Attendorn. Die über 500 Jahre alte Schmiedezunft St. Agatha in Attendorn feiert bald ihr großes Patronatsfest. Dahinter steckt eine blutige Geschichte.
Seit Jahrhunderten gibt es in Attendorn die Schmiedezunft St. Agatha. Sie muss schon vor 1455 bestanden haben. In die Öffentlichkeit tritt die Zunft am Sonntag, 5. Februar. Denn dann wird um 11 Uhr von Dechant Andreas Neuser, der Zunftvikar ist, ein Hochamt am Hauptaltar der Pfarrkirche zelebriert, das jeder mitfeiern kann. Wegen des Sonntags findet das Hochamt nicht vor dem Agatha-Altar statt. Die Zunftmitglieder nehmen aber in den Bänken vor dem Agatha-Altar Platz.
Schreiben aus dem Mittelalter im Staatsarchiv Düsseldorf zu finden
Aus der Historie geht hervor, dass nach einem Streit der Zünfte sich diese mit der Stadt Attendorn in einem Schreiben vom 7. Oktober 1455 dem Erzbischof von Köln aufs Neue unterwerfen. In diesem Zusammenhang werden auch zwei Männer der Schmiedezunft erwähnt. Das Schreiben befindet sich im Original im Staatsarchiv in Düsseldorf. Die Agatha-Zunft hatte, wie die anderen Confraternitäten und Zünfte, besondere Vorsteher.
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Das ist bis heute so geblieben. 1. Zunftrichter ist seit acht Jahren Viktor Linne, der von 1965 bis 1968 den Beruf des Wagenbau- und Hufschmieds erlernte. Bis 1964 hatten Linne‘s am Huhlenmarkt noch eine eigene Schmiede, die innerhalb der früheren Stadtwälle lag. 2. Zunftrichter ist Georg „Butze“ Müller, Schreib- und Kassenknecht ist Christian Gante, Schreibknecht/Protokoll Thomas Schulte, 1. Fahnenknecht Paul-Christoph Bettig, 2. Fahnenknecht Rolf Beul. Zurzeit gibt es 42 Zunftbrüder aus den Berufen Schmied, Metallgießer, Bäcker sowie Feuerwehr und Attendorner Poskeväter.
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Sinn und Zweck der Agatha-Zunft ist heute, Gutes im sozialen Bereich zu tun. So beteiligte sich die Zunft zuletzt an der Finanzierung der „Kleppglocke“ für die Pfarrkirche und auch für die Flutopfer öffnete man die Kasse. Am Agatha-Fest sind die Zunftbrüder angehalten, in der Messe für die verstorbenen „Eltern, Amtsbrüder und Schwestern“ zu beten und dem „Altar ordentlich und sittsam Opfergeld zu geben“. An diesem Tag des Gedächtnisses an die Schutzpatronin, die heilige Agatha von Catania, backt Konditormeister Markus Harnischmacher Agatha-Brötchen, die zum Frühstück den Mitgliedern der Zunft gebracht werden. Es handelt sich um etwas größere Brötchen. Der süße Hefeteig dieser Brötchen ist mit guter Butter versehen, alles nach einem alten Familienrezept, wie Markus Harnischmacher betonte. Ein Brauch, der in vielen Gegenden der Alpen ebenfalls stattfindet, die Schweizer sagen zu den Brötchen „Agatha-Brötli“.
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Zu den feststehenden Terminen im Jahreskreis zählen die Jahreshauptversammlung, das Patronatsfest am 5. Februar, die Teilnahme an der Fronleichnams-, Brand- und Pestprozession sowie das Sommerfest. Zur Ausstattung gehört die Zunftfahne, die 1996 durch eine Spende von Christian und Walter Beul neu angeschafft wurde, ein Zunftstab und vier Zunftbücher, beginnend in 1710. Die Unterlagen werden bald im Gildehaus, das aufwändig renoviert wird, ausgestellt. Es gibt sogar ein eigenes Zunftlied, das zur Einstimmung in das neue Zunftjahr und zu Ehren der Schutzpatronin gesungen wird. Die erste Strophe lautet: „Sankt Agatha, Dich ehren will ich mit Herz und Mund, Dein Lob will ich vermehren jetzt und zu aller Stund´.“
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Aus der Legende der Schutzpatronin ist bekannt, dass die Jungfrau Agatha von Catania wahrscheinlich unter Kaiser Decius zwischen 249 und 251 als Märtyrerin starb. Agatha wurde auf Sizilien als Tochter wohlhabender Eltern geboren. Als gottgeweihte Jungfrau lehnte sie den Heiratsantrag des heidnischen Stadthalters von Sizilien Quintianus ab, da sie die Jungfräulichkeit um des Himmelreiches Willen gelobt hatte. Weil Agatha ihn zurückwies, ließ sie der Stadthalter für einen Monat in ein Freudenhaus verschleppen. Da sie ihn nach dieser Zeit immer noch ablehnte, veranlasste Quintianus ihre Verurteilung und ließ ihr die Brüste abschneiden. Nach dieser Folter erschien ihr nachts der heilige Petrus und pflegte ihre Wunden. Als man dies bemerkte, ließ der Stadthalter sie auf glühende Kohlen legen, wodurch sie verstarb.
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