre ältere Kombinierer mit Weltcup-Erfahrung. „Ein Mega-Ergebnis. Es hat endlich mal alles gepasst“, so sein Fazit.

Die Quali für den folgenden Alpencup in Tschagguns hatte der Holländer damit schon in der Tasche, Lockerheit schien ihm das aber keine gegeben zu haben. Am zweiten Tag in tat sich Sean mit dem Rückenwind schwer, auch wenn zehn Luken höher gesprungen wurde als tags zuvor. Aus dem 39. Rang nach dem Springen wurde nach dem Fünf-Kilometer-Sprint am Ende Platz 43, was auch Trainer Gneckow als Enttäuschung einstufte. „Die anderen hatten auch schlechte Bedingungen. Man hätte mehr daraus machen müssen.“

Trainer Gneckow erfreut über stabile Sprünge

Dass er nicht nur Springen kann, zeigte Sean Steenbakkers dann im österreichischen Tschagguns. Platz 37 nach dem Springen am ersten Tag war etwas ernüchtern, denn der 17-Jährige kennt die moderne Sprunganlage schon aus Trainingslagern. 30 Grad und Rückenwind waren aber herausfordernd, zudem hatte Sean vor diesem Alpencup seine Absprungtechnik noch auf das besondere Profil der Schanze umgestellt, die mehr Kraft beim Abdruck erfordert.

Auf der langen Laufstrecke glänze der SCR-Athlet aber mit der elftbesten Laufzeit und verbesserte sich mit dieser bärenstarken Leistung noch auf Platz 20, holte also erneut Punkte für die Gesamtwertung. Da die starken Franzosen im Gegensatz zu Liberec auch am Start waren, ist die Leistung mit der aus Tschechien vergleichbar.

Am zweiten Tag schrammte Sean als 35. (32. nach dem Springen) knapp an den Punkterängen vorbei, weil seine Laufstrategie diesmal nicht aufging. „Er wurde in der letzten Runden abgekocht“, beschrieb Gneckow den Verlauf.

Unterm Strich bescheinigt der Trainer seinem Schützling aber einen sehr guten Leistungsstand, vor allem, weil Sean auf der Schanze trotz teils neuem Material und Sprungstil eine stabilere Wettkampfsprungleistung zeigt. „So dicht an der Konkurrenz war er noch nie“, meint Gneckow.

Mitte Dezember wird es im Alpencup wieder ernst. Dann will Sean Steenbakkers die Eindrücke des lehrreichen Herbstes bestätigen. Fernziel ist dann die Jugend-WM.

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