Bad Berleburg. Ein Baukran zieht einen Wasserschlauch auf zehn Meter Höhe. Das sind die Hintergründe.
„Der doppelte Anker reißt nicht“, sagt Eike Busch. Er hat bereits bei der Jugendfeuerwehr einiges über Knoten gelernt. Aber was genau hat ein doppelter Anker an einem Wasserschlauch zu suchen und warum befindet sich der Haken des Baukrans, der sonst auf dem Gelände des künftigen neuen Capitols für die Bauarbeiten genutzt wird, über dem Platz vor dem Johannes-Althusius-Gymnasiums in Bad Berleburg? „Wir machen ein Experiment“, sagt Eike, Schüler der Klasse 8a. Seine Hände sind leicht blau gefärbt – ebenso die einiger seiner Mitschüler. Grund zur Sorge aber besteht nicht. Es handelt sich dabei lediglich um Lebensmittelfarbe. Doch was genau machen die Schüler dort eigentlich?
Das Experiment
Wie sich herausstellte handelt es sich dabei nicht um irgendein Experiment, sondern um ein Physik-Experiment, um zu zeigen, „dass der Luftdruck bei uns genauso hoch ist, wie in zehn Metern Tiefe“. Und um das zu zeigen, wird also kurzerhand ein Schlauch unter Wasser mit ein wenig blauem Wasser gefüllt, an einem Ende luftdicht verschlossen während das andere Ende sich im Wasserbehälter befindet und dann schließlich mit dem Kran auf zehn Meter Höhe gezogen.
Die Schwierigkeit daran? „Der Schlauch muss wirklich zu 100 Prozent luftdicht verschlossen sein auf der anderen Seite. Sonst funktioniert es nicht“, so Clemens Binder, Schulleiter und gleichzeitig auch Physiklehrer am JAG. Und tatsächlich: Bei zehn Metern Höhe angekommen, hat sich das Wasser nicht weiter bewegt. Der Grund: Eine Wassersäule von 10 Metern entspricht ungefähr dem Luftdruck von 1 bar. Wird mit einer Pumpe Wasser von oben angezogen, vermag der Luftdruck das Wasser nicht höher als 10 Metern zu heben, oberhalb davon entsteht somit ein Vakuum.
Die Vorbereitung
Dass es überhaupt zu diesem Experiment kommt, hätte Clemens Binder nicht gedacht. „Ich dachte mir, da wir kein Gebäude haben, welches hoch genug ist, können wir das Experiment auch nicht machen.“ Doch die Rechnung hat er ohne seine Schüler gemacht. Denn die haben den glücklicherweise den Kran auf dem Bauplatz genau gegenüber gesehen, einen Brief geschrieben und kurzerhand zur Baustelle gebracht. „Die kamen plötzlich zurückgelaufen und sagten ‘Ist geregelt’“, so Binder und lacht.
Und was sagt der Kranfahrer zu der ungewöhnlichen Frage der Schüler? „Das ist doch schön. Wann hat man schon mal die Gelegenheit und eine Baustelle direkt vor der Schule?“, so der Herr mit dem gelben Bauhelm. Sein Kollege hatte die Sache in die Wege geleitet. Interessiert schaute er den jungen Forschern zu und fuhr mit seinem Finger über das Bedienungsfeld. Langsam bewegte sich der Haken, an dem der Wasserschlauch befestigt worden ist, nach oben.
Mit dabei: Ein Maßband. „Wie weit sind wir schon?“, fragt ein Schüler. „Bei acht Metern“, so Mia Dreisbach, die sichtlich Freude an dem Experiment hatte. „Es ist einfach cool, dass wir so viele Dinge auch praktisch ausprobieren können“, sagt sie. „Wir sind dem Kranfahrer auch sehr dankbar, dass er das alles mitgemacht hat.“ Und da stimmen ihr alle zu. Und der Kranfahrer? Der freut sich ebenfalls und geht anschließend wieder zurück zum neuen Capitol. Insgesamt geht der gelbe Kran im Übrigen auf bis zu 14 bis 15 Metern Höhe.
Und wie zufrieden ist der Schulleiter? „Sehr zufrieden. Ich war wirklich aufgeregt zu Beginn aber das Experiment hat super funktioniert“, freut sich Binder.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Wittgenstein