
Eine Windkraftanlage im Wald. Bis 2028 sollen in NRW weitere 1000 WEA gebaut werden.
Foto: Bastian Haumann / FUNKE Foto Services
Oedingen/Kreis Olpe. Zwei Naturschutzvereine kritisieren forcierten Windkraftausbau um jeden Preis.
„Es darf nicht passieren, dass unsere heimische Natur- und Artenvielfalt zerstört wird durch eine ideologisch geprägte Energiewende, die fast nur noch aus dem forcierten Ausbau der Windkraft besteht“, fordert der Naturschutzverein „Mitten im Sauerland“ e.V., der 2021 aus der Bürgerinitiative Gegenwind Oedingen-Cobbenrode hervorgangen ist, zusammen mit dem Naturschutzverein Schmallenberg e. V. In der letzten Woche hatte die schwarz-grüne Landesregierung angekündigt, den Ausbau der Windenergie forcieren zu wollen. Bis 2028 sollen mindestens 1000 neue Windräder gebaut werden. Ab sofort können diese per Erlass auch auf geschädigten Waldflächen und anderen Nadelholzflächen genehmigt werden.
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In einer gemeinsamen Presseerklärung üben die beiden Naturschutzvereine konkrete Kritik an den Plänen: Laut Beschluss der Berliner Ampelkoalition dürfen Windkraftanlagen (WKA) bald überall im Land errichtet werden. „Grundsätzlich befürworten auch wir klimaneutrale Energiegewinnung, aber es darf nicht das zerstören, was wir eigentlich schützen wollen: die einzigartige Natur in unserer Region“, so die Naturschützer. Hemmnisse im Bereich Arten- und Naturschutz sollen per Gesetz einfach aus dem Weg geräumt werden. Dies werde dem Bürger als alternativlos und mit „Ausnutzen von Spielräumen“ verkauft. „Nach dem Willen der Koalition sollen Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Reservate und auch Waldgebiete sukzessive für Windenergie „geöffnet“ werden. Es sollen mindestens zwei Prozent der Flächen für WKA zur Verfügung gestellt werden. Da in den Ballungszentren nicht gebaut werden kann, werden wir in Südwestfalen wesentlich mehr leisten müssen. Eine Obergrenze wird nicht genannt.“
Bis jetzt müssen für die Stellflächen und Zuwegungen von „Windparks“ Ausgleichsflächen geschaffen werden, also Wald neu angelegt werden, oft auch in einer höherwertigen Art wie z. B. durch Laubwald. „Demnächst sollen Ausgleichszahlungen die Eingriffe in die Natur kompensieren. „Also Geld für massive Naturzerstörung“, heißt es in der Erklärung.
Für Windenergie-sensible Arten, wie bei uns Rotmilan, Schwarzstorch und einige Fledermausarten solle kein Individualschutz mehr gelten, sprich die Tötung einzelner Tiere, z. B. durch die Rotoren der Windenergieanlagen (WEA) werde billigend in Kauf genommen. Laut Zukunftskoalition NRW sollten für einzelne Arten „Dichtezentren“ entstehen, in denen dann keine WEA gebaut werden dürfen. „Dieses Vorgehen ist nicht mit dem Artenschutz vereinbar und zerstört die (lokale) Biodiversität massiv. Gleichzeitig wurde auf dem Weltnaturgipfel ein Naturschutzabkommen unterzeichnet. 200 Staaten, darunter auch Deutschland, setzen sich bis 2030 das Ziel, mindestens 30 Prozent Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Wie passt das mit den Plänen Habecks bzw. der Zukunftskoalition zusammen? In unseren Augen gar nicht! Unserer Ansicht nach besteht Natur- und Artenschutz nicht darin, Dichtezentren für einzelne Arten anzulegen bzw. auszuweisen, sondern darin, den Tieren dort ihren Lebensraum zu lassen, wo sie ihn sich über Jahrzehnte geschaffen haben.“
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Waldgebiete für WEA zu öffnen und dadurch eine Versiegelung der Höhenzüge herbeizuführen, widerspreche auch jeder Logik im Bereich Hochwasserschutz. Denn ein effektiver Hochwasserschutz beginne nicht in den Tälern, sondern auf den Höhenzügen. Hier muss das Regenwasser genug Möglichkeiten haben, um im Erdreich versickern zu können. Versiegelte Flächen hingegen würden kaum Wasser aufnehmen, es könne ungehindert talwärts fließen. Erwiesen sei auch, dass durch die Verwirbelungen der Rotoren von WEA (mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h im Bereich der Flügelspitzen) der Boden rund um einen Windpark ausgetrocknet wird.
Mit einer Aufforstung wird viel CO2 in den heranwachsenden Bäumen gebunden. Jedes Windrad im Wald hemme diesen Effekt und durch die Herstellung einer WEA werde sehr viel CO2 erzeugt. Das passe nicht zusammen. Zudem sei die Energiegewinnung durch Windkraft im Dezember nahezu ein Totalausfall gewesen, denn nur ein kleiner Bruchteil der theoretisch möglichen Leistung konnte eingespeist werden. „Arten- und Naturschutz beginnen vor Ort und nicht in den Tropen oder im Regenwald und schon gar nicht auf den Konten der Profiteure“, so die Naturschutzvereine.
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