Meschede. Fachhochschulen ermöglichen auch die Promotion. Helena Hüster aus Freienohl ist in Meschede Doktorandin. Das ist ihr Thema.
Seit November bietet das Promotionskolleg NRW einen neuen Weg für Promotionen an Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Helena Hüster aus Freienohl ist dort Doktorandin und eine der ersten, die diesen Weg an der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede geht. Ihr Forschungsgebiet sind geschlechterspezifische Unterschiede in charismatischer Führung.
Eine trainierbare Fähigkeit
„Dass Charisma ausschließlich angeboren ist, ist ein Mythos“, räumt Hüster zunächst einmal mit Vorurteilen auf. Generell besteht Charisma aus symbolischen, wertebasierten und emotionalen Führungssignalen. „Charisma ist eine erlern- und trainierbare Fähigkeit und hat fundamentalen Einfluss auf die Leistung von Mitarbeitenden, vergleichbar mit finanziellen Anreizen“, so Hüster. Dies zeige die aktuelle Führungsforschung.
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Hüster interessieren vor allem Geschlechtereffekte in der charismatischen Führung. „Es reizt mich zu verstehen, welche charismatischen Führungstaktiken weibliche und männliche Führungskräfte einsetzen, welche körperlichen Charisma-Signale eine Rolle spielen und welche geschlechterspezifischen Unterschiede in der Wahrnehmung und Wirksamkeit existieren.“ Drei Jahre lang wird sie an diesen Fragestellungen in ihrer Promotion arbeiten, dabei quantitative Analysen und Experimente durchführen.
Drei Artikel in Fachjournalen
Ihre Promotion wird von Managementprofessor Dr. Ralf Lanwehr betreut und erfolgt kumulativ. Hüster muss ihre Ergebnisse in drei Artikeln in englischen Fachjournalen veröffentlichen. Ihr erstes Projekt ist eine Feldstudie in Kooperation mit der Vrije Universiteit Amsterdam, in der sie Artikel von männlichen und weiblichen sogenannten Insidern aus einem beruflichen sozialen Netzwerk untersucht. Ihre Fragestellung: „Gibt es einen messbaren Zusammenhang zwischen Charisma, Attraktivität und sozialem Einfluss in Abhängigkeit vom Geschlecht?“
Hierzu misst Hüster den Charisma-Gehalt in Artikeln mithilfe eines Charisma-Algorithmus und lässt zudem die Attraktivität der Autorinnen und Autoren bewerten. Letztlich wird der soziale Einfluss anhand von Performance-Kennzahlen bewertet.
Für die Charisma-Algorithmen arbeitet die Doktorandin mit einem Data Science-Team zusammen, welches die Algorithmen programmiert. „Diese Feldstudie soll Hinweise liefern, ob die Interaktion von Charisma und Attraktivität Auswirkungen auf den sozialen Einfluss hat“, erklärt Hüster. Genauer betrachten wird sie den Effekt in einer anschließenden Laborstudie zur Work Task Performance, anschließend die Ergebnisse veröffentlichen und auf einer Fachkonferenz vorstellen.
Masterstudium Wirtschaft in Meschede
Feuer für die Forschung gefangen hat die Doktorandin in ihrem Masterstudium Wirtschaft in Meschede. „Ich bin in ein Forschungsprojekt zum Thema Charisma gerutscht, habe meine Masterarbeit dazu geschrieben und das erste Mal richtig geforscht.“ Zu diesem Zeitpunkt interessierte sie sich bereits für Geschlechtereffekte in der Führung. „Da zu meinem Thema im Bereich der charismatischen Führung noch nicht viele wissenschaftliche Studien durchgeführt wurden, habe ich so für mich die perfekte Forschungslücke gefunden.“ Motiviert durch sehr forschungsaktive Persönlichkeiten im Team um ihren Doktorvater war es nur ein kleiner, folgerichtiger Schritt zur Promotion.
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Hüster schätzt die anwendungsorientierte Forschung und Lehre an der Fachhochschule Südwestfalen. Deshalb und aufgrund vieler Wirtschaftskontakte im Team entschied sie sich für die Promotion über das Promotionskolleg NRW.
Theoriearbeit, Schreiben, Forschungsdesign entwickeln, Studien durchführen, aber auch Projektmanagement, Teamwork und Mitarbeiterführung – diese Kombination in der Forschungsarbeit begeistert Hüster. Sie beschreibt sich als ehrgeizig, diszipliniert und hat ein hohes Leistungsmotiv. „Meine Persönlichkeit passt gut zum Doktorandendasein“, meint Hüster. „Ich schätze die Entwicklungsmöglichkeiten im Rahmen meiner Promotion sehr.“
>>> HINTERGRUND <<<
Als hochschulübergreifende wissenschaftliche Einrichtung der Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in NRW führt das Promotionskolleg NRW eigenständige Promotionsverfahren durch und vergibt Doktorgrade.
An den HAW in NRW waren Promotionen bislang nur in Kooperation mit einer Universität möglich. Mit der Verleihung des Promotionsrechts an das Promotionskolleg NRW am 17. November 2022 machte Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, den Weg frei für Promotionen im Profil der HAW.
Mehr Informationen zum Promotionskolleg NRW unter www.pknrw.de
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