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Schwelm: Saraswati Albano-Müller feiert 90. Geburtstag

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Schwelm: Saraswati Albano-Müller ist eine der schillerndsten und bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt Schwelm der vergangenen Jahrzehnte. Sie feiert ihren 90. Geburtstag.

Schwelm: Saraswati Albano-Müller ist eine der schillerndsten und bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt Schwelm der vergangenen Jahrzehnte. Sie feiert ihren 90. Geburtstag.

Foto: foto: privat / Privat

Schwelm.  Ihre farbenfrohen Seidengewänder kennt jeder. Warum das Leben und Wirken von Saraswati Albano-Müller nicht nur für Schwelm so bedeutsam ist.

Ihre farbenfrohen Seidengewänder waren nicht zu übersehen. In sechs Jahrzehnten sind sie wohl jedem Schwelmer einmal aufgefallen. Denn seit 1962 lebt Saraswati Albano-Müller in dieser Stadt. Ihre indische Herkunft tat sie immer mit Stolz und Selbstbewusstsein kund. Sie machte es sich zur Lebensaufgabe, von der Kultur Indiens, seinen Traditionen und Werten zu berichten. Dafür kam sie zum Titel einer „Brückenbauerin zwischen den Kulturen“ und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Am 27. September 2023 wird Saraswati Albano-Müller 90 Jahre alt.

Nach Schwelm führte sie die Heirat mit Armin Albano-Müller aus der Familie der Eisenwerks-Besitzer. Beide lernten sich in England bei der Ausbildung kennen. Kaum in Schwelm angekommen, übernahm Saraswati als Radioredakteurin für die „Deutsche Welle“ in Köln eine eigene, englischsprachige Sendung, die sie noch über viele Jahre betreute. Sie wurde Mutter zweier Kinder und begann nebenher, den Menschen von Indien zu erzählen.

Als begabte Rednerin wurde sie bald in ganz Deutschland von Vereinen, Schulen, Kirchen, Seniorenheimen und Akademien eingeladen. Ihre Vorträge waren tiefsinnig und humorvoll. Die Zeitungen schrieben von ihr als „Göttin der Weisheit“, anspielend auf die Herkunft ihres indischen Namens.

Das eigene Haus wird Begegnungsstätte

Das eigene Haus an der Hauptstraße 16 machte Saraswati zu einer Begegnungsstätte mit weit geöffneten Türen. Sie gründete ab 1968 zwei Gesprächskreise für Frauen, beide mit großem Zuspruch in der gerade anbrechenden Zeit der Emanzipation. Das „Colloquium Feminarum“ wuchs auf über 200 Mitglieder in der weiteren Region, der „Schwelmer Freundeskreis“ wirkte in lokalem Rahmen. Für beide Kreise gestaltete Saraswati über mehr als 30 Jahre ein regelmäßiges monatliches Programm von Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen, die meisten davon im eigenen Haus.

Als dritte Initiative kam ein „Jugendförderungswerk“ hinzu mit dem Ziel, junge Leute an sinnstiftende Themen heranzuführen. „Pudding-Abende“ und „Philosophische Gastmahle“ in Hauptstraße 16 wurden sehr beliebte Veranstaltungsreihen. Für ein junges Publikum organisierte Saraswati in den großen Schulsälen Schwelms Rock- und Jazzkonzerte, Ballet-, Zauber- und Clown-Shows.

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„Bei Ihnen im Haus waren wir schon!“, hört sie bis heute immer wieder. In ihr Haus lud Saraswati über Jahrzehnte auch regelmäßig Klassen der Schulen und Kindergärten Schwelms und Umgebung. Die Kinder malten, kochten, sangen, beteten und verkleideten sich – auf indische Art. Eine große Spielzeugausstellung führte sie an den Alltag indischer Gleichaltriger heran. „Nicht um Toleranz soll es gehen“, erklärte Saraswati einmal ihr Ziel, „sondern um Neugier und echtes Interesse am Menschen aus der anderen Kultur.“

Wer heute die Hauptstraße 16 besucht, findet im Flur ein Foto von Mahatma Gandhi zusammen mit V.A. Sundaram, dem Vater Saraswatis. Als Lehrer und Schüler waren beide lebenslang eng verbunden. Gandhis Botschaft von der Gemeinsamkeit und Gleichberechtigung aller Menschen, Religionen und Kulturen hat die Welt geprägt – einen Stempel hinterließ sie auch in Schwelm.

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