Kultur in Hagen

Hagen: Heimspiel für Tenor Geller in der Oper „Freischütz“

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Alexander Geller besetzt im Theater Hagen in der Weber-Oper „Der Freischütz“ die Rolle des Max.

Alexander Geller besetzt im Theater Hagen in der Weber-Oper „Der Freischütz“ die Rolle des Max.

Foto: Michael Kleinrensing

Hagen.  Alexander Geller singt im Theater Hagen in der Oper „Freischütz“ die Partie des Max. Warum er deshalb ins Kinderzimmer des Bruders zieht.

Die Partie des Max im „Freischütz“ ist für ihn nicht neu. Alexander Geller hat die männliche Hauptrolle in der Oper von Carl Maria von Weber bereits auf Bühnen in Heidelberg und Dessau gesungen, doch nicht in Hagen. Warum das kurios ist? Weil Alexander Geller in Hagen geboren wurde und auf Bühnen in der ganzen Republik zu Hause ist.

Nun wird der 43-Jährige diesen weißen Fleck in seiner Biografie füllen. Am Samstag,4. Februar, steht der lyrische Tenor zum ersten Mal auf der Hauptbühne im Theater Hagen – bei der Premiere der Oper „Der Freischütz“, die Intendant Francis Hüsers inszeniert hat.

Abitur am THG

Back to the Roots – zurück zu den Wurzeln heißt es für Alexander Geller nun also tatsächlich. Der seit 15 Jahren in Berlin lebende Sänger nutzt sein Engagement in Hagen, um seine Familie zu besuchen.

„Ich schlafe im früheren Kinderzimmer meines älteren Bruders“, lacht der Tenor, der nach dem Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium (1998) und der Absolvierung des Zivildienstes eine Ausbildung zum Bankkaufmann machte und dann ein BWL-Studium anhing (Geller: „Mein Vater wollte, dass ich erstmal was Solides und Sicheres lerne“.).

Von 1999 bis 2007 hat der gebürtige Hagener in Köln gelebt, „das war eine tolle Zeit“, blickt der Künstler, der bereits in sehr jungen Jahren privaten Gesangsunterricht nahm, zurück.

Gesangsunterricht bei Stefan Adam

Apropos Gesangsunterricht: Den erhielt er unter anderem bei Stefan Adam. Der Opernsänger dürfte zahlreichen Hagenern bekannt sein, war der Bariton doch über viele Jahre am Hagener Theater engagiert. „Auf ein Ohr von außerhalb zu hören, ist mir auch heute noch wichtig. Man hört seine eigene Stimme schließlich anders“, sagt Alexander Geller bescheiden.

In Köln besetzte er anfangs kleinere Gesangsrollen, sein erstes Engagement bekam er in Halle (Geller: „Ich durfte drei Sätze singen.“).

In Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern war er dann vier Jahre fest engagiert, danach drei Jahre fest am Staatstheater in Cottbus in Brandenburg. Er habe viele Rollen besetzt, viele Erfahrungen gesammelt, „doch mein Ziel war es immer, freischaffend tätig zu sein“. Seit 2007 lebt Geller in Berlin, seit 2016 ist er freiberuflicher Künstler.

Vor ein paar Monaten kam dann tatsächlich seine Geburtsstadt Hagen mal wieder ins Spiel. „Meine Agentin informierte mich darüber, dass die Partie des Max am Hagener Haus besetzt werden sollte und fragte mich, ob ich Interesse hätte.“

Die Chemie stimmte

Geller fuhr zum Vorsingen an die Volme, traf dort auf Rodrigo Tomillo, der die musikalische Leitung der Inszenierung inne hat. Er kannte den Dirigenten mit spanischen Wurzeln von Auftritten in Kaiserslautern. Beim Vorsingen passte alles, die Chemie stimmte, Geller bekam das Engagement.

Was ihn an der Rolle des Max reizt? „Man muss lyrisch singen, aber auch ordentlich Dramatik auf die Bühne bringen.“ Die Rolle erfordere ein breites Stimmfarbspektrum und die Figur des Max sei beinahe ein Antiheld.

Zum Inhalt der romantischen Oper nur soviel: Max steht unter Spannung: Um Nachfolger des Försters Kuno zu werden und dessen Tochter Agathe heiraten zu dürfen, muss er einen Probeschuss bestehen. Aus Angst zu Versagen nimmt Max die Hilfe des zwielichtigen Kaspar an, der ihn mit der Aussicht auf „Freikugeln“ lockt.

Als sich die beiden Männer nachts in der Wolfsschlucht zum Kugelgießen treffen, taucht Max in eine Art Unterwelt ein und es wird ein Deal vereinbart: Von den sieben Freikugeln treffen nur sechs das gewünschte Ziel, die siebte dagegen wird vom Bösen selbst gelenkt. . .

Kein abstrakter Held

„Die Rolle des Max spiegelt ein menschliches Verhalten wider. In der Schwäche sucht eben jeder einen Notausgang“, umschreibt Alexander Geller seine Sympathie für den männlichen Protagonisten. Max sei kein abstrakter Held, er sei vielmehr „erfühlbar“ und die Handlung sei nah an realen Konflikten.

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