Eine Schule in Medebach-Winterberg geht ungewöhnliche Wege, um ihre Schüler für die Gefahren des Alkoholkonsums zu sensibilisieren.
Winterberg/Medebach. Schon in dem bekannten Sauerlandlied der Band Zoff ist zu hören: „In einer Baracke in Kalberschnacke, da übt die Kapelle der Feuerwehr. Sie machen viele Stunden Radetzkymarsch und fünf Kisten Warsteiner leer!“
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Das im Lied der Band beschriebene idyllische Sauerland ist nicht nur bekannt für seine wunderschönen Landschaften, sondern auch für sein reges Vereinsleben, ganz besonders durch die vielen Schützenfeste, bei denen man gut feiern kann.
Und da gehört es oftmals eben irgendwann dazu, dass man das erste Bier mittrinkt. „In Begleitung der Eltern geht das ja auch schon ab 14 Jahren,“ weiß Max zu berichten. Zwei seiner Mitschüler sagen: „Alles normal, ist halt so!“ – „Viele Jugendliche trinken irgendwann Alkohol.“
Anfang eines Problemverhaltens
Dass das der Anfang eines problematischen Konsumverhaltens werden kann, war den drei Jugendlichen nicht bewusst.
Die Sekundarschule Medebach-Winterberg möchte durch eine Zusammenarbeit mit der LWL-Klinik hautnah vermitteln, wie sich Lebensbiographien verändern können, wenn Alkohol- oder Drogenkonsum aus dem Ruder laufen, das gewohnte Leben sich nur noch um die legale oder illegale Droge dreht, bis der Weg schließlich, im besten Fall, in einer therapeutischen Einrichtung wie der LWL-Klinik in Marsberg vorläufig zum Stillstand kommt.
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Patienten der Klink berichteten den Schülerinnen und Schülern der vier 10. Klassen der Sekundarschule ganz offen, was die Sucht mit ihnen und ihren Familien gemacht hat, und wie schwierig es ist, den Teufelskreis aus Abhängigkeit, Konsum, Entgiftung und Rückfall wieder zu verlassen.
40 leere Sektflaschen
„Ich habe meinen Konsum im Griff – das ist eine Illusion“, sagen die Betroffenen, denn keiner von ihnen konnte den Zeitpunkt benennen, an dem die Suchtgeschichte begann.
„Das erste Mal stutzig wurde ich, als ich nach einem Monat 40 leere Flaschen Sekt zum Altglascontainer gebracht habe“, berichtete eine Patientin. „Vielleicht habe ich da gemerkt, dass ich alkoholkrank bin. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber schon über Jahre exzessiv getrunken, ohne mir Gedanken über meinen Konsum zu machen.“
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Dass die Patienten die Jugendlichen mit ihren persönlichen Lebensgeschichten erreicht haben, merkte man auch daran, dass es mucksmäuschenstill im über 200 Jahre alten historischen Saal der LWL-Klink war – und daran, dass viele Fragen gestellt wurden.
„Es war schon eine gute Idee, so ein Präventions-Projekt mit uns zu machen“, meint Carlotta, „ich werde sensibler mit dem Thema umgehen, vorher habe ich mir keine Gedanken dazu gemacht!“
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