Schwelm. Bei der Tagung der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Schwelm standen mehrere Punkte auf dem Programm.
Die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Schwelm hat am vergangenen Samstag in Haßlinghausen getagt. Nach einem Abendmahlgottesdienst in der Kirche Haßlinghausen mit Pfarrer Daniel Jung fanden im benachbarten Martin-Luther-Haus die Beratungen statt.
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„Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel.“ Die Tageslosung des 3.6. aus dem Buch des Propheten Sacharja hatte Superintendent Andreas Schulte über seinen Bericht gestellt. Schulte betonte, dass dieser König (Jesus Christus ist auf einem Esel in Jerusalem eingezogen. Deshalb wird er in der christlichen Tradition mit diesem König gleichgesetzt) arm sei und nicht auf einem „hohen Ross“ geritten kommt. Eine arme Kirche sei der Kirchenkreis nicht, „aber wir merken, dass wir ,ärmer’ werden! Vielleicht haben wir selbst auch viel zulange auf dem ,hohen Ross der Selbstverständlichkeiten’ gesessen und gedacht, es würde immer alles so weitergehen. Es wird Zeit, sich wieder stärker an diesem König zu orientieren, der in all seiner äußerlichen Schwachheit eine große innere Stärke ausstrahlt“, erklärte Schulte und betonte: „Wir können nicht mehr an allen Orten gleichzeitig präsent sein, aber dafür rücken wir enger zusammen. Wir werden kleiner, aber dafür agieren wir zielgerichteter. Wir müssen loslassen, aber dafür gewinnen wir Spielraum für Neues.“
Superintendent Schulte würdigte vor diesem Hintergrund sowohl die junge Kirche „Connect“ als auch das Projekt „Kirche ansprechBAR“. „Kirchliche Orte, in denen unser Auftrag gelebt wird, sind nicht nur in kirchlichen Gebäuden zu finden, sie ereignen sich auch anderswo. Es gibt temporäre und punktuelle Orte, die vielfältig sind.“ Dafür ständen „Connect“ und „Kirche an-sprechBAR“ ebenso, wie das „große kreiskirchliche Tauffest im vergangen Jahr am Ennepebogen in Gevelsberg.“
Mitgliederbindung
Anschließend ging Schulte auf den Mitgliederschwund: „Zum Stichtag des 31. Dezember 2022 hatte der Kirchenkreis Schwelm 36.268 Gemeindeglieder. Das waren 1174 Mitglieder weniger als ein Jahr zuvor und entspricht einem Rückgang von 3,14 Prozent.“ Eine besondere Rolle spiele die hohe Zahl an Austritten: „Der Rückgang der Gemeindegliederzahlen durch Austritte aus der evangelischen Kirche war im vergangenen zum ersten Mal größer als der Verlust durch Todesfälle.“ Für die Arbeit vor Ort bedeute das: „Wie auch immer man die Organisation von Kirche in Zukunft den-ken mag, wird die Beziehungsebene weiterhin eine dominante Rolle spielen. Wo diese Beziehung nicht da ist, wird die Neigung zum Austritt größer.“ Superintendent hob hier die Bedeutung der 17 Kindertagesstätten im Kirchenkreis hervor.
Der Superintendent erklärte, dass der große Personalmangel auf allen Ebenen, vor allem in der Verwaltung und in den Kindertagesstätten den Kirchenkreis vor große Herausforderungen stelle. Deshalb könne er an dieser Stelle nur seinen herzlichen Dank für alle haupt- und nebenamtlich Mitarbeitenden im Bereich von Kirche und Diakonie aussprechen: „Wir sind als Kirche sicherlich nicht die, die die beste Bezahlung bieten. Aber wir sollten in jedem Fall die sein, denen die Wertschätzung der Mitarbeitenden am Herzen liegt.“ Anschließend berichteten Superintendent Schulte, Alida Standke sowie Pfarrer Uwe Hasenberg von der Synodentagung der Evangelischen Kirche von Westfalen, die kürzlich in Bielefeld stattfand. Besonders Alida Standke, die zum ersten Mal an einer Landessynode teilgenommen hat, gab einen eindrücklichen und lebhaften Bericht. Die 24-jährige Haßlinghauserin ist eines der jüngsten Mitglieder der Landessynode.
Wahlen und Beschlüsse
Die Kreissynode wählte Sandra Kuhlmann-Marcegaglia aus der ev. Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg als Nachfolgerin von Hartmut Hüttenhoff zur 4. Synodalältesten und Holger Blum aus der Kirchengemeinde Schwelm als Nachfolger von Brigitte Wiesner zum Stellvertreter für den 5. Synodalältesten in den Kreissynodalvorstand. Als Synodalbeauftragte für die Arbeit mit Kindern (früher Kindergottesdienstarbeit) wurde Pfarrerin Mirjam Vogel aus der Kirchengemeinde Schwelm gewählt.
Anschließend beschloss die Synode, dass die 5. Kreispfarrstelle, die Pfarrer Daniel Jung bisher bereits mit einer halben Stelle im Bereich der jungen Kirche „Connect“ bekleidet, in Zukunft einen Dienstumfang von 100 Prozent haben soll. „Uns war auch wichtig, jungen Theologen im Kirchenkreis eine Perspektive zu geben“, betonte Superintendent Schulte bei seiner Einbringung zu dem Beschluss. Inhaltlich soll Pfarrer Jung neben „Connect“ in einer Projektstelle innovative Projekte entwickeln bzw. durchführen und Vertretungsaufgaben in den Kirchengemeinden übernehmen. Die Besetzung der 5. Kreispfarrstelle ist erst einmal für weitere zwei Jahre befristet.
Zukunft von Kirche
Pfarrer Uwe Rahn berichtete aus dem Strukturausschuss „klein aber fein“ des Kirchenkreises. Dieser beschäftigt sich mit der Zukunft des Kirchenkreises. Im Jahr 2030, so die Prognosen, wird es wohl noch ca. 30.000 Gemeindeglieder im Kirchenkreis geben. Der pfarramtliche Schlüssel der Landeskirche liegt 2035 bei 5000 Gemeindegliedern zu einer Pfarrstelle. Das bedeutet, dass dem Kirchenkreis dann nur noch sechs Pfarrstellen zustehen. Wobei aufgrund des Mangels an Pfarrerinnen und Pfarrern nicht einmal klar ist, ob dann diese sechs Stellen noch besetzt werden können. In kleinen Gruppen diskutierten die Synodalen dann, wie der Kirchenkreis vor diesem Hintergrund 2029 aussehen könnte und welche Aufgaben auf ihn zukommen. Die Gesprächsergebnisse werden jetzt in die Beratungen des Strukturausschusses einfließen. Auf der Herbstsynode des Kirchenkreises wird der Ausschuss der Synode Vorschläge vorlegen, welche Veränderungsschritte im Kirchenkreis gegangen werden sollen.
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Besuch aus West Papua
Superintendent Schulte wies die Synodalen darauf hin, dass im August eine Delegation der Partnerkirchenkreise aus West Papua zu Besuch im Kirchenkreis Schwelm sein wird. Am Ende der Tagung dankte der Superintendent allen Anwesenden für die konstruktive Mitarbeit.
>>>INFO:
Der Kirchenkreis wird von der Kreissynode und in ihrem Auftrag vom Kreissynodalvorstand (KSV) geleitet.
Mitglieder der Kreissynode sind die Superintendentin oder der Superintendent und die übrigen Mitglieder des KSV, die Pfarrerinnen und Pfarrer der Kirchengemeinden und des Kirchenkreises, die Abgeordneten der Kirchengemeinden und die vom Kreissynodalvorstand berufenen Mitglieder.
Zurzeit setzt sich die Synode aus 48 stimmberechtigten
Mitgliedern, 15 Mitgliedern mit beratender Stimme sowie zehn ständigen Gästen zusammen.
Die Herbsttagung der Kreissynode findet am 17. November statt. Der komplette Bericht des Superintendenten kann unter www.kirchenkreis-schwelm.de nachgelesen werden.
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