Hüsten. Im Sauerland-Hellweg-Kolleg Hüsten versucht die Ausstellung Youniworth des IB aufzuzeigen, dass Migration sehr wichtig ist. Das sind die Gründe.
Es sind vermeintlich deutsche Worte, die beim Betreten des Foyers des Sauerland-Hellweg-Kollegs direkt ins Auge springen. Worte, wie „Tollpatsch“ oder auch „Matratze“, „kaputt“ oder auch „schachmatt“.
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Die Wanderausstellung „Youniworth“ der Jugendmigrationsdienste des IB (Internationaler Bund) zeigt deutlich, dass eben genau diese Worte nicht aus „deutscher Feder“ stammen. „Tollpatsch“ entsprang dem Wort „talpas“ aus dem Ungarischen („breiter Fuß“). Das Wort „Matratze“ geht auf das arabische Wort „matrah“ (Teppich, auf dem man schläft oder Bodenkissen) zurück. Über Italien mit der Namensangleichung zu „materazzo“ kam das Wort schließlich nach Deutschland.
So erzählt es die für junge Menschen konzipierte Ausstellung im Foyer des Sauerland-Hellweg-Kollegs - und sie wird noch deutlicher. Denn an sieben Stationen können multimedial und interaktiv die unterschiedlichsten Informationen abgerufen und Charaktere kennengelernt werden.
Schulklassen aus Arnsberg, Neheim und Hüsten besuchen Youniworth
Der Rundgang beginnt mit einem zweiminütigen Video über das Thema Migration im Allgemeinen. Die Tatsache, dass die gesamte Menschheit höchstwahrscheinlich in Afrika leben würde, gäbe es die Migration nicht, erstaunt bereits an dieser Stelle die jungen Menschen, die diesmal durch die Ausstellung geführt werden.
Es sind die Schülerinnen und Schüler des Jugendintegrationskurses des IB selbst. Der Kurs an sich läuft über neun Monate und beinhaltet sogar ein einmonatiges Praktikum, damit die jungen Menschen im Alter von 18 bis 27 Jahren direkt Einblicke in die Arbeitswelt erhalten.
Ihr Ausflug zur Wanderausstellung dient dem Deutschlernen. Denn sie wissen genau, wovon die Ausstellung spricht. Was Migration ist. Und welche emotionale Bedeutung die Integration für junge Menschen wie sie hat.
„Unsere Wanderausstellung soll aber insbesondere auch diejenigen ansprechen, die keinen Migrationshintergrund haben“, sagt Veronika Hermann, „und die Frage stellen: Wie wollen wir zusammenleben?“
Sie ist Beraterin im Jugendmigrationsdienst (JMD) Arnsberg und unterstützt Jugendliche wie auch junge Erwachsene mit Migrationshintergrund bei der sprachlichen, beruflichen, schulischen und auch sozialen Integration. Durch die Rundführung begleitet sie ihre Kollegin Maria Diesendorf des JMD Olsberg. Und auch Bettina Krause, Abteilungsleiterin der Abendrealschule des Sauerland-Hellweg-Kollegs ist zu Beginn dabei.
„Neben Schulklassen, Integrationskursen oder Jugendgruppen ist Youniworth auch für Fachkräfte, Politik und für die interessierte Öffentlichkeit informativ“, sagt Veronika Hermann. Sie habe in diesen zehn Tagen etwa zwei bis drei Rundführungen am Tag durchgeführt. Aber nur noch bis Donnerstag, denn dann wandert die Ausstellung weiter. „Interessierte Schulen können sich die Youniworth aber auch ausleihen und in ihren eigenen Räumen ausstellen.“
In der Ausstellung geht es um das gegenseitige Kennenlernen, um das gegenseitige Verstehen. Und letztendlich darum, das Miteinander und das interkulturelle Zusammenleben zu gestalten.
Die Schülerinnen und Schüler erfahren, was die Charaktere zur Migration antreibt, und lernen sie gleichzeitig anhand der persönlichen Geschichte kennen.
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Und sie lernen kennen, unter welchem Druck sie selbst stünden, müssten sie sich hier und jetzt innerhalb von zwei Minuten entscheiden, was in den Koffer darf und was nicht. Geld? Keins vorhanden. Kleidung? Vielleicht. Papiere?
Es dürfte aber auch der aufgebaute Bürokratie-Dschungel sein, der nicht nur für die Schülerinnen und Schüler des Jugendintegrationskurses interessant ist. Denn an dieser Station lernen die jungen Menschen, an welche Behörde sie sich in welchem Fall wenden können.
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