Gevelsberg. Der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer hat einen Vortrag in Gevelsberg gehalten. Dabei sympathisierte er auch mit „Fridays for Future“.
Mit einem besonderen Gast startete bei der VHS Ennepe-Ruhr-Süd die „Faire Woche“, deren Programm auch diesmal wieder von den Weltläden aus Gevelsberg, Ennepetal und Schwelm zusammengestellt und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ finanziert wurde. An die 200 Besucher waren der Einladung gefolgt, um einem Vortrag des ehemaligen Unter-Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Prof. Dr. Klaus Töpfer, zu lauschen, der die aktuellen Entwicklungen und Fragestellungen zu den Themen „Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit“ aufgriff.
Zwei Begriffe, wie Organisator Jürgen Nestmann gleich zu Beginn seines Grußwortes sagte, die keine Selbstläufer seien, sondern „allen Ländern und allen Gesellschaften dieser Erde, aber auch jedem Einzelnen von uns“ sehr viel abverlangen würden. Seiner Aussage nach erfordere es tiefgreifende Veränderungen in den Wirtschaftskreisläufen und damit zusammenhängend auch eine Veränderung des Konsumverhaltens, eine Transformation der Mobilitätssysteme und vieles mehr. „Und das alles in kürzester Zeit.“
Industriestaaten verantwortlich
Dem konnte Prof. Dr. Klaus Töpfer, der wohl als einer der renommiertesten Umweltpolitiker und Experte auf dem Gebiet der Klimagerechtigkeit gilt, nur zustimmen. Arme Länder litten besonders stark unter den Folgen des Klimawandels, für den die Industriestaaten verantwortlich seien, sagte er.
Seiner Meinung nach dürfe es bei der Nutzung natürlicher Ressourcen keinen Unterschied zwischen den Industriestaaten und Entwicklungsländern geben. Wenn man sich für mehr Gerechtigkeit einsetzen würde, dann wäre dies ein entscheidender Schritt zur Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele. Denn wer natürliche Ressourcen übermäßig beansprucht, so stellte er klar, der müsse auch nachweisen, dass er wieder in die Natur investiere. „Wir werden die Umweltzerstörung nur beseitigen können, wenn wir Armut bekämpfen.“ In den von Armut und Krieg betroffenen Regionen ginge es vor allem darum, Arbeitsplätze zu schaffen, den Menschen Zugang zu den eigenen Ressourcen zu ermöglichen und globalisierungs- und demokratiefähige Technologien zu entwickeln. „Wir können nicht hiesige Maßstäbe an die dortige Landwirtschaft anlegen, sondern müssen den zahllosen Kleinbauern helfen, effizient zu produzieren“, sagte der 85-Jährige.
Jede Generation, so erklärte Töpfer, werde immer wieder zu dem Ergebnis kommen, dass es so einfach nicht weitergehen kann. Daher wäre er auch entsetzt und enttäuscht gewesen, wenn die jungen Leute von „Fridays for Future“ nicht auf die Straße gehen würden. „Ich habe alle Sympathien dafür“, da sie versuchen, gegenzusteuern und die Zukunft mitzugestalten. Nur durch das Mitwirken vieler Bürgerinnen und Bürger, die im offenen Dialog neue Alternativen denken und darüber entscheiden, können all die Herausforderungen in Angriff genommen werden.
Bei der wohl wichtigsten Forderung aller, dem Ausbau der erneuerbaren Energien, sei man, laut Töpfer, mittlerweile auf einem guten Weg. „Es ist möglich“, sagte er. Unterstrich jedoch, dass hier Wissenschaftler sowie Ingenieure gefragt seien.
Womit er direkt zu Prof. Dr. Ulrich Bartosch überleitete. Der Präsident der Universität Passau war ein weiterer Gast, der die Teilnehmenden in seinen eigenen Denkprozess zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz blicken ließ. Er verwies dabei u.a. auf das bekannte Werk von Carl Friedrich von Weizsäcker „Der bedrohte Friede“ und machte deutlich, dass er den Klimaschutz bereits zur Zeit des Kalten Krieges als Bedrohung für die Zukunftsgestaltung der Menschheit gesehen habe.
Darüber hinaus stellte Prof. Dr. Ulrich Bartosch den Zusammenhang zwischen der Philosophie, Naturwissenschaft, Religionslehre und Ökologie dar und machte deutlich, dass die Universität Passau sich dem Thema der Nachhaltigkeit sowohl im Bereich der Forschung als auch im Universitätsalltag aus einem interdisziplinären Ansatz heraus widme.
Praktisch, so sagte er, müsse die gesamte Gesellschaft umdenken und jeder für mehr Nachhaltigkeit in seinem Lebensalltag sorgen. In einer sich anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert vom langjährigen Bundestagsabgeordneten und Biologen René Röspel, wurde dann noch einmal deutlich, dass die Aussagen von Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Ulrich Bartosch in Bezug auf Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit stets ein für alle ökologisch, ökonomisch und soziales Ziel verfolgen.
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