Bad Laasphe/Wittgenstein. Energiegenossenschaft steigert Jahresproduktion um 35 % und will weiter Photovoltaik ausbauen. Außerdem geht sie kritisch mit Klimaprotesten um.
Wie an jedem Jahresanfang zieht die Energiegenossenschaft Wittgenstein eG eine Bilanz der Stromproduktion ihrer Photovoltaik-Anlagen. Dank des weiteren Zubaus neuer Anlagen sowie einem rekordverdächtigen Sonnenjahr konnten 643.000 Kilowattstunden Strom erzeugt werden (+35 Prozent gegenüber dem Vorjahr; 2021: 476.000 kWh). Das berichtet die Genossenschaft in einer Pressemitteilung.
Neu am Netz waren die PV-Anlagen in Volkholz, auf dem Sportheim in Hesselbach sowie auf dem August-Hermann-Francke-Haus Bad Laasphe. Ihre erste volle „Saison“, also ein volles Jahr, liefen die Anlagen auf dem Sportheim in Banfe und der Turnhalle Erndtebrück. Der Zuwachs ist letztlich zu drei Viertel auf die neuen Anlagen und zu einem Viertel auf das bessere Wetter zurückzuführen. Die vorhandenen Anlagen haben 14 Prozent mehr Strom produziert als im Jahr 2021, einem recht geringen Sonnenstunden.
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Im Jahr 2022 wurde auch die zweimillionste Kilowattstunde erzeugt; bislang waren es 2,3 Millionen Kilowattstunden, welche die elf Photovoltaik-Anlagen der Energiegenossenschaft produzierten. Diese Strommenge reicht aus, um 11 Millionen Entfernungskilometer mit einem E-Auto zurückzulegen oder knapp 300 mal die Erde zu umrunden. Oder dies entspricht dem Jahresbedarf von knapp 1000 Haushalten.
Weitere Anlagen geplant
Da aber die Umstellung auf erneuerbare Energien einen sehr deutlichen Zubau auf das drei- bis vierfache der aktuellen Photovoltaik-Leistung bedarf, plant die Energiegenossenschaft einige weitere Anlagen. Auf ausschließlich ehrenamtlicher Arbeit basierend werden derzeit weitere Anlagen in Wittgenstein geplant und umgesetzt. Konkret wird die vorhandene Anlage auf der Kulturhalle Wittgenstein in Dotzlar deutlich erweitert und eine Anlage auf dem Frosthaus Hesselbach errichtet. Andere Projekte finden sich in der frühen Planung. Nebenbei plant die Energiegenossenschaft im Sommer 2023 eine kleine Feierlichkeit zum zehnjährigen Gründungsjubiläum.
Kritik an Klimaprotesten
Zu den zurückliegenden Klimaprotesten meint die Genossenschaft: „Natürlich ist es relevant, sich für saubere und nachhaltige Energieversorgung einzusetzen. Jedoch verändert ein Protest gegen Kohlekraft nichts an der Situation.“ Aus Sicht der Energiegenossenschaft ist es wichtig, mit einem stark steigenden Zubau von Wind und Sonne Kohlekraftwerke aktiv aus dem Strommarkt zu verdrängen. Der Strom muss irgendwo herkommen, wenn Atom- und Kohlekraft unerwünscht sind. Jeder Bürger kann über Balkon-Solarkraft, eine normale private Photovoltaik-Anlagen oder eben über eine Investition in die Energiegenossenschaft den Wandel des Stromsystems gestalten - getreu dem Motto „Nicht schwätzen, machen“.
Verzicht ist nicht gewünscht
Ein weiteres Manko sind Aufrufe zum Verzicht, da dies von der Mehrheit der Gesellschaft nicht gewünscht wird: Natürlich kann man in der kalten und dunklen Wohnung sitzen und nicht mehr in den Urlaub fahren oder fliegen. Jedoch ist der Nachhaltigkeitseffekt durch diesen Verzicht deutlich geringer als oft gedacht. Wichtiger ist hingegen, schnellstmöglich die vorhandenen Technologien zu nutzen, um mit diesen den gleichen Lebensstandard auf eine saubere Art und Weise zu erhalten oder gar zu steigern. Mit genug erneuerbarem Strom kann die Wohnung mit einer Wärmepumpe geheizt oder der Urlaub dank E-Auto oder E-Fuels (Kerosin aus Strom) angetreten werden.
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