Nachts in der Wunne

Sprengsatz oder Müll? ABC-Einsatz der Feuerwehr Menden

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Gespenstische Szenerie: Die in Stoff eingewickelte Metalldose, aus der Flüssigkeit läuft, steht auf der Pkw-Motorhaube: Diese Lage sorgt in der Nacht zum Sonntag für den ABC-Einsatz der Feuerwehr Menden in der Wunne.

Gespenstische Szenerie: Die in Stoff eingewickelte Metalldose, aus der Flüssigkeit läuft, steht auf der Pkw-Motorhaube: Diese Lage sorgt in der Nacht zum Sonntag für den ABC-Einsatz der Feuerwehr Menden in der Wunne.

Foto: Stefan Deitel / Feuerwehr Menden

Bösperde.  Molotow-Cocktail oder nur Müll? Verdächtiger Gegenstand sorgt in Menden in der Nacht zu Sonntag für einen ABC-Einsatz. Die Polizei ermittelt.

Ein verdächtiges und möglicherweise gefährliches Objekt auf einer Pkw-Motorhaube in der Wunne hat in der Nacht zum Sonntag zu einem spektakulären ABC-Einsatz der Feuerwehr Menden geführt. Um 0.26 Uhr am Sonntag wurden die Wehrleute von einer Polizeistreife verständigt, die ihrerseits von beunruhigten Anwohnern alarmiert worden war. Als die Polizisten am Einsatzort eintrafen, stand auf dem Parkplatz vor einem der Mehrfamilienhäuser ein Auto, auf dessen Motorhaube ein verdächtiger Gegenstand lag. Mehrere Anwohner hatten die gespenstische Szenerie entdeckt und standen jetzt debattierend um den Wagen herum.

Angeblich Streit in der Nachbarschaft: Polizei geht vor Ort auf Nummer sicher

Die Polizisten forderten die Menschen zunächst auf, Abstand von dem Wagen zu nehmen. Das Objekt auf dem Auto entpuppte sich als ein mit Stoff umwickelter Behälter, aus dem eine unbekannte, übelriechende Flüssigkeit heraustropfte. Da niemand vor Ort sagen konnte, um was es sich dabei handelte, zugleich aber von einem größeren Streit in der Nachbarschaft die Rede war, gingen die eingesetzten Polizeibeamten auf Nummer sicher und riefen die Feuerwehr zu Hilfe.

Die Mendener Wehrleute unter Einsatzleiter Christian Boike rückten angesichts der unklaren Lage mit „großem Besteck“ aus. Hinzugerufen wurde auch der in Lendringsen stationierte „Dekon-V“-Einsatzwagen des Märkischen Kreises, von denen es im gesamten MK nur zwei gibt. Damit sind Entseuchungen und Entgiftungen möglich. In orangefarbenen Ganzkörper-Schutzanzügen entfernten die Wehrleute schließlich den Gegenstand, bei dem es sich um eine gefüllte und umwickelte Metalldose handelte.

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Molotow-Cocktail oder gedankenlose Müll-Entsorgung? Untersuchung läuft

Die Polizei beschlagnahmte das Objekt, dessen Inhalt und möglicher Zweck jetzt noch Gegenstand von Ermittlungen ist. Wie es am Sonntag auf der Kreisleitstelle der Polizei in Iserlohn weiter hieß, könne bislang nicht bestätigt werden, ob die Vermutung zutrifft, dass es sich um einen „Molotow-Cocktail“ handelte – also einen selbst gebauten Sprengsatz. Ebenso gut könne jemand einfach gedankenlos etwas entsorgt haben. Die Polizei nehme den Vorfall ernst, die Ermittlungen liefen.

Für die Feuerwehr Menden der zweite ABC-Einsatz binnen zwei Monaten

Für die Mendener Feuerwehrleute ist die Wunne indes bereits der zweite größere ABC-Einsatz binnen weniger Wochen. Anfang August hatte sich in einem leerstehenden Wohnhaus an der Galbreite eine zunächst unbekannte weiße Substanz gefunden. Weil zudem Einbruchsspuren am und im Haus entdeckt worden waren, rief die Polizei hier ebenfalls die Feuerwehr. Die wiederum ließ eine Spezialeinheit der Berufsfeuerwehr Dortmund anrücken: die „Analytische Task-Force“. In deren mobilem Labor, das auf dem Baufa-Gelände aufgebaut wurde, stellte sich dann rasch heraus, dass es sich lediglich um Dolomit, also Baukreide, handelte.

Auffällig: Dekon-Experten werden gerufen, wenn Streit oder Straftaten im Spiel sind

Ebenfalls Entwarnung konnte die Task Force im September 2017 nach dem Brandanschlag auf den „Königreichsaal“ der Zeugen Jehovas in Menden geben. Damals wurde bei den Löscharbeiten im Eingang ein unbekanntes weißes Pulver gefunden. Auch dieses Pulver entpuppte sich als harmlos. Wegen des Brandanschlags wurde eine damals 34-jährige Frau verhaftet, die im Streit mit ihrer Gemeinde gelegen hatte. Auffällig an allen ABC-Einsätzen sind die jeweiligen Begleitumstände. Denn ob Nachbarschaftsstreit, Einbruchsspuren oder Brandlegung: Die Gift-Experten der Feuerwehren werden offenbar vor allem dann gerufen, wenn unbekannte Substanzen im Umfeld größerer Konflikte oder Straftaten auftauchen.

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Vize-Kreisbrandmeister überzeugt sich in der Wunne von reibungslosem Ablauf

Feuerwehr-Sprecher Stefan Deitel erklärte dazu: „Obwohl wir ABC-Einsätze eher selten sind, klappt die Zusammenarbeit innerhalb unserer Feuerwehr und mit den beteiligten Kräften bemerkenswert gut.“ So war in der Nacht auch der Stellvertretende Kreisbrandmeister, Brandrat Jörg Döring, am Einsatzort. Er habe sich, so Deitel, vom nahezu reibungslosen Ablauf überzeugen können. Der Einsatz für die Feuerwehr war gegen 3 Uhr mit der Übergabe des verdächtigen Gegenstandes zur näheren Untersuchung beendet. Um was es sich handelt, steht noch nicht fest.

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