Fröndenberg. Spenden für Menschen, die sich Getränke oder Brötchen beim Bäcker nicht leisten können. Soziale Teilhabe soll stärker ermöglicht werden.
Selbst eine einfache Tasse Kaffee kann soziale Teilhabe bedeuten. Oder den Ausschluss davon, wenn man sie sich in der Bäckerei oder im Café nicht leisten kann. Mit „Suspended Coffee“ kann man nun auch in Fröndenberg ganz einfach helfen. Und zwar mit viel mehr als Kaffee.
Die Beispiele sind zahlreich. Birgit Mescher, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Fröndenberg: „Ein älterer Mensch, der stundenlang an einer einzelnen Tasse Kaffee sitzt, weil er sich eine weitere nicht leisten kann.“ Sich ein kaltes oder heißes Getränk oder ein erfrischendes Eis im Sommer zu gönnen oder mit einem Brötchen in der Bäckerei zu sitzen, ist ein Stück Lebensqualität. Für viele Menschen aber mit Blick aufs Portemonnaie unerschwinglich, eine soziale Teilhabe ist daher nicht möglich. Helfen kann dabei die Aktion „Suspended Coffee“. Fröndenberg reiht sich dabei nun in die Liste von deutschlandweit über 250 Städten.
Die Idee geht zurück auf den italienischen „Caffé sospeso“. „Aufgeschobener Kaffee“ bedeutet das übersetzt, das Prinzip ist einfach und vor allem funktioniert es nicht nur mit Kaffee: Wenn man beim Bäcker, im Café oder Restaurant etwas kauft, bezahlt man einfach für die doppelte Menge eines beliebigen Produktes, also etwa für zwei Tassen Kaffee oder zehn statt fünf Brötchen. Der zweite Teil ist die Spende, wird auf einem Gutschein notiert und kann von einem Bedürftigen in Anspruch genommen werden. Es geht aber auch mit einem gespendeten Geldbetrag in beliebiger Höhe.
Ilona Degenhardt hat die Idee
Die Idee, damit auch in Fröndenberg zu beginnen, hatten Ilona Degenhardt und ihr Lachyoga-Treff. Bei der Stadt fand man schnell Mitstreiter, namentlich Birgit Mescher und Silke Löwner vom Bündnis für Familie und Generationen. Sie alle, wie auch Petra Scheiing, Beate Kloke und Dorothea Heinemann-Rodriguez gingen auf Tour zum Klinkenputzen, um entsprechende Läden vom Mitmachen zu überzeugen. Die ersten Erfolge können sich definitiv sehen lassen. Ilona Degenhardt sagt nicht ganz ohne Stolz: „Nach gerade mal zwei Wochen haben wir 15 Teilnehmer zusammen.“ Mit anderen laufen noch Gespräche.
Schon 15 Teilnehmer
Die schnelle und positive Resonanz hat die Damen überwältigt. Birgit Mescher: „Ganz besonders bei den Italienern sind wir offene Türen eingelaufen. Sie kennen die Aktion aus der Heimat und hatten teilweise Tränen in den Augen, als wir erzählten, das nun auch hier machen zu wollen.“ Entsprechend stehen nun Pizzerien und Eisdielen prominent in der Liste (siehe Infobox). Auch Bäcker Wolfgang Mersmann, der zwei Geschäfte in der Ruhrstadt betreibt, handelte kurzentschlossen. „Das ist eine tolle Idee und einen Versuch auf jeden Fall wert. Man wird über die Zeit sehen, ob das angenommen wird.“
„Um die Aktion bekannt zu machen, wollen wir vorhandene Netzwerke nutzen, um potenzielle Profiteure zu erreichen, Vereine, die Tafeln, soziale Beratungsstellen etc.“, erklärt Mescher. Ein Dank geht auch an die beteiligten Geschäfte. Missbrauch werde man sicher nie ganz ausschließen können. Aber hier kommen die Verkäufer und der Vorteil einer Kleinstadt ins Spiel. Oftmals kennt man sich ja und weiß, wer wirklich mit dem Geld knapp dran ist. Birgit Mescher: „Viele Läden sind auch jetzt schon großzügig zu Bedürftigen. Mit dieser Aktion wird das nun auf tolle Weise institutionalisiert.“ Es geht ab sofort los.
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