Natur

Gezwitscher ist kaum zu hören, obwohl die Vögel noch da sind

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Der Hausrotschwanz ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern besticht auch durch seinen außergewöhnlichen Gesang, der ein elektronisch anmutendes Knistern enthält.

Der Hausrotschwanz ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern besticht auch durch seinen außergewöhnlichen Gesang, der ein elektronisch anmutendes Knistern enthält.

Foto: Wolfram Martin

Ennepe-Ruhr.  Die Vogelwelt ist ungewöhnlich still, dabei sind die Vögel noch gar nicht gen Süden geflogen, um dort zu überwintern. Das ist der Grund.

Ist es Ihnen auch aufgefallen? In den letzten Monaten war es sehr still in der Vogelwelt vor unserer Haustür. Kein Gesang, kein Gezwitscher, das uns früh morgens und abends begleitete. Wenn die Vögel im Laufe des Frühjahrs einen Paarungspartner gefunden, ihre Reviere klar gegen die Vogelnachbarn abgegrenzt und die Revierstreitigkeiten weitgehend beigelegt haben, nimmt die Gesangsaktivität bereits ab. Dann hat das Flöten und Zwitschern seine Aufgabe, Weibchen anzulocken und Konkurrenten abzuhalten, im Wesentlichen erfüllt.

Auch während der Brutzeit stehen andere Aufgaben im Vordergrund. Da wird gebrütet und sich möglichst still verhalten, um keine Nesträuber anzulocken. Und wenn erst einmal die hungrig aufgerissenen Schnäbel der Nestlinge zu „stopfen“ sind, haben die Eltern kaum Zeit, um selbst zu fressen.

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Aber wenn auch die Jungen der letzten Brut ausgeflogen sein dürften, erklingt in den warmen Spätsommer- und ersten Herbsttagen wieder das eine oder andere Vogellied. Zaghafter und nicht so ausdauernd wie im Frühjahr, aber doch unverkennbar.

Ungeduldiger Wipper

Manche Arten sind dabei besonders auffällig, so die kleinen Hausrotschwänze, die man häufig im Siedlungsbereich sieht. Sitzend auf Hausdächern oder Laternenpfählen wippen sie heftig mit ihren Schwänzen. Dabei knickst auch der Körper immer wieder nach vorne unten, was die kleinen Vögel ungeduldig erscheinen lässt. Die Männchen sind in verschiedenen, teils dunklen Grautönen gefärbt, was einen schönen Kontrast zu dem Rot bildet. Die Weibchen tragen ein etwas unscheinbareres braunes Gefieder, aber auch sie sind an den roten Schwanzfedern und dem auffälligen Wippen leicht zu erkennen.

Synthesizer-Vogel

Besonders angetan hat es mir der sehr außergewöhnliche Gesang des kleinen Vogels. Unter Biologie-Studierenden wird er manchmal scherzhaft als „Synthesizer-Vogel“ bezeichnet. Das verdankt er einem elektronisch anmutenden Knistern, ungefähr in der Mitte seiner ansonsten eher gequetscht geflöteten, kurzen Gesangsstrophe.

Wer den geknisterten Gesang des Hausrotschwanzes einmal gehört hat, wird ihn immer wiedererkennen. Eine schöne Hörprobe gibt es, zum Beispiel, auf der Internetseite des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) (https://www.lbv.de/ratgeber/naturwissen/artenportraits/detail/hausrotschwanz/).

Nicht alle fliegen gen Süden

Allerdings dürfte es mit der „elektronischen Gesangseinlage“ auf unseren Dächern für dieses Jahr bald vorbei sein. Im Oktober ziehen die meisten Hausrotschwänze Richtung Mittelmeer und Atlantik, kehren aber bereits im März als eine der ersten Zugvögel wieder zurück. Nur in wärmeren Lagen und milden Wintern sparen sich einige Individuen den anstrengenden Zug und bleiben das ganze Jahr im Brutgebiet. Wer Hausrotschwänze fördern möchte, kann sogenannte Halbhöhlen-Nistkästen aufhängen, die an der Vorderseite nur in der unteren Hälfte verschlossen sind. Die Kästen können gerne an Gebäuden angebracht werden. Eine gewisse Vorliebe für menschliche Behausungen trägt der Vogel schließlich bereits im Namen. Als ehemaliger Felsenbewohner fühlt sich der Hausrotschwanz an Häusern durchaus wohl und baut sein Nest auch in vorhandene Gebäudenischen.

Da die Tiere ihre Nahrung, vorwiegend Insekten und Spinnentiere, gerne auf vegetationsarmen Flächen suchen, freuen sie sich im Garten über ein paar offene Stellen oder zumindest kurzrasige Bereiche. Fliegende Beute fangen Hausrotschwänze in geradlinigen Sturzflügen, die sie z. B. von Zaunpfählen oder Hausantennen aus erspähen. Ändert die angeflogene Beute in der Luft abrupt die Richtung, können Hausrotschwänze sie auch in akrobatischen Zickzack-Flügen verfolgen.

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Wenn der Oktober uns noch ein paar sonnige und warme Tage beschert, können wir das Schauspiel vielleicht noch das eine oder andere Mal verfolgen. Und auch das Knistern wird noch ein paar Mal von den Dächern zu hören sein. Viel Spaß beim Beobachten und Lauschen wünscht Ihnen Ihre

Britta Kunz

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