Junge Kultur

Hagen: Was das Theater Lutz mit 60.000 Euro Fördergeld macht

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Sind im Tanztheaterstück „Burak oder Das rote Rauschen“ zu sehen (von links): Agnes Fischer, Maria Savva, Jad Abbas, Irene Kiefte und Brunella Sabatino. Die Proben fanden im Ballettstudio Glasow auf

Sind im Tanztheaterstück „Burak oder Das rote Rauschen“ zu sehen (von links): Agnes Fischer, Maria Savva, Jad Abbas, Irene Kiefte und Brunella Sabatino. Die Proben fanden im Ballettstudio Glasow auf

Foto: Januszewski / Leszek Januszewski

Hagen.  Das Jugendtheater in Hagen bekommt eine kräftige Finanzspritze. Dadurch kann das Anti-Gewalt-Stück „Burak“ realisiert werden. Die Hintergründe:

„Junge Leute denken offen“, sagt Anja Schöne. Die Leiterin des Kinder- und Jugendtheaters Lutz in Hagen arbeitet vehement gegen Schranken im Kopf, Schubladendenken und Sprüche wie „Das klappt sowieso nicht“. Auch deshalb freut sich Anja Schöne ganz besonders über die Förderung, die ihr Theater erhalten hat. Die Kulturstiftung des Bundes hat das Hagener Haus mit 60.000 Euro bedacht – Geld aus dem Förderprogramm „Jupiter“. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Abkürzung „Junges Publikum ins Theater“.

Zum Hintergrund: Das Förderprogramm „Jupiter“ ist auf fünf Jahre ausgerichtet. Insgesamt 26 junge Theater im deutschsprachigen Raum haben also fünf Jahre Zeit, die ihnen gewährte Unterstützung zielgerichtet einzusetzen. „Wir haben uns mit dem Lutz im vergangenen Juni beworben und im November die Zusage der Förderung erhalten“, blickt Anja Schöne zurück.

Anti-Gewalt-Performance

Das Geld ermöglicht ihr, eine ganz besondere Produktion - eine Anti-Gewalt-Performance – in der momentan laufenden Spielzeit zu realisieren. Der Grund, warum das Lutz bedacht wurde, liegt für sie auf der Hand: „Der Kulturstiftung ist es wichtig, dass Theater, die ein schwerpunktmäßig junges Publikum ansprechen, unterstützt werden, da an diesen Orten echte Nachwuchsförderung betrieben wird. Außerdem geht es der Kulturstiftung darum, dass junge Bühnen mehr Beachtung finden und finanziell besser ausgestattet werden.“ Passt für das Lutz in Hagen wie die Faust aufs Auge. . .

Wie das Lutz-Team die Fördersumme einsetzt? „Wir haben ein multimediales Tanztheaterstück erarbeitet, das das Thema Gewalt aufgreift. Auf Gewalt trifft man in jeder sozialen Schicht, Gewalt kommt unabhängig von Nationalität und Alter überall vor“, resümiert Anja Schöne.

Uraufführung am 25. März

Konkret: Am Samstag, 25. März, wird das Stück „Burak oder das rote Rauschen“ als Uraufführung im Lutz gezeigt. Den Titel habe sie gewählt, da Jugendliche wie Erwachsene beim Ausüben von Gewalt in einen wahren Rausch geraten könnten.

„Burak ist ein junger Mann, der seit seiner Geburt in Hagen lebt. Er hat sich in einigen Projekten, die wir mit dem Music Office gemeinsam gemacht haben, beteiligt“, erläutert Anja Schöne, die das Lutz seit fünfeinhalb Jahren leitet.

Das Komplettprogramm an Problemen

Das Leben des heute Anfang 20-Jährigen, der kurdische Wurzeln hat, verlief viele Jahre problematisch. „Burak hat sich immer als Mensch zweiter Klasse gefühlt, hat in früheren Jahren häusliche Gewalt und später Diskriminierung – also das Komplettprogramm – erlebt. Und darauf hat er dann selbst mit Gewalt reagiert“, skizziert Anja Schöne Buraks Biografie.

Die Lutz-Leiterin lächelt: „Doch dann hat Burak die Kurve gekriegt. Gerade hat er seine Ausbildung zum staatlich geprüften Krankenpfleger beendet und tritt in ein paar Tagen eine Stelle als Krankenpfleger in einem Hagener Krankenhaus an.“

Auch die Gewalt-Erfahrungen, die ihr ein 17-jähriges Mädchen geschildert habe, seien in die Inszenierung eingeflossen, „es ist ein Stück nach wahren Begebenheiten und Akteure aus neun Ländern, die auf der Bühne neun Sprachen sprechen, sind beteiligt.“

Die Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Tanztheater, mit Tobias Hagedorn, einem Komponisten für elektronische Musik, und dem Comic-Zeichner Jan Falkenberg sei spannend gewesen, „solch eine aufwendige, multimediale Bewegungs-Performance hätten wir uns ohne die großzügige Förderung niemals leisten können“, sagt Anja Schöne.

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