Ennepetal. Rechtsanwalt Sebastian Berndt möchte künftig auf Papier verzichten und seinen Klienten die Vorteile einer papierlosen Kanzlei näher bringen.
Er zerreißt das Papier nur symbolisch, doch man könnte kaum besser ausdrücken, was der Rechtsanwalt Sebastian Berndt in Zukunft anbietet. Der 30-jährige Ennepetaler möchte gänzlich auf Papier verzichten und seinen Klienten die Vorteile einer papierlosen Kanzlei näher bringen.
„Die Vorgänge werden deutlich beschleunigt“, so der angehende Fachanwalt für Verkehrs-, Arbeits- und Strafrecht. Tatsächlich bringt die Nutzung der „Web-Akte“ eine Vereinfachung der Kommunikation mit den Ämtern. Auch für Klienten bringt die Nutzung des von Berndt momentan noch alternativ angebotenen Services neue Transparenz in die Prozesse. Nachdem dem Jurist von einem Klienten das Mandat für die Behandlung eines Falls erteilt wurde, haben sowohl Berndt als auch der Klient zu jeder Zeit und überall Einblick in die beanspruchten Unterlagen. So können beispielsweise Bußgeldbescheide direkt fotografiert und hochgeladen werden. „Der Klient ist immer auf dem neuesten Stand und wird per
E-Mail darauf hingewiesen, dass neue Unterlagen hochgeladen wurden“, beschreibt Berndt die Vorteile der zweiseitigen Kommunikation. Das neue System stelle eine Kosten-und Zeitersparnis dar: „Der Postweg entfällt so. Alle wichtigen Dokumente sind schneller bei den richtigen Personen“, so der Anwalt.
Sicherheit an erster Stelle
Die Skepsis, Dokumente und damit persönliche Daten in einer Web-Akte zur Verfügung zu stellen, möchte der Ennepetaler seinen Klienten nehmen. „Die Sicherheit steht an erster Stelle, das Programm ist TÜV-zertifiziert“, so Berndt, der mit seinem Projekt einer der Vorreiter in der Region ist und darin auch die Zukunft sieht: „Durch die Digitalisierung im Amtswesen wird die Kommunikation über das Internet ab 2018 schrittweise mit neuen Abläufen konfrontiert. Dann wird die verpflichtende Kommunikation zwischen Gerichten und Rechtsanwälten nach und nach auf E-Mail umgestellt“, beschreibt Berndt die Herausforderung im Zusammenhang mit der Digitalisierung.
„beA“ heißt das Programm, das dann in der Kommunikation zwischen Gerichten und den Rechtsvertretern genutzt wird. Das steht für „besonderes elektronisches Anwaltspostfach“ und entspricht einem hochgeschützten elektronischen Briefkasten. Nicht zuletzt die Einführung dieser Kommunikationsform brachte Berndt auf die Idee, auch die Vorgänge mit seinen Mandaten zu digitalisieren. „Wenn wir ohnehin alles, was an die Gerichte geht, digital machen, dann können wir auch alles andere digital machen“, so der Rechtsanwalt, der in Münster und Bielefeld studierte.
Ganz papierlos geht die Kommunikation allerdings noch nicht, einige Dokumente müssen noch in der altbewährten Papierform vorgelegt oder eingereicht werden. Für den Ennepetaler, der nach seinem Studium nun bei der Voerder Kanzlei Filbrand und Lindner arbeitet, ist die Digitalisierung im juristischen Feld ein wichtiger Faktor, um in der Zukunft gut aufgestellt zu sein. Gerade für die Generation der „Digital Natives“, also der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mit Handy und Internet aufgewachsen sind, ist diese Kommunikationsform vollkommen normal. „Legal Tech ist ein großes Thema“, glaubt Berndt an eine Entwicklung der von ihm nun eingeführten Form der Web-Akte. Der Begriff beschreibt die Digitalisierung im juristischen Bereich, mithilfe derer Berndt zukünftig die bekannte Akte sparen möchte. Auch seine Kollegen begrüßen den Enthusiasmus auf diesem Gebiet und möchten die Kanzlei Schritt für Schritt umstellen.
Nachhaltige Angelegenheit
So oder so sieht Sebastian Berndt in der digital geführten Akte eine nachhaltige Angelegenheit die in Zukunft Zeit, Geld und eben auch Papier sparen soll. Denn Berndt zerreißt das Papier ja nicht wirklich.
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