Geburtstag

Pfarrer Cibulski wird 90 und schenkt sich einen Gottesdienst

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Klaus Cibulski mit seiner Ehefrau Dietlinde Cibulski-Theil. Der Pfarrer wird Ostermontag, 10. April, 90 Jahre alt.

Klaus Cibulski mit seiner Ehefrau Dietlinde Cibulski-Theil. Der Pfarrer wird Ostermontag, 10. April, 90 Jahre alt.

Foto: Corinna Schutzeichel / WP Menden

Menden.  Klaus Cibulski – viele Jahre evangelischer Pfarrer im Lahrfeld – wird Ostermontag 90 Jahre. Zu diesem Anlass schenkt er sich einen Gottesdienst.

Sein Beruf ist für ihn seit Jahrzehnten Berufung. Und er übt ihn immer wieder gerne aus, auch im hohen Alter. Pfarrer Klaus Cibulski wird Ostermontag, 10. April, 90 Jahre alt. Zum runden Geburtstag hat er sich ein besonderes Geschenk gewünscht: Er hält im Paul-Gerhardt-Haus auf der Platte Heide ab 11 Uhr einen Gottesdienst gemeinsam mit seinem Freund und Weggefährten Pfarrer Klaus Steinweg.

Geboren wurde Klaus Cibulski in Ostpreußen. Dort lebte er mit seinen Eltern und sieben Geschwistern in einem kleinen Dorf mit gerade mal elf Familien. Sein Vater leitete einen landwirtschaftlichen Betriebshof. Nachdem die Familie im Januar 1945 vertrieben wurde – der Vater war im Krieg –, war Klaus Cibulski mit seiner Mutter und seinen Geschwistern auf der Flucht.

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Arbeit in der Landwirtschaft

Über mehrere Zwischenstationen kam er zunächst nach Dänemark, landete dann später in Siegen. Er arbeitete als junger Mann drei Jahre als Landwirtschaftsgehilfe. „Ich habe dann gedacht, dass das nichts ist, was ich mein ganzes Leben machen möchte“, blickt er zurück. Und so begann er 1952 eine fünfjährige Ausbildung zum Diakon, arbeitete anschließend zehn Jahre als Gemeindediakon in Dülmen. Nach einem Wechsel nach Witten, wo er den dortigen Pfarrer vertrat, startete Klaus Cibulski schließlich seine Ausbildung zum Pfarrer. 1972 wurde er ordiniert, blieb bis 1975 in der dortigen Gemeinde.

Im Juli 1975 schließlich zog Klaus Cibulski mit seiner Frau und seinen beiden Kindern Sabine und Thomas nach Menden um, trat hier die Stelle als Pfarrer im Lahrfeld an. Über viele Jahre prägte er dort das Gemeindeleben maßgeblich, setzte sich mit seinen katholischen Amtskollegen für eine ökumenische Zusammenarbeit ein.

1996 ging Klaus Cibulski offiziell in den Ruhestand

1996 ging Klaus Cibulski zwar offiziell eigentlich in den Ruhestand, blieb aber seiner Berufung als Seelsorger trotzdem treu. Nachdem seine Ehefrau Anfang 1997 verstorben war, „habe ich mich neu orientiert“. Gemeinsam mit einer Gemeinde in Klagenfurt organisierte er mit den evangelischen und katholischen Gemeinden in Menden Hilfsaktionen. Sach- und Geldspenden wurden gesammelt, Klaus Cibulski fuhr mehrfach in Flüchtlingslager in Kroatien, um selbst vor Ort zu helfen.

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2001 heiratet Klaus Cibulski zum zweiten Mal, war ab da mit seiner Ehefrau Dietlinde Cibulski-Theil oft zur so genannten Urlaubsseelsorge unterwegs. Ob Gottesdienste, Vorträge oder Seelsorge: Klaus Cibulski arbeitete in Ungarn, in Südtirol und am Wörthersee. Und in Sachsen-Anhalt sowie Berlin/Brandenburg vertrat er viele Jahre Pfarrer, wenn diese zum Beispiel in den Urlaub fuhren und vor Ort keine Vertretung für ihre Gemeinden hatten.

Keine Last, aber Verantwortung

Bis vor wenigen Jahren führte Klaus Cibulski auch selbst regelmäßig Gottesdienste in Menden durch. Und bis heute führt er Beerdigungen durch: „Wenn mich jemand anspricht und fragt, dann mache ich das natürlich“, sagt der 89-Jährige. Vielfach kenne er die Menschen aus seiner jahrzehntelangen Arbeit in Menden. Als Last habe er es nie empfunden, auch als Pfarrer im Ruhestand noch gefordert zu sein, „aber man hat natürlich immer irgendeine Verantwortung. Auf der anderen Seite ist es auch eine Streicheleinheit für die Seele.“

Dass sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche im Alltag vieler Menschen an Bedeutung verloren hat, macht dem Senior zu schaffen. „Das, was Kirchen gerade auch in diesen Zeiten anzubieten haben, das ist sehr wichtig – und das sollte gehört werden“, erklärt Klaus Cibulski. „Aber es wird leider nicht gehört.“ Menschen wieder zu erreichen, sei vor allem über persönliche Verbundenheit möglich.

Als Pfarrer zu Besuch in der Albert-Schweitzer-Grundschule

Gerne erinnert er sich deshalb an seine Zeit als Pfarrer im Lahrfeld, als er regelmäßig auch in der Albert-Schweitzer-Grundschule bei den Kindern im Unterricht war. Eine Szene ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: Als er auf dem Schulhof war, rannten die Grundschüler auf ihn zu, umringten ihn und riefen „Das ist unser Pastor“. „Diese Aussage hat mich damals umgeworfen“, freut er sich. „,Unser Pastor‘, da war einfach eine Verbindung.“

Den bislang letzten Gottesdienst leitete Klaus Cibulski am 10. April des vergangenen Jahres, als er sein 50-jähriges Ordinationsjubiläum feiern konnte. Nun, ein Jahr später, möchte Klaus Cibulski nicht nur Familie und Weggefährten, sondern auch „seine“ einstigen Gemeindeglieder zu einem Gottesdienst im Paul-Gerhardt-Haus einladen: „Das ist ein Geschenk für mich und mein Dank gegenüber Gott, dass es mir gut geht.“

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