Brilon. Seit Mitte März können Studierende und Fachschüler die Einmalzahlung von 200 Euro beantragen – die bürokratischen Prozedur im Selbstversuch.
Seit dem 15. März können Studierende und Fachschüler in Deutschland die Einmalzahlung vom Staat beantragen. 200 Euro stehen jedem zu, der zum Stichtag 1. Dezember 2022 eingeschrieben war. Damit sollen hohe Energiepreise pauschal abgefedert werden. Ein Selbstversuch.
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Bereits seit September vergangenen Jahres spricht die Regierung immer wieder von der Einmalzahlung, die wir Studenten zur Entlastung bekommen sollen. Dass wir in Wirklichkeit noch bis Mitte März warten müssen, hätte ich zu dem Zeitpunkt nicht gedacht. Einige Monate tut sich nichts; der Staat schiebt uns auf die lange Bank. Und das obwohl viele Studenten dieses Geld so dringend brauchen. Egal ob die WG-Miete oder der Semesterbeitrag, alles wird teurer und viele haben Probleme, ihre Kosten zu decken. Viele von uns Studenten hatten die Hoffnung daher schon aufgegeben, bald um 200 Euro reicher zu sein.
Kein konkretes Startdatum
Das Gesetz zur Energiepauschale tritt erst am 21. Dezember in Kraft. „Die Auszahlung soll zu Beginn dieses Jahres starten, also noch in diesem Winter“, schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf seiner Website. Ein konkretes Startdatum gibt es nicht. Beginn dieses Jahres - das hört sich für mich nach Januar an. Die Wochen vergehen und es tut sich schon wieder nichts. Irgendwann ist Mitte März und die Auszahlungen sollen nun endlich losgehen.
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Dass die Einmalzahlung mit viel Bürokratie verbunden ist - damit habe ich schon gerechnet. Von der Beantragung bis zur Auszahlung ist es mit Sicherheit ein langer Weg. Schließlich kennt der Bund die Daten der Studierenden nicht und muss Informationen wie Kontoverbindungen und Immatrikulationsstatus erst erheben und prüfen. Das Ganze soll über www.einmalzahlung200.de ablaufen. Doch schon an dieser Stelle scheitert mein Vorhaben: Der Andrang von den rund 3,5 Millionen Studenten ist am 15. März so hoch, dass die Website kurzerhand überlastet ist und nur eine Fehlermeldung ausspuckt. Mal eben schnell 200 Euro auf die Kralle - welch eine utopische Vorstellung. Das wird wohl ein längerer Prozess.
Zuerst die Identität nachweisen
In der Hoffnung, dass sich der Ansturm ein wenig legt und die Seite diesmal verfügbar ist, probiere ich es zwei Tage später erneut. Ich soll mir ein BundID-Konto erstellen, um mich zum Antrag anmelden zu können. So weit, so gut. Dafür muss ich jedoch erstmal meine Identität nachweisen: „Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder den Online-Ausweis in Ihrem Personalausweis, elektronischen Aufenthaltstitel, Ihrer EU-Identität oder Unionsbürgerkarte, oder Ihr persönliches ELSTER-Zertifikat“, steht hier. Mit einem NFC-fähigen Smartphone und der „AusweisApp2“ soll man seinen Personalausweis einscannen. Fehlt nur noch, dass ich aufgefordert werde, mich drei Mal im Kreis zu drehen und ein Rad zu schlagen, ist mein erster Gedanke. Ich wusste vorher nicht mal, dass NFC-Fähigkeit für kontaktlose Datenübertragung steht.
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Ich wähle also die erste Option, scanne den Ausweis und gebe die fünfstellige Transport-PIN ein, die ich irgendwann mal zusammen mit dem Perso erhalten habe. Ich bin froh, dass ich diese überhaupt gefunden habe - vorher war mir nicht mal bewusst, dass es so etwas gibt. Wem die PIN fehlt, der muss sie erst komplett neu beantragen - dann dauert das Prozedere nochmal viel länger. Dann kann ich mir eine neue, sechsstellige PIN aussuchen, die ich für das weitere Verfahren benötige. Erst jetzt kann ich das BundID-Konto tatsächlich erstellen: Mit der AusweisApp2 und meiner neuen PIN. Ich wähle Benutzername, Passwort und eine Sicherheitsfrage - damit scheint der schwierigste Teil zum Glück geschafft.
Abschicken und abwarten
Zuletzt muss ich nur noch den Antrag stellen. Auf Einmalzahlung200 melde ich mich an - mit einem Zugangscode, den mir die Ausbildungsstätte per Mail hat zukommen lassen. Auch hier bestätige ich wieder meine Identität mit dem BundID-Konto und bin nun tatsächlich eingeloggt. Ich gebe im Antrag meine persönlichen Daten inklusive Bankverbindung an. Den allgemeinen Erklärungen zustimmen, bestätigen und abschicken.
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Das Prozedere hat zwar keine 20 Minuten gedauert, hat sich jedoch angefühlt wie ein Hindernisparcours, bei dem man alle paar Schritte wieder aufgehalten wird. Hier ist die Website überlastet, da fehlt möglicherweise eine PIN. Und nun heißt es abwarten und die Füße still halten: Der Antrag wird jetzt geprüft. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, wird die Einmalzahlung bewilligt und ausgezahlt. Wie lange das wirklich dauert, weiß niemand so genau. Ich hatte locker mit zwei bis drei Tagen gerechnet, doch die Bewilligung flatterte schon zwei Stunden später in mein Postfach. Jetzt fragt sich nur noch, wann das Geld ankommt...
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