Schwelm. Das Eingangstor zum Jüdischen Friedhof an der Delle in Schwelm ziert nun ein neues Schild. Es informiert über 300 Jahre jüdischen Zusammenlebens.
Viel Beachtung fand das Schwelmer Denkmal des Jüdischen Friedhofs in jüngster Zeit durch Führungen und Veröffentlichungen des Vereins für Heimatkunde Schwelm. Da war die Zeit reif, fand Vereinsmitglied Marc Albano-Müller, dem Eingang des Friedhofs ein neues, würdevolleres Gesicht zu geben. Zahlreiche Friedhofsbesucher hatten zu diesem Zweck im vergangenen Jahr bereits Geld gespendet. Albano-Müller gestaltete eine farbige Tafel, auf der auch die wichtigsten Daten und Fakten zum Denkmal zusammenstellt sind. Die Tafel wurde am rechter Torpfeiler angebracht. Tatkräftige Unterstützung fand Albano-Müller dabei durch Hartmut Ziebs, dessen Wohnhaus und Betrieb in direkter Nachbarschaft zum Friedhof liegen.
300 Jahre jüdische Kultur
Der Jüdische Friedhof erzählt von mehr als 300 Jahren des christlich-jüdischen Zusammenlebens in Schwelm. Der älteste Stein von 1713 wurde erst kürzlich identifiziert. Noch immer ist die Jüdische Gemeinde der Besitzer des Ortes, heute längst nicht mehr mit Sitz in Schwelm, sondern in Dortmund. Von dort kam Wolfgang Polak als Vertreter der Gemeinde am Mittwoch eigens nach Schwelm, um das neue Schild kennenzulernen. Er äußerte sich sehr anerkennend, auch mit Blick auf das verbundene große Interesse der Schwelmer Bevölkerung. Polak kommt schon seit vielen Jahren regelmäßig nach Schwelm, um gemeinsam mit der Stadtverwaltung den Pflegezustand des Friedhofs zu begutachten. Der 85-jährige Dortmunder erlebte als Kind den Holocaust noch am eigenen Leibe und betreut heute sämtliche jüdischen Friedhöfe des Raums Westfalen-Lippe.
Wie uns Albano-Müller weiter erklärte, haben die für den Friedhof gesammelten Spenden ihm in diesem Winter auch erlaubt, umfangreiche Neupflanzungen von Bodendeckern und Bäumen vorzunehmen. Alle Pflanzen aber litten gerade extrem unter der Trockenheit. Da sei die Hilfe äußerst willkommen, die ihm Anwohner des Friedhofs beim Bemühen zuteil werden ließen, mittels langer Schläuche und herbeigefahrener Tanks an den wasserlosen Ort Gießwasser heranzuführen. Besonderen Dank wünschte Albano-Müller an Hartmut Ziebs und Dirk Meissner zu richten.
„Das neue Schild am Friedhofseingang wird künftig auch den zahlreichen auswärtigen Besuchern ins Auge fallen, die immer häufiger diesen Punkt bei Wanderungen auf dem Jakobsweg zwischen Schwelm und Beyenburg passieren“, freut sich Marc Albano-Müller.
Navigationskarten weisen den Friedhof in Schwelm als Sehenswürdigkeit am Wegesrand aus, und zunehmend, so berichtet Albano-Müller, interessierten sich weit angereiste Besucher aus dem Ruhrgebiet und dem Rheinland für dieses ungewöhnliche Denkmal in Schwelm.
Jüdischer Friedhof Schwelm an der Delle wurde um 1776 angelegt
Auf dem neuen Schild am Eingangstor zum Jüdischen Friedhof finden sie die folgenden Informationen zu lesen:
Jüdischer Friedhof Schwelm an der Delle; angelegt um 1776 als zweiter jüdischer Friedhof Schwelms; über etwa 170 Jahre in aktiver Nutzung durch die Jüdische Gemeinde der Stadt und ihres Umlands; letztes Begräbnis im Mai 1943.
Geschützt als Stätte ewiger Totenruhe nach jüdischem Glauben; geschützt als Denkmal; erhalten und gepflegt durch Bund, Land, Stadt und Ehrenamtliche.
Besucher erhalten einen Schlüssel bei der Stadtverwaltung.
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