Mein Gott

„Gesegnet sei, der da kommt im Namen Gottes“

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Der Einzug in Jerusalem an Palmsonntag – dargestellt mit Egli-Figuren.

Der Einzug in Jerusalem an Palmsonntag – dargestellt mit Egli-Figuren.

Foto: Stefanie Bald

Pfarrer Guido Hofmann erinnert in der Kolumne „Mein Gott“ zu Palmsonntag an den Einzug Jesu nach Jerusalem.

Am morgigen Palmsonntag beginnt die Heilige Woche des Osterfestkreises. In den Gottesdiensten wird erzählt, dass Jesus auf einem Eselfüllen nach Jerusalem reitet. Seine Anhänger rufen laut: „Hosianna. Gelobt sei, der da kommt im Namen Gottes.“ Sie werfen Palmzweige und ihre Kleider auf den Boden, damit Jesus wie über einen roten Teppich reitet.

Gott als Auftraggeber

Im Namen Gottes heißt: sein Auftraggeber ist Gott. Auf einem Esel, einem Lasttier, sollte der Befreier Israels reiten. Kriegsbogen sollten zerbrochen werden. So schrieb es der Prophet Sacharja, dessen Prophezeiung im Hintergrund dieser Erzählung steht.

Kein typischer Herrscher

Ich bin ehrlich. Ich liebe diese Erzählung. Warum? Weil Jesus, ganz anders als Herrscher der Welt auftritt: bescheiden, zurückhaltend, sanft. Wie froh bin ich, dass Jesus nicht auf einem Schlachtross sitzt. Seine Jünger waren keine Söldnertruppe, bewaffnet bis an die Zähne. Das „Hurra“ der Menge war nicht von Angst begleitet. Kein Spitzel hatte zu prüfen, ob denn auch ja glühend und überzeugend genug mitgeschrien wurde. Diesen friedlichen, menschenfreundlichen Jesus nannten seine Anhänger „Herr“. Ihn baten sie: „Erbarme dich!“ Das heißt so viel wie: Ich sehe, dass du barmherzig bist und gütig. Du redest nicht nur von Liebe und Menschlichkeit. Du stehst dafür mit deiner ganzen Person. Dein Einzug passt zu deinen Worten und deiner Botschaft der Liebe.

Provokation

Wir wissen, wie die Geschichte weitergeht. Jesu ganze Person, seine Worte, seine Menschennähe. All das war eine Provokation. „Wir löschen ihn lieber aus, bevor seine Spinnereien um sich greifen und er eine Revolution der Liebe auslöst.“ Es ist wirklich verrückt. Nur Gnade, Frieden, Barmherzigkeit machen glücklich und vertrauensvoll. Und doch zwingen Einzelne ihre Logik der Gewalt und Stärke allen anderen auf. Mit den bekannten Konsequenzen.

Geschichte wiederholt sich

Die Geschichte wiederholt sich bis heute. Als gäbe es keine andere Möglichkeit. Dabei wissen wir: Der Weg der Gewalt führte ausnahmslos ins Verderben. Kriegerische Handlungen kennen außer der Militärindustrie nur Verlierer. Wie anders ist da der Einzug Jesu nach Jerusalem! Er sagt: Seid getrost, ich habe die Welt überwunden! Palmsonntag zeigt, was Barmherzigkeit und Demut bewirken können. Es ist eine Gegengeschichte zum Römischen Staat, dessen „Friede“ eigentlich Gewalt, Besatzung und Hinrichtungen bedeutete.

Der Frieden wird siegen

Jesus war kein schwacher Verlierertyp mit Gutmenschambitionen. Er stand für seine Botschaft ein. Bis zuletzt. Was er tat, diente dem wirklichen Leben. Für Christen ist Ostern ein klares Zeichen. Das Leben wird siegen. Der Friede. Was bleibt, ist die Liebe! Deswegen liebe ich den die Heilige Woche vom Einzug Jesu nach Jerusalem, die Feiern von Gründonnerstag, den Weg vom Tod Jeus bis zur Auferstehungsbotschaft am Ostersonntag.

Zu weich für diese Welt

Die Karwoche hält der Welt den Spiegel vor. Haltet ein. Kehrt um! Wählt das Leben! In den Gottesdiensten erklingen die Worte: Herr, erbarme dich. Das ist für mich nicht nur ein religiöses, sondern auch ein politisches Bekenntnis. Das Leben selbst, Gott, ist mein Herr und mein Kompass. Denn er ist den Schwachen, den Barmherzigen nahe. Und du sei ihnen auch nahe! Wie gern wird dieser Weg verspottet: unrealistisch, zu weich für diese Welt.

Ein Träumer

Ein Aprilscherz!? Wie zynisch muss dies auf die Opfer wirken, die schicksalhaft in die Fleischwölfe der Welt geraten! Da halte ich es lieber mit Paul Mc Cartney, den Autoren des Klassikers „Imagine“. Du magst sagen, ich bin ein Träumer, aber ich bin nicht der Einzige. Ich hoffe, eines Tages wirst du zu uns gehören und die Welt wird nur noch eine sein. Weil ich Träumer die Botschaft des Lebens als einzigen Hoffnungsschimmer sehe, liebe ich die Geschichte vom Einzug Jesu nach Jerusalem. I hope, you will join us. Eine gute Heilige Woche.

Guido Hofmann ist Pfarrer in der evangelische Kirchengemeinde in Ende.

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