Gesundheit

Welt-Alzheimertag: Demenz – und die Welt steht Kopf

| Lesedauer: 3 Minuten
Validieren erleichtert den Kontakt mit Demenzkranken. Die Basis ist Empathie, Bestätigung und Wertschätzung.

Validieren erleichtert den Kontakt mit Demenzkranken. Die Basis ist Empathie, Bestätigung und Wertschätzung.

Foto: AOK / hfr

Ennepe-Ruhr.  Am 21. September ist Welt-Alzheimertag. Im EN-Kreis leben rund 11.700 Betroffene. Auch für die Angehörigen ist die Krankheit eine Herausforderung

Am 21. September ist Welt-Alzheimertag und das Motto lautet: Demenz – und die Welt steht Kopf. Das gilt insbesondere für die Betroffenen, aber auch für das Umfeld. Nach aktuellen Ergebnissen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) lebten im Jahr 2021 im Ennepe-Ruhr-Kreis rund 11.700 Menschen mit dieser Erkrankung, heißt es in einer Mitteilung der AOK NordWest.

Mehr Frauen als Männer betroffen

Betroffen seien am häufigsten über 75-Jährige und tendenziell mehr Frauen als Männer. Wer als Angehöriger oder auch als professionelle Pflegefachkraft die Betreuung eines an Demenz erkrankten Menschen übernehme. benötige viel Kraft und Geduld. Wenn Demenzkranke aggressiv und laut oder gar handgreiflich würden, werde das auch als herausforderndes Verhalten bezeichnet. Das bringe nicht nur pflegende Angehörige, sondern auch beruflich Pflegende bisweilen an die Grenzen. Hierbei sollte versucht werden, zu verstehen und sich einzufühlen. „Es ist hilfreich, sich immer wieder vor Augen zu führen, dass dieses Verhalten nicht persönlich gemeint ist, sondern Symptom einer Erkrankung“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock.

Ursachen für aggressives Verhalten

Das herausfordernde Verhalten der an Demenz erkrankten Menschen seien Versuche der Erkrankten, zu kommunizieren. Dies gehe oft nur durch Schreien, Beschimpfen, Schlagen oder das Werfen von Gegenständen. Wenn versucht werde, die Perspektive der dementen Person einzunehmen, erweise sich das zunächst als ‘störend’ empfundene Verhalten oft als unverstandenes Verhalten. Ängste, Überforderung, Missverständnisse oder auch unbewältigte Lebensthemen können hinter aggressivem Verhalten stecken.

Alternativen zu Medikamenten

Eine störende Lärmkulisse, die fehlende Brille oder die Veränderungen in der Alltagsroutine können für die Betreffenden bedrohlich sein, stellt die AOK NordWest heraus. Natürlich führten auch die krankheitsbedingten Veränderungen bei Demenzerkrankten zu Frust und nicht selten zu Verbitterung. Studien legten nahe, dass andere Maßnahmen als Medikamente – wie zum Beispiel Aktivitäten im Freien, Berührungs- oder Massagetherapien sowie Musik – wirksamer seien als eine pharmakologische Therapie: Wenn Medikamente eingesetzt werden, dann sollten sie in der geringstmöglichen Dosis über einen möglichst kurzen Zeitraum und unter engmaschiger Kontrolle verabreicht werden, so ein Rat der Krankenkasse.

Tägliche Herausforderungen

Was können Pflegefachkräfte oder Angehörige tun, um mit den täglichen Herausforderungen möglichst entspannt umzugehen? Eine Empfehlung der AOK lautet: Validieren. „Validation ist mehr eine Grundhaltung als eine Technik. Sie basiert auf Empathie, Bestätigung und Wertschätzung im Umgang miteinander“, erklärt Kock. Es sei der Versuch, in die innere Welt des oder der Demenzkranken einzutauchen und Kontakt zu den Gefühlen aufzunehmen. Die Pflegekraft oder die Pflegeperson zuhause könne zum Beispiel nachfragen, warum die fehlende Brille gerade so wichtig ist, die vermeintlich kleine Veränderung so bedrohlich und so auf die Ängste eingehen.

Kurse für pflegende Angehörige

Durch so ein identitätsstiftendes Gespräch könne ein echter Kontakt zur oder zum Pflegebedürftigen entstehen, der den erlebten Stress lindert. Auf keinen Fall solle die oder der Erkrankte darauf hingewiesen werden, dass die Vorstellungswelt nicht der Realität entspricht.

Für pflegende Angehörige bietet die AOK NordWest spezielle Pflegekurse auch online an. Unter www.aok.de/nw/onlinepflegekurs findet sich ein Kursangebot im Chat explizit für die Pflege Demenzerkrankter ‚Dement oder nur vergesslich‘. Außerdem kann das Online-Selbsthilfeprogramm ‚Familiencoach Pflege‘ dabei helfen, die eigene Psyche zu stärken und sich vor Überlastung zu schützen.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Herdecke / Wetter