Iserlohn. In der Komödie „Die Niere“ wird die Liebe nach einer Vorsorgeuntersuchung auf eine harte Probe gestellt
Stellen Sie sich vor, sie haben gerade Ihren beruflichen Durchbruch geschafft und wollen das mit Ihrer Frau und einem befreundeten Ehepaar feiern. Doch kurz vor deren Ankunft erfahren Sie, dass Ihre Frau eine Spenderniere benötigt – und Sie als möglicher Spender in Frage kämen. Wie würden Sie reagieren? Würden Sie sofort ja sagen, bräuchten Sie Bedenkzeit oder würden Sie es sogar ablehnen?
Eine Szenario, mit dem Arnold, gespielt vom ehemaligen Tatort-Kommissar Dominic Raacke, in der Beziehungskomödie „Die Niere“ von Stefan Vögel – die am Mittwoch im Parktheater Tournee-Premiere gefeiert hat – konfrontiert wird.
Arnold ist auf jeden Fall tierisch überfordert mit der Situation, bittet um Bedenkzeit „bis zur Deadline“ – und stößt seiner Frau Kathrin (Katja Weitzenböck) damit gewaltig vor den Kopf.
Der eine würde spenden, der andere zögert noch
Spendabler ist da hingegen sein Freund Götz (Romanus Fuhrmann). Der stellt sich direkt als Spender zu Verfügung, was wiederum dessen Frau Diana (Jana Klinge) mal so gar nicht gefällt. Und Arnold auch nicht: „Ich habe das Vorrecht, meiner Frau eine Niere zu spenden. Nicht du.“ Der Abend entwickelt sich zu einem denkwürdigen, nach dem nichts mehr ist, wie es mal war. Es geht um Affären, Organ-Deals und einen vermeintlichen Anruf des Arztes: Die Ergebnisse seien vertauscht worden. Nicht Kathrin braucht eine Spenderniere, sondern Arnold. Er kann sich aber auf seine Frau verlassen, sie würde ihm eine Niere spenden.
Wie sich herausstellt, ist das aber gar nicht nötig: Kathrin hat sich den ganzen „Organspende-Wahnsinn“ nur ausgedacht – denn in dem Stück geht es nicht um die Frage „Würdest du für mein Überleben einen Teil deines Körpers hergeben?“, sondern „Liebst du mich wirklich?“ Arnold hat nämlich eine Affäre, Kathrin hat davon Wind bekommen und ihm mit der fiktiven Niereninsuffizienz in gewisser Weise eine letzte Chance gegeben – die Arnold kläglich in den Sand gesetzt hat.
Es gehört schon jede Menge Mut dazu, ein solch hochbrisantes Thema in eine Komödie zu stecken. Stefan Vögel ist das jedoch vorzüglich gelungen. Nicht zuletzt, weil die brillanten Schauspieler den schmalen Grad zwischen schwarzem Humor und Ernsthaftigkeit hervorragend meistern und zudem mit dem ganzen Herzen dabei sind.
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