Gastronomie

Eis-Café in Brilon eröffnet: Das kostet 2023 eine Kugel Eis

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Das Eiscafé Venezia Brilon: Besitzer Maurizio Chizzalli arbeitet zusammen mit Enea Sulkollari hinter der Eistheke.

Das Eiscafé Venezia Brilon: Besitzer Maurizio Chizzalli arbeitet zusammen mit Enea Sulkollari hinter der Eistheke.

Foto: Luisa Nieder

Brilon.  Nach der Winterpause ist das Eis-Café Venezia wieder zurück. Der Besitzer bleibt von der Inflation nicht verschont: So teuer ist eine Kugel Eis.

Am Wochenende zeigen sich frühlingshafte Temperaturen, auf die wir nach Schnee und Regen so lange gewartet haben. Die Sonnenstrahlen locken auch die ersten Eishungrigen an. Bereits seit Mitte Januar hat das Eis-Café Venezia in der Briloner Bahnhofstraße wieder geöffnet. Besitzer Maurizio Chizzali berichtet, was sich durch die Inflation in seinem Lokal alles verändert hat.

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„Eigentlich haben wir immer ganzjährig geöffnet“, berichtet Maurizio Chizzali. Das war ihm in diesem Jahr jedoch nicht möglich. Aufgrund der hohen Energiepreise schließt er über den Jahreswechsel einen Monat lang und bedient seine Kunden seit dem 16. Januar wieder mit Eiscreme. „Ich habe zwei Eismaschinen, einen Pasteurisierer und einen Schockfroster - die fressen Strom ohne Ende“, so der Besitzer. Auch die Kühlung ist am hohen Energie-Verbrauch nicht ganz unschuldig.

Zusätzlich seien die Gläser, in denen das Eis serviert wird, 50 Prozent teurer geworden - deren Produktion benötigt schließlich auch Gas und Strom. Ein Glas, das sonst acht Euro gekostet hat, liegt nun bei ungefähr 14 Euro. Die Lebensmittel-Preise sind ein weiterer Faktor, den der Gastronom kritisiert: Einen Kilogramm Zucker hat Maurizio Chizzali früher für 60 Cent bekommen - heute zahlt er für die gleiche Menge mit 1,30 Euro mehr als das Doppelte. „Die Preise zu sehen tut schon weh. Aber wir können auf Milch und Zucker nicht einfach verzichten, davon lebt das Eis schließlich.“

Die Inflation verteuert nicht nur Lebensmittel

Auch für Produktion und Transport der Lebensmittel verlangen Hersteller und Lieferanten nun mehr. Das habe der Inhaber bereits im Laufe der Jahre gemerkt. „2021 musste ich die Preise erhöhen - das wollte ich letzten Sommer vermeiden und habe deshalb versucht, sie irgendwie zu halten“, erklärt Maurizio Chizzali. Aufgrund der Inflation sei das in diesem Jahr jedoch unmöglich: Eine Kugel Eis lag beim Eis-Café Venezia 2022 noch bei 1,30 Euro. Seit dem 1. März ist sie um 20 Cent teurer geworden und kostet nun 1,50 Euro.

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„Ich muss auch mein Geld verdienen und schauen, wo ich bleibe, deshalb geht es leider nicht anders.“ Im Gegensatz zu anderen Regionen in Deutschland sei das jedoch noch günstig: Besonders in Süddeutschland liegt eine Kugel bei 1,80 Euro und in München sogar bei über zwei Euro. Der Gastronom erklärt, er könne verstehen, dass viele sparen wollen und sich eine Runde Eis für die ganze Familie nicht mehr leisten können. „Oft kaufen Eltern nur ein Eis für die Kinder und nicht mehr für sich selbst - das war früher anders. Damit wird Eis zum Luxusgut in unserer Gesellschaft“, sagt er.

Aushilfen fehlen an jeder Ecke

Auch mit Personalmangel hat Maurizio Chizzali zu kämpfen: „Meine Mitarbeiter haben immer viele Jahre am Stück für mich gearbeitet, doch seit wir durch Corona lange schließen mussten, sind viele in die Industrie gewechselt.“ Seither sucht er immer nach kompetenten Mitarbeitern, wird jedoch nur teilweise fündig. Sein Mitarbeiter Enea Sulkollari, der gerade die Kunden an der Eistheke bedient, sei ein echter Glücksgriff. „Die meisten sind nicht mehr bereit auch samstags und sonntags zu arbeiten, aber die Gastronomie lebt nun einmal vom Wochenend-Geschäft“, erzählt er.

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Doch es gibt neben der Inflation und dem Personalmangel auch positive Nachrichten im Eiscafé Venezia: Kaffee-Spezialitäten wie Cappuccino und Espresso konnten ihre Preise halten. Vor allem gefragt sind in der Eisdiele immer wieder die Klassiker: Schokolade, Stracciatella, Amarena und auch die verschiedenen Fruchtsorten. Neue Kreationen gibt es erst im Sommer. Dabei ist der Inhaber gerne mal experimentierfreudig: „2022 habe ich die Sorten Salted Caramel und Pistazie mit Honig und Walnuss kreiert. Ich versuche mir jedes Jahr spannende Varianten einfallen zu lassen“, sagt der Eis-Experte.

Nachhaltige Mehrweg-Becher

Außerdem hat Maurizio Chizzali Mehrweg-Becher in seinem Lokal eingeführt. „Für einen Euro bekommen Kunden ihre Bestellung im „Recup“-Behälter. Wer ihn wieder zurück bringt, erhält auch sein Geld zurück“, so der Gastronom. Damit wolle er einen Schritt Richtung Nachhaltigkeit wagen und sei gespannt, wie das Konzept bei den Kunden ankommt.

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Für die Zukunft glaubt der Gastronom, dass sich die Preise zumindest ein wenig normalisieren - auch wenn sie nie mehr werden wie zuvor. Bisher laufe der Eis-Verkauf in Brilon noch schleppend an, daher setzt er seine Hoffnungen auf die Hochsaison im Frühling und Sommer. „Je nachdem, wie es dieses Jahr läuft, plane ich über den Winter nicht zu schließen und den Laden offen zu halten“, erklärt er.

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