Mein Gott

Botschaft für zuhause: „Vergessen Sie die Armen nicht“

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Diakon Thomas Becker von der kath. Pfarrei St. Peter und Paul für Witten, Sprockhövel und Wetter

Diakon Thomas Becker von der kath. Pfarrei St. Peter und Paul für Witten, Sprockhövel und Wetter

Foto: Privat

Diakon Thomas Becker schätzt die Selbstbesinnung im Kloster. Was er mit nach Hause nimmt, steht hier

Es ist unter Seelsorgerinnen und Seelsorgern allgemein üblich und ein guter Brauch, dass er oder sie einmal im Jahr „in Exerzitien geht“, wie wir es nennen. Gemeint ist damit, dass einmal im Jahr – wenigstens dann! – Gelegenheit ist, zur Ruhe zu kommen und sich wieder einmal auf sich selbst zu besinnen.

Ich selbst fahre dazu regelmäßig in ein Benediktinerinnenkloster im Weserbergland. Der Ort heißt Herstelle und mag dem einen oder anderen bekannt sein. Ich erinnere mich noch gut an unseren Abschied im letzten Jahr. Ein Dutzend Teilnehmer – Männer und Frauen – aus verschiedenen geistlichen Berufen hatten gebetet, geschwiegen und meditiert, Gottesdienste gefeiert, anderen zugehört, aber auch selber Probleme benannt. Und als wir dann unserer Ordensschwester gerade mitteilen wollten, dass wieder alles wunderschön gewesen sei und wir reich „beschenkt“ nach Hause fahren würden, kam ein ernüchternder Satz: „Vergessen Sie die Armen nicht, sonst war alles nur die Hälfte wert!“

Und sie erinnerte uns dann, was Glaube für die Christen bedeutet: Beten – und die Armen nicht vergessen, ganz nach der Ordensregel des heiligen Benedikt und auf der Linie des jetzigen Papstes. Wir erinnern uns: Am Gründonnerstag ging er in ein Gefängnis und wusch den Menschen dort die Füße. Seine erste offizielle Reise führte nach Lampedusa, ein Ort, der wieder gerade sehr aktuell geworden ist. Mit einem Motorboot ließ sich der Papst damals vor die Küste hinausfahren, um Tausender Flüchtlinge zu gedenken, die im Meer ertrunken waren. Niemand hatte sich vor ihm verantwortlich gefühlt für die alltäglichen Dramen, die sich bei diesen Fahrten auf hoher See regelmäßig abspielten und auch heute noch geschehen. Vielerorts – so sagte Franziskus damals – herrsche eine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“.

Und weiter: „Wir haben uns an das Leiden des Anderen gewöhnt, es betrifft uns nicht, es interessiert uns nicht, es ist nicht unsere Sache. Die Menschen leben wie in einer Seifenblase und sind unempfindlich für die Not der anderen geworden.“

Damit wir uns jetzt nicht missverstehen: Was wir an Gutem tun, hat nicht den Zweck, dass wir uns damit den Himmel verdienen. Sondern andere sollen durch die Art und Weise, wie Christen leben und handeln, etwas von der Botschaft erfahren, die sie verkünden. Jesus sagt dazu: „So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und den Vater im Himmel preisen!“

Thomas Becker ist hauptamtlicher Diakon in der Pfarrei St. Peter und Paul in Wetter, Witten und Sprockhövel.

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