Frenkhausen/Dumicke. Der Senior erzählt, wie er sich selbst das Orgel spielen beibrachte. Und warum er weitermacht, auch, wenn man ihn auf die Orgel tragen muss.
Fünf Jahre muss Heinz Theile auf jeden Fall noch die Kirchenorgeln in Frenkhausen und Dumicke spielen. Denn dann hat er die „100“ zusammen: „In diesem Jahr kann ich zwei Jubiläen feiern. Dann spiele ich 60 Jahre die Orgel in Frenkhausen und 30 Jahre die hier in Dumicke“, lacht er über die sicherlich ungewöhnliche Konstellation, als wir uns in der schmucken Kapelle in Dumicke treffen: „Das einzige Problem ist das Gehen. Ich bin mehrfach an beiden Hüften operiert worden. Und manche aus der Pfarrei sagen, sie müssten überlegen, wie sie mich irgendwann da hoch kriegen.“ Weder sein hohes Alter noch seine überschaubaren Gebrechen haben ihm offenbar seinen Humor nehmen können.
Schönstes Hobby
Am 31. Dezember wird der Senior 88. Und auch danach wird er das tun, was Zeit seines Lebens das schönste Hobby war und ist: Orgel spielen. Theile grinst: „Ein Nachfolger ist eh’ nicht in Sicht und bis jetzt hat noch niemand gesagt, dass ich falsche Töne spiele.“
Mit dem Kopf und den Fingern, das funktioniere noch. Und die von einem Olper Ohrenarzt attestierte Altersschwerhörigkeit stört ihn nicht: „Der wollte mir ein Hörgerät verpassen“, verzieht er das Gesicht, „habe ich bis heute aber nicht gemacht.“
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Heinz Theile hat in seinem Leben einiges wegstecken müssen. Er ist zweifacher Witwer und musste von Kindesbeinen an bei seinem Onkel in der Landwirtschaft schwer arbeiten. Der habe von der Musik nichts wissen wollen: „Ich musste mir alles selbst beibringen.“ Theiles Glück: In der Volksschule hatte er Noten lesen gelernt, und in der Kapelle in Frenkhausen stand ein Harmonium. Vor oder nach der Arbeit im Stall setzte er sich also hin und übte. Mit Erfolg.
Der damalige Lehrer Michels, der in der Kirche spielte, setzte ihn zunächst sporadisch als seinen Vertreter ein. Als Michels in Pension ging, am 1. Oktober 1962, also fast auf den Tag vor 60 Jahren, hieß es dann: „Jetzt musst Du spielen.“ Teenager Heinz tat, wie ihm geheißen. Bis heute.
Und das trotz widriger Umstände: „Wenn werktags Messe war, bin ich nach dem Melken in der früh um 8 Uhr in die Kirche gegangen und habe gespielt. Das war eben so.“ Zum Organistenamt in Dumicke kam er so ähnlich: „Die haben zu mir gesagt: Kannst Du mal aushelfen, und dabei ist es dann geblieben.“
„Der Glaube schwindet“
Heute spielt er regelmäßig vor nicht mehr als einem Dutzend Gläubigen, „manchmal sind es auch nur acht oder zehn“, sagt er. Auf meine Frage, was er zur Dauerkrise der katholischen Kirche sage, braucht er nicht lange zu überlegen: „Der Glaube schwindet. Und es geht den Menschen zu gut.“ Kaum jemand beichte noch, Schuldgefühle seien vielen Menschen fremd.
Bleibt bei einem Treffen mit einem derart rüstigen Senior die sich aufdrängende Frage: „Wie bleibt man im Alter eigentlich so fit?“
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Theile: „Ich trinke seit zehn Jahren keinen Alkohol. Und geraucht habe ich nie.“ Sport treibt der musikalische Senior auch noch: „Einmal in der Woche gehe ich schwimmen, im Drolshagener Hallenbad.“ Sollte das mal geschlossen werden, würde er es natürlich bedauern: „Aber entschieden ist das ja noch nicht.“
Ob man häufiger ans Ende denke, wenn man stramm auf die 90 zugehe, will ich wissen. Theile schüttelt nur das weise wie weiße Haupt: „An den Tod denke ich nie, der kommt sowieso."
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