Menden. 1976 fing Bettina Burgfeld als Erzieherin im alten Kinderheim Menden an. Nach 47 Jahren bei der Stiftung Ev. Jugendhilfe nimmt sie nun Abschied.
Die Stiftung Ev. Jugendhilfe Menden betreut Kinder und Jugendliche in Wohngruppen und Pflegefamilien. Bettina Burgfeld fing 1976 als Erzieherin im Jahrespraktikum im alten Kinderheim (Heimkerweg) ihren Dienst an und geht nun als Pädagogische Leitung nach 47 Jahren in Rente. Sie vergleicht die Stiftung mit einem bunten Heißluftballon: „Man erlebt viel, sieht viel, auch in die Ferne, und erlebt gemeinsam Schönes.“ Am Dienstag wurde sie mit einer Feier verabschiedet.
Bettina Burgfeld erlebte in Hinblick auf die Kinder viele schöne Momente: „Ich erinnere mich an einen Jungen in der Wohngruppe, der sich zu jeder Tages- und Nachtzeit ein ,Käsemoped’ (meint Käsetoast) machte und überaus glücklich und dankbar war, dass es immer genug zu essen im Kühlschrank gab.“ Sie habe sich für jeden jungen Menschen gefreut, wenn er einen Schulabschluss oder einen Gesellenbrief mit nach Hause brachte. „Oder wenn wir den Kindern auf dem Erdbeerfeld zeigen konnten, wie die Erdbeeren wachsen und wie man Marmelade einkocht. Wir wollten den Kindern möglichst viele Erfahrungen vermitteln, die Kinder auch in Familien erleben.“
+++ Auch lesenswert: Mendenerin gibt Kindern in Not ein Zuhause auf Zeit +++
Pädagogik hat sich verändert, vieles wurde aber damals schon richtig gemacht
Zehn Jahre arbeitete Bettina Burgfeld in einer Wohngruppe im Stammhaus, anschließend zehn Jahre in der Außenwohngruppe Hüingsen, elf Jahre in der Mobilen Betreuung von jungen Erwachsenen und schließlich 16 Jahre als Pädagogische Leitung für Wohngruppen.
Die Pädagogik habe sich im Laufe der Jahre verändert, vieles sei aber schon damals richtig gemacht worden. „Heute wissen wir einfach mehr über Bindung und Trauma. Die Fachkräfte sind besser ausgebildet und wir reflektieren intensiver und sprechen im Team offen über eigene Empfindungen in der Beziehung zu den Kindern“, beschreibt sie. Sicherlich habe sich eine stärkere Professionalisierung entwickelt, die gut und wichtig sei, aber rückblickend würde Bettina Burgfeld sagen, „dass wir damals schon vieles richtig gemacht haben. Wir haben uns als die Anwälte der Kinder verstanden und waren auf deren Seite. Was heute in der Traumapädagogik wichtig ist, zum Beispiel die Kinderfortbildung, haben wir damals schon gemacht, nur unter anderem Namen.“ Geblieben sei auch nach wie vor der Zusammenhalt im Team: „Ein gutes Team kann fast alles schaffen und das brauchen wir für die Arbeit in der Jugendhilfe auch.
+++ Auch interessant: Menden: Ein neues Haus soll Kindern besonderen Schutz geben +++
Rat an junge Fachkräfte: Freude an der Arbeit mit den Kinder und Neugier
Was würde Bettina Burgfeld jungen Fachkräften raten, die heute in den Wohngruppen arbeiten? „Es hört sich vielleicht banal an, aber die Freude an der Arbeit mit den Kindern und die Neugier sollten die jungen Fachkräfte mitbringen. Sie sollten geduldig sein und die Reaktionen der Kinder nicht persönlich nehmen; manchmal braucht das gestresste Kind einen Blitzableiter und viele Kinder, die in unseren Wohngruppen leben, haben es nicht gelernt, ihre Gefühle zu kontrollieren.“ Außerdem sei es wichtig, einen zweiten Blick auf die Kinder zu wagen, also immer auch Verständnis aufzubringen. „Die Kinder spüren die Mühe, die sich die Erwachsenen mit ihnen machen“, ist Bettina Burgfeld überzeugt.
Dankbar, so viele tolle Menschen, große und kleine, begleitet und kennengelernt
Eine junge Frau habe ihr später einmal gesagt, „Du warst für mich wie eine zweite Mutter“, blickt die langjährige Erzieherin auf ihre Zeit als Betreuerin zurück. „Ich glaube, dass ich durch einen inneren Kompass für Spielräume und Grenzen viel Klarheit vermitteln konnte.“ Die Kinder hätten sich auf sie verlassen können: „Wenn ich den Kindern in Aussicht gestellt habe, morgen spielen wir Minigolf, dann habe ich das auch gemacht und das wussten die Kinder.“
Lesen Sie auch: Menden: Familien auf Zeit gesucht – Kinder brauchen Zuhause +++
Heute ist Bettina Burgfeld dankbar dafür, dass sie bei der Stiftung so viele tolle Menschen, große und kleine, begleiten und kennenlernen konnte. „Ich glaube, dass unsere Stiftung einen ganz guten Ruf hat und ich bin stolz darauf, dass auch ich zu diesem Erfolg beigetragen habe. Die pädagogische Arbeit in den beiden Diagnosegruppen habe ich in den letzten 16 Jahren sehr geprägt.“
Die Arbeit habe ihr irgendwie immer Freude gemacht, so ihr Fazit nach 47 Jahren. Ihr Geheimnis für eine so lange Dienstzeit? „Vielleicht habe ich einfach den richtigen Beruf gewählt.“
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Menden