Inklusion

Rollstuhl-Handbike? Krankenkasse: Lieber zum Reha-Sport

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Michelle (27) aus Kreuztal arbeitet bei der AWO als Näherin.

Michelle (27) aus Kreuztal arbeitet bei der AWO als Näherin.

Foto: Privat / Handycap Siegen

Fellinghausen/Birlenbach  27-Jährige aus Kreuztal sitzt im Rollstuhl - ein medizinisches Fahrzeug würde ihr sehr viel Eigenständigkeit ermöglichen. Ihr sehnlichster Wunsch

Die 27-jährige Michelle A. aus Kreuztal-Fellinghausen leidet seit ihrer Geburt an rechtsseitiger Hemiparese – Lähmung einer Körperhälfte – und Epilepsie. Bis sie 16 Jahre alt war, bekam sie immer mal wieder Anfälle – im Sommer 2013 geschah dann das, was ihr Leben für immer verändern sollte: Sie verlor die Fähigkeit, mit ihren eigenen Beinen zu laufen. Nach zehn heftigen Anfällen an einem Tag wurde sie ins Krankenhaus gebracht und dort in ein künstliches Koma gelegt. Als sie nach vier Tagen wieder erwachte, konnte sie nicht mehr laufen, sprechen und schreiben. Ein Schicksalsschlag für sie, ihre Freunde und Familie, so die Angehörigen.

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Aber Michelle kämpfte sich zurück ins Leben und begann hart zu arbeiten, um wieder so selbstständig wie möglich sein zu können. Dabei ist ihr klar, dass sie mit den Folgen der rechtsseitigen Lähmung vermutlich ihr Leben lang zu kämpfen haben, dass sie dauerhaft auf einen Rollstuhl und Unterstützung in vielen Situationen angewiesen sein wird. Mit dieser Perspektive nicht zu verzweifeln, klingt einfacher als es ist. Unterkriegen lässt sich Michelle aber nicht.

Handycap Siegen: Krankenkasse will nicht zahlen – Rehasport reicht

Die 27-Jährige wünscht sich nun von Herzen ein Handbike. Das ist ein medizinisches Spezialgerät, das an ihren Rollstuhl angepasst und davor montiert wird. Michelle kann die Kurbel bedienen – das würde ihre Mobilität und Eigenständigkeit und damit ihr Lebensqualität enorm steigern – zum Beispiel bei Fahrradtouren mit ihrer Familie. Wenn sie im Rollstuhl mitfährt, kann Michelle mit anderen Fahrradfahrern kaum mithalten; zudem ist das Antreiben der Räder sehr kraftraubend. Mit einem Handbike, das auf Michelles Behinderung angepasst ist und unter anderem eine entsprechende Übersetzung hat, wäre sie deutlich mobiler. Allerdings kosten solche speziellen Gefährte rund 6000 Euro, so der Verein Handycap Siegen, der Michelle unterstützt. Die Krankenkasse habe es zwei Mal abgelehnt, die Kosten zu übernehmen. Begründung: Michelle könne ja einmal pro Woche am Rehasport teilnehmen.

„Als ich das erste Mal von Michelle und ihrem Wunsch hörte, stand für mich beim Hausbesuch fest, dass wir helfen müssen“, so Petra Wagner von Handycap Siegen. Der Verein kümmert sich in solchen Fällen um Spenden und Aufmerksamkeit für die Menschen, denen vielfach mit einem solchen Hilfsmittel eine ganz wesentliche Alltagserleichterung ermöglicht werden kann. Zuletzt hatte sich das Team – erfolgreich – für den schwer mehrfachbehinderten Marvin (23) und seine Mutter eingesetzt, die dringend ein rollstuhlgerechtes Auto brauchten. Und dank Unterstützung von Handycap und vielen Spenden auch bekamen.

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Auch für Michelle hat der Verein nun einen Spendenaufruf initiiert, um ihr ihren Wunsch nach einem selbstbestimmteren Leben und mehr Mobilität erfüllen zu können. Auch Aktionen wie ein Waffelverkauf oder ein Benefizturnier seien möglich, so Petra Wagner: Wir sind für jede Unterstützung dankbar!“

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