Stadtgestaltung

Vandalismus in Attendorn: „War überrascht und schockiert“

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Marta Primorac steht neben dem Stromkasten mit Osterfeuer-Motiv, das sie gestaltet hat.

Marta Primorac steht neben dem Stromkasten mit Osterfeuer-Motiv, das sie gestaltet hat.

Foto: Privat

Attendorn.  Junge Frauen aus dem Jugendparlament Attendorn gestalten Stromkästen neu. Jetzt haben Vandalen einen Kasten zerstört. So geht es jetzt weiter.

Stundenlange, manchmal auch tagelange Arbeit steckt in den Motiven. Sie zeigen Musiklegenden wie „Queen“ oder die „Beatles“, aber vor allem auch Szenen und Orte, die junge Menschen mit Heimat verbinden. Die Bilder sollen gesehen werden. Und zwar genau dort, wo im Alltag oft weggeschaut wird: an der Fassade der unscheinbaren, grauen Stromkästen am Wegesrand. „Es gibt genug graue und weiße Flecken in Attendorn. Wir wollen das auflockern, bunte Akzente setzen“, sagt Viktoria Korte (22). Zusammen mit Emilia Motyka (19) und den Schwestern Marta (22) und Ivon (18) Primorac engagiert sie sich im Jugendparlament der Stadt Attendorn. Die vier jungen Frauen haben schon zehn Stromkästen im Stadtgebiet verschönert. Freiwillig, in ihrer Freizeit. Umso ärgerlicher ist es für sie, dass jetzt ein umgestalteter Stromkasten dem Vandalismus zum Opfer gefallen ist.

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„Ich war überrascht und schockiert“, sagt Marta Primorac. Ihr Motiv – ein Auge, das mit seiner roten Umgebung zu verschwimmen scheint – wurde vor etwa einem Monat an den Verteilerkasten auf der Heldener Straße zum Abzweig Waldenburger Weg angebracht. Nur ein paar Tage später bekam sie eine WhatsApp-Nachricht mit einem Bild zugeschickt, das zeigt, wie die Folie mit ihrem Motiv offenbar abgerissen wurde. „Es ist bislang das erste Mal, dass so etwas vorgekommen ist. Wahrscheinlich war es eine Frage der Zeit“, meint Patrick Schauerte, stellvertretender Amtsleiter für Soziales, Jugend, Familien und Senioren bei der Stadt Attendorn. Bei der Polizei habe man keine Anzeige erstattet. Trotzdem wolle man darauf aufmerksam machen, dass hinter jedem Bild viel Arbeit und Engagement stecke. Und zwar von jungen Menschen, die sich in Attendorn einbringen.

Von der Zerstörungswut wolle man sich nicht beirren lassen. Ganz im Gegenteil. „Es ist ein schönes Projekt, das wegen so etwas nicht in den Sand gesetzt wird“, meint Viktoria Korte. Wenn die nächsten Motive – vier neue sind bereits fertiggestellt – an weiteren Stromkästen angebracht werden, soll auch der Kasten auf der Heldener Straße wieder verschönert werden. Vielleicht auch wieder mit dem Auge von Marta Primorac. Um zu zeigen, dass sich die jungen Frauen von so einem Zwischenfall nicht unterkriegen lassen.

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Im Herbst sollen die neuen Motive angebracht werden. Die Standorte stehen aktuell noch nicht fest. Es sollen in jedem Fall markante Standpunkte sein, die auch im Alltag wahrgenommen werden. Ausgenommen davon sind Verteilerkästen innerhalb der Attendorner Stadtwälle. Das sei nämlich nicht mit den Auflagen eines historischen Innenstadtbereichs vereinbar, so Schauerte.

Auch die neuen Motive greifen Attendorn spezifische Sehenswürdigkeiten und Bräuche auf. So hat Marta Primorac ein Bild vom Sauerländer Dom angefertigt, ihre Schwester Ivon Primorac hat sich von ihrem Abschluss inspirieren lassen und das Bäumchensetzen im Comic-Stil aufgegriffen. Emilia Motyka hat eine Art Postkarte von Attendorn angefertigt und Viktoria Korte hat sich an die Ruine Waldenburg herangewagt, sie in eine bunte, expressionistische Version verwandelt. „Die Ruine war früher einer meiner Lieblingsorte“, meint die 22-Jährige, die aktuell an der Uni Köln studiert. Trotz der Entfernung fühlt sie sich immer noch stark mit ihrer Heimat verbunden und möchte sie mitgestalten. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil es Menschen gibt, die Lust an Zerstörung haben.

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