Hohenlikmburg. Das große Publikum, das am Sonntagnachmittag die Aufführung des Oratoriums Maria in der Kirche Sankt Bonifatius besuchte, hatte das große Los gezogen: angenehm kühle Luft und ein spannendes Musikszenario. Der junge Dirk-Johannes Neumann, Komponist und Herr über Solisten, Chor und Orchester, hatte ein Werk geschaffen, das Neues und Altes in der Musik zusammenfügte: poppige Rhythmen und klassische Harmonien ohne widerspenstige Akkorde.
Das große Publikum, das am Sonntagnachmittag die Aufführung des Oratoriums Maria in der Kirche Sankt Bonifatius besuchte, hatte das große Los gezogen: angenehm kühle Luft und ein spannendes Musikszenario. Der junge Dirk-Johannes Neumann, Komponist und Herr über Solisten, Chor und Orchester, hatte ein Werk geschaffen, das Neues und Altes in der Musik zusammenfügte: poppige Rhythmen und klassische Harmonien ohne widerspenstige Akkorde.
Überraschende Rückungen in eine andere Tonart und Tempo-Veränderungen symbolisierten Einbrüche in das Geschehen. Der Text von Markus Erhardt wurde weitestgehend Silbe gegen Note übersetzt. Er beschrieb das Schicksal der Maria in moderner Form. Auf einer großen Leinwand im Altarraum konnten die Besucher die Gesänge nachlesen. Die Worte Gottes wurden von Nicolai Grund gesprochen.
Der Engel Gabriel wurde als „personifizierte Botschaft Gottes und als besonders lebensfroher Diener Gottes“ vorgestellt.
Ron White verfügte über eine ausdrucksvolle Stimme, sanft und fast zärtlich im Gespräch mit Maria, hoch erregt bei der Botschaft der Grablegung Jesu. Seine farbige Gestalt und sein ausländischer Akzent passten perfekt zu seiner Rolle: Er kam buchstäblich aus einer anderen Welt. Die wörtlichen Kommentare dagegen waren sehr menschlich, zum Beispiel beim Besuch ihrer Cousine Elisabeth: „Ansonsten wäre Maria die erste Frau gewesen, die Neuigkeiten für sich behält!“
Maria (Angela Stüttgen) verkörperte die Mutter Jesu (Jeschua) optimal: hingebungsvoll sich dem Willen Gottes fügend, dem Kind voller Liebe ein Wiegenlied singend, klagend am Kreuz mit tröstlicher Umspielung des Gesangs durch ein Cello-Solo (Stephan Giepner). Josef (Jörg Schleifer) stand seinen Mann: Enttäuschung klang aus seiner Stimme bei der Nachricht von der Schwangerschaft seiner Verlobten, Dringlichkeit bei der Suche nach einer Herberge, gemäßigter Zorn über die Suche nach dem 12-jährigen Jesus im Tempel.
Pianistische Tricks
Die Rollen des Herodes und Pilatus wurden von Martin Wagner gesungen. Er warf sich als König mächtig in die Brust und wartete mit falscher Freundlichkeit den Sterndeutern gegenüber auf.
Der Chor bestand aus erfreulich vielen jungen Menschen mit frischem Timbre. Gut waren die Männerstimmen besetzt.
Henning Rubach am Klavier begleitete nicht nur häufig die Solisten, sondern sorgte mit pianistischen Tricks für Stimmungs-Untermalung.
Das Publikum applaudierte begeistert bei stehenden Ovationen. Friederike Knollmanns Urteil zum anspruchsvollen Konzert: „Ich bin begeistert. Zuerst war ich skeptisch, weil ich dachte: Das wird bestimmt schräg und poppig. Aber diese tolle Musik war für jeden verständlich!“
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