Hüsten. Eine stolze Summe von mehr als 18.000 Euro kam durch den Sponsoren-Parcourslauf des FSG in Hüsten zusammen - für die Hilfe im Erdbebengebiet.
„Meine Familie ist glücklicherweise nicht direkt betroffen“, sagt Zilfiye Vlatten, „denn sie lebt am Schwarzen Meer.“ Gemeint sind ihre Mutter – und die Familie mütterlicherseits. Ihr Vater, eine Schwester und sie selbst leben hier. In dritter Generation, denn ihr Großvater kam damals als sogenannter „Gastarbeiter“ nach Deutschland – und blieb.
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Die 43-Jährige ist die 1. Vorsitzende des Fördervereins des Franz-Stock-Gymnasiums. Als das Erdbeben in der Türkei und in Syrien sein Unheil anrichtete, seien viele ihrer Verwandten direkt in die betroffenen Regionen der Türkei gereist, um den Menschen dort zu helfen. Auch Zilfiye Vlatten selbst reiste kurz nach den Ereignissen nach Istanbul – eigentlich aufgrund eines bereits seit langer Zeit geplanten Trips. Und dennoch: „24/7 gingen die Erdbeben und die Folgen durch die Medien“, sagt sie, „auch in der Türkei.“
Bekannte und Verwandte schickten ihr Bilder zu. Bilder, die ihr das Herz zerrissen. „So viele Menschen, die gestorben sind. So viele Menschen, die alles verloren haben.“ Umso erfreuter war sie, als sie noch in Istanbul die Nachricht des Franz-Stock-Gymnasiums erreichte: Die Schülerinnen und Schüler wollen helfen – und zwar mit Unterstützung des Fördervereins.
Lobbyisten für Menschlichkeit in Hüsten
„Wir wollten all denen gedenken, die in den Regionen betroffen sind – oder auch Angehörige dort verloren haben“, sagt Hilal Köse, „wir wollten auch aufklären – das Leid und die Trauer zeigen. Vor allem aber: Helfen.“ Mit diesem Wunsch standen sie und Merve Tasdemir dann schon am nächsten Tag im Büro des Schulleiters Dr. Andreas Pallack, der sich über dieses Engagement freute. „Wir wollten allerdings eine zentrale Aktion – nicht mehrere Kleckeraktionen“, sagt er, „die SV hat dann alles fokussiert.“
Denn die Betroffenheit der Schülerinnen und Schüler sei schon sehr groß gewesen, da einige von ihnen direkt betroffen seien – auch Familienangehörige in den Erdbebengebieten hätten. „Viele Schülerinnen und Schüler weinten während einer Schweigeminute“, sagt Jana Schwab, „sie mussten dann besonders getröstet und betreut werden.“ Daher sei dieses Ereignis der gesamten Schulgemeinde sehr nah und mitten ins Herz gegangen.
Die Idee: Ein Sponsorenlauf in einem Sportparcours. Integriert in den alltäglichen Unterricht - in den Sportunterricht. „Wir rufen dazu auf, dass sich die Mitglieder unserer Schulgemeinde – wie unser Namensgeber Franz Stock – als Lobbyisten für die Menschlichkeit zeigen“, heißt es im Elternschreiben. Und diesem Aufruf folgen viele, viele Freunde und Förderer des Gymnasiums.
„In kurzer Zeit waren die Laufzettel voll“, bestätigt Jana Schwab, die neben Steffen Hackmann einen Bärenteil der Organisation und Durchführung übernahm. „Teilweise haben Sponsoren 600 Euro oder auch mehr gespendet“, wirft Zilfiye Vlatten ein. Die Resonanz jedenfalls war so riesig, dass es gelang, eine Summe in Höhe von mehr als 18.000 Euro zu erlaufen.
Der 18.000 Euro-Sportparcours in der Hüstener Sporthalle
Klassenweise wurde der Sportparcours in der Sporthalle bestritten – Hürde für Hürde erklimmt. Eine Woche lang lief die Aktion, die Bargeld für die direkte Opferhilfe in der Grenzregion der Türkei bringen sollte. „Uns war es auch wichtig, dass die Hilfe genau bei denjenigen ankommt, die sie am meisten benötigen“, sagt Zilfiye Vlatten, „in manchen Dörfern gibt es kaum Hilfe.“ Durch ihre Kontakte in die Türkei konnte sie ebendiese Orte sehr gut ausfindig machen. Orte, an denen bislang kaum Hilfsmaßnahmen durchgesetzt werden konnten. Orte, die ein Stückweit auch in Vergessenheit zu geraten scheinen.
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„Wir müssen den Menschen einfach helfen“, sagt sie. Denn manchmal habe sie sogar ein schlechtes Gewissen, „weil es uns hier so gut geht. Wir feiern, ziehen tolle Klamotten an, schminken uns. Wir haben alles – und die betroffenen Menschen in der Türkei und in Syrien haben gar nichts – nicht einmal eine Perspektive.“
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